Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Sentinel-5 Precursor ist startbereit
Der globalen Umweltverschmutzung auf der Spur – Solargeneratoren kommen von SpaceTech Kippenhausen
- Sentinel-5 Precursor, Europas Satellit zur Überwachung der Luftverschmutzung, ist fertig gestellt und nun bereit für den Transport vom Airbus-Standort Stevenage (UK) zum russischen Kosmodrom Plesetzk. Von dort soll der Satellit im September an Bord einer Rockot-Trägerrakete ins All starten. Airbus ist Hauptauftragnehmer für Sentinel-5P. „Diese Mission gibt Europa eine neue Möglichkeit zur wesentlich detaillierteren Messung der weltweiten Umweltverschmutzung,“sagt Colin Paynter, leitender Direktor von Airbus Defence and Space in Großbritannien.
Drei Standorte waren laut Mitteilung von Airbus bei der Entwicklung und dem Bau des Satelliten beteiligt: Stevenage (UK - Hauptauftragnehmer), Toulouse (Frankreich) und Immenstaad. Die drei Solarpanels von Seninel-5P wurden von der in Kippenhausen ansässigen Firma Space Tech entwickelt und an Airbus nach Stevenage geliefert. Die drei Kohlefaserpanels mit Klappmechanismus und sechs Quadratmeter Solarzellen bringen eine Leistung von 1,9 KW. Das Auftragsvolumen beziffert Space Tech auf 3,5 Millionen Euro.
Für die noch relativ junge, zirka 90 Mitarbeiter große Firma sei der Auftrag ein Meilenstein, wie Kolja Nicklaus, Leiter der Geschäftsfeldentwicklung von Space Tech sagte. Ähnliche Solargeneratoren von Space Tech fliegen zwar schon auf einem türkischen Satelliten, aber „mit Sentinel-5P sind wir zum ersten Mal auf einem Flugmodell der Europäischen Raumfahrtagentur ESA dabei“.
Meilenstein für Space Tech
Es wird nicht das letzte Mal sein. Space Tech sei in der Folge beauftragt worden, Solargeneratoren und ein Sonnenschild für zwei weitere ESA-Missionen – Sentinel-6/JasonCS und das Weltraumteleskop Euclid – zu bauen.
Sentinel-5 Precursor ist Teil des Copernicus-Programms zur globalen Umweltüberwachung. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Programms der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Ziel ist die kontinuierliche Lieferung von präzisen Erdbeobachtungsdaten und -diensten, um Klimaveränderungen besser zu verstehen, deren Folgeeffekte zu verringern und die zivile Sicherheit zu gewährleisten. Fünf Sentinel-Sateilliten sind bereits im All, vier weitere warten noch auf ihren Einsatz.
Sentinel-5 Precursor soll Informationen über die Atmosphärenchemie bereitstellen, bevor die Messungen ab 2021 mit Sentinel-5, einem Instrument an Bord der Wettersatelliten der zweiten Metop Generation, fortgeführt werden. Sentinel-5P hat ein ein Instrument zur Überwachung des troposphärischen Ozons an Bord, das von Airbus in den Niederlanden entwickelt wurde. Das Instrument werde Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Methan und weitere Atmosphärenschadstoffe mit einer höheren Auflösung als bisher messen, und einen entscheidenden Beitrag zu dieser ESA-Mission leisten, sagt Josef Aschbacher, Direktor für Erdbeobachtung der ESA. Präzisere atmosphärische Daten ermöglichten Schadstoffverunreinigungen nachzuverfolgen und zu prognostizieren.
Die Raumfahrt und der Brexit
Der britische Staatssekretär für Wirtschaft, Energie und Industrie, Greg Clark, nutzt Sentinel-5P angesichts des Brexit zu einem politischen Statement: „Der im Vereinigten Königreich gebaute Satellit und der Erfolg des Copernicus-Programms veranschaulichen die wesentliche Rolle, die das Land aufgrund seiner Erdbeobachtungskompetenz einnimmt“, lässt Clark verlauten. Sentinel-5P sei ein Beispiel, „was wir durch die Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern erreichen können.“Britische Unternehmen und Universitäten würden weiter an den wichtigen europäischen Raumfahrtprogrammen teilnehmen, versichert Clark. Großbritannien werde das Ziel, im Jahr 2030 einen Anteil von zehn Prozent am globalen Raumfahrtmarkt zu erreichen, nicht aus dem Auge verlieren.