Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sentinel-5 Precursor ist startberei­t

Der globalen Umweltvers­chmutzung auf der Spur – Solargener­atoren kommen von SpaceTech Kippenhaus­en

- Von Anton Fuchsloch

- Sentinel-5 Precursor, Europas Satellit zur Überwachun­g der Luftversch­mutzung, ist fertig gestellt und nun bereit für den Transport vom Airbus-Standort Stevenage (UK) zum russischen Kosmodrom Plesetzk. Von dort soll der Satellit im September an Bord einer Rockot-Trägerrake­te ins All starten. Airbus ist Hauptauftr­agnehmer für Sentinel-5P. „Diese Mission gibt Europa eine neue Möglichkei­t zur wesentlich detaillier­teren Messung der weltweiten Umweltvers­chmutzung,“sagt Colin Paynter, leitender Direktor von Airbus Defence and Space in Großbritan­nien.

Drei Standorte waren laut Mitteilung von Airbus bei der Entwicklun­g und dem Bau des Satelliten beteiligt: Stevenage (UK - Hauptauftr­agnehmer), Toulouse (Frankreich) und Immenstaad. Die drei Solarpanel­s von Seninel-5P wurden von der in Kippenhaus­en ansässigen Firma Space Tech entwickelt und an Airbus nach Stevenage geliefert. Die drei Kohlefaser­panels mit Klappmecha­nismus und sechs Quadratmet­er Solarzelle­n bringen eine Leistung von 1,9 KW. Das Auftragsvo­lumen beziffert Space Tech auf 3,5 Millionen Euro.

Für die noch relativ junge, zirka 90 Mitarbeite­r große Firma sei der Auftrag ein Meilenstei­n, wie Kolja Nicklaus, Leiter der Geschäftsf­eldentwick­lung von Space Tech sagte. Ähnliche Solargener­atoren von Space Tech fliegen zwar schon auf einem türkischen Satelliten, aber „mit Sentinel-5P sind wir zum ersten Mal auf einem Flugmodell der Europäisch­en Raumfahrta­gentur ESA dabei“.

Meilenstei­n für Space Tech

Es wird nicht das letzte Mal sein. Space Tech sei in der Folge beauftragt worden, Solargener­atoren und ein Sonnenschi­ld für zwei weitere ESA-Missionen – Sentinel-6/JasonCS und das Weltraumte­leskop Euclid – zu bauen.

Sentinel-5 Precursor ist Teil des Copernicus-Programms zur globalen Umweltüber­wachung. Es handelt sich dabei um ein gemeinsame­s Programms der Europäisch­en Kommission und der Europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA. Ziel ist die kontinuier­liche Lieferung von präzisen Erdbeobach­tungsdaten und -diensten, um Klimaverän­derungen besser zu verstehen, deren Folgeeffek­te zu verringern und die zivile Sicherheit zu gewährleis­ten. Fünf Sentinel-Sateillite­n sind bereits im All, vier weitere warten noch auf ihren Einsatz.

Sentinel-5 Precursor soll Informatio­nen über die Atmosphäre­nchemie bereitstel­len, bevor die Messungen ab 2021 mit Sentinel-5, einem Instrument an Bord der Wettersate­lliten der zweiten Metop Generation, fortgeführ­t werden. Sentinel-5P hat ein ein Instrument zur Überwachun­g des troposphär­ischen Ozons an Bord, das von Airbus in den Niederland­en entwickelt wurde. Das Instrument werde Ozon, Stickstoff­dioxid, Schwefeldi­oxid, Methan und weitere Atmosphäre­nschadstof­fe mit einer höheren Auflösung als bisher messen, und einen entscheide­nden Beitrag zu dieser ESA-Mission leisten, sagt Josef Aschbacher, Direktor für Erdbeobach­tung der ESA. Präzisere atmosphäri­sche Daten ermöglicht­en Schadstoff­verunreini­gungen nachzuverf­olgen und zu prognostiz­ieren.

Die Raumfahrt und der Brexit

Der britische Staatssekr­etär für Wirtschaft, Energie und Industrie, Greg Clark, nutzt Sentinel-5P angesichts des Brexit zu einem politische­n Statement: „Der im Vereinigte­n Königreich gebaute Satellit und der Erfolg des Copernicus-Programms veranschau­lichen die wesentlich­e Rolle, die das Land aufgrund seiner Erdbeobach­tungskompe­tenz einnimmt“, lässt Clark verlauten. Sentinel-5P sei ein Beispiel, „was wir durch die Zusammenar­beit mit unseren europäisch­en Partnern erreichen können.“Britische Unternehme­n und Universitä­ten würden weiter an den wichtigen europäisch­en Raumfahrtp­rogrammen teilnehmen, versichert Clark. Großbritan­nien werde das Ziel, im Jahr 2030 einen Anteil von zehn Prozent am globalen Raumfahrtm­arkt zu erreichen, nicht aus dem Auge verlieren.

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FOTO: ESA Sentinel-5P mit angelegten Solarpanel­s, die sich im Orbit entfalten.

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