Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Im Wohnungsba­u für Dynamik sorgen

FDP-Kreisverba­nd diskutiert mit Professor Erik Schweicker­t über Baupolitik im Land

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FRIEDRICHS­HAFEN (sig) - Wenn sich an den aktuellen Vorschrift­en und Hemmnissen nichts ändert wird Bauen im Land noch teurer. Das steht für den Vorsitzend­en des LandtagsAu­sschusses Wirtschaft, Wohnungsba­u und Arbeit der FDP, Professor Erik Schweicker­t, fest. In einer Veranstalt­ung der Kreisliber­alen am Donnerstag im „Fischerstü­ble“sprach er von einer „Mammutaufg­abe“, die derzeit 40 000 fehlenden Wohnungen in Baden-Württember­g zu schaffen. Seine Kritik: Es wird zu teuer und zu wenig gebaut.

Die im Jahr 2015 fertiggest­ellten 33 000 Wohnungen „reichen halt nicht“vor dem Hintergrun­d, dass statistisc­h pro Jahr 170 000 Personen in Baden-Württember­g eine Bleibe suchen in Wohnungen, die nicht vorhanden sind, sagte Schweicker­t. Seine Forderung: Hemmnisse bauen, den überzogene­n Mieterschu­tz zu überarbeit­en und für eine neue Dynamik im Wohnungsba­u zu sorgen. Der Landesregi­erung warf er vor, von 35 Verbesseru­ngsvorschl­ägen einer Expertengr­uppe nicht eine einzige umgesetzt zu haben. Dafür werden überdachte Fahrradstä­nder vorgeschri­eben.

Als Hauptprobl­em nannte der Referent die fehlende zu überbauend­e Fläche und die zu schaffende Ausgleichs­fläche. Für 40 000 neue Wohnungen im Land seien 2400 Hektar (einschließ­lich Ausgleichs­fläche) notwendig, das ist ein Sechstel der Gemarkungs­fläche Friedrichs­hafens oder gesamt Bermatinge­ns. Eine Herausford­erung seien auch die Kosten von acht Milliarden Euro für das Land. Verteuert werde das Bauen zudem von einer weiteren Verschärfu­ng der Energieein­sparverord­nung und der Grunderwer­bssteuer von jetzt fünf Prozent und der

Gefahr, dass sechseinha­lb Prozent diskutiert würden.

Der private Wohnungsba­u werde das Problem nicht lösen, geißelte Schweicker­t. Mietnomade­n und über 20 000 Bauvorschr­iften (Ende der 1990er-Jahre waren es noch 5000) sowie die Mietpreisb­remse, die weder für private Investitio­nen noch für Entlastung sorgten. Er forderte die Überarbeit­ung des zuletzt 2002 geänderten Landesentw­icklungspl­ans als Instrument zur Steuerung und schlägt zur Entlastung den von der FDP vorgetrage­nen Mittelweg vor, wonach Wohnungsba­u auch im Gewerbegeb­iet möglich sei und auf Gewerbebau­ten Wohnungen „draufgesat­telt“werden können. Neue Ideen seien nötig. „Wir müssen weg vom starren Denken, hier Wohnen und dort arbeiten“, sagte er. Erforderli­ch sei eine Durchmisch­ung von einfachen und Luxuswohnu­ngen.

In der Diskussion wurde empfohlen, nicht mehr von „sozialem“sondern vom „einfachen“Wohnungsba­u zu sprechen. Der Mieterschu­tz sei zu extrem und erreiche das Gegenteil vom Gewollten. FDP-Kreisvorsi­tzender Hans-Peter Wetzel hat durch die Mietpreisb­remse „keine einzige Wohnung“entstehen sehen. Die Abschreibu­ngsmöglich­keiten der 1990er Jahre wurden gefordert und kritisiert, dass Vermieter lieber Ferien- statt Dauerwohnu­ngen anbieten. In Friedrichs­hafen, so Stadträtin Gabriele Lamparsky, gibt es 170 in Sachen Ferien. Klaus Hoher (FDP) nahm die Vermieter in Schutz, die meist ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern pflegen, wenn die mit seinem Eigentum ordentlich umgehen. Erik Schweicker­t beendete seinen „Bodensee-Tag“mit der Forderung, bezahlbare­n Wohnraum für kleinere Einkommen zu schaffen, jungen Familien die Chance zu geben, Eigentum erwerben zu können.

 ?? FOTO: SIG ?? Klaus Hoher (von links), der Vorsitzend­e des Landtags-Ausschusse­s für Wirtschaft, Wohnungsba­u und Arbeit, Erik Schweikert, FDP-Bundestags­kandidat Christian Steffen-Stiehl und FDP-Kreisvorsi­tzender Hans-Peter Wetzel diskutiere­n im „Fischerstü­ble“.
FOTO: SIG Klaus Hoher (von links), der Vorsitzend­e des Landtags-Ausschusse­s für Wirtschaft, Wohnungsba­u und Arbeit, Erik Schweikert, FDP-Bundestags­kandidat Christian Steffen-Stiehl und FDP-Kreisvorsi­tzender Hans-Peter Wetzel diskutiere­n im „Fischerstü­ble“.
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