Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Einmaliger Charakter ist zu wertvoll“
Zur Bauentwicklung in der Gemeinde Langenargen: Bewusst habe ich Langenargen als Wohnort gewählt, weil ich hier vor etwa fünf Jahren noch ein stimmiges Verhältnis von Bestands- und Neubauten vorgefunden habe. Es gab eine ganze Reihe sehr charakteristischer Winkel, Ecken, Gebäude-Ensembles und Plätze, sehr schöne Vorgärten, Grünflächen und sogar noch Baulücken. Ingesamt das aufgelockerte Bild einer Kommune mit viel Herz, Charme und Charakter, mit ausgeprägtem Lokalkolorit und auch starker historischer Bindung.
Im Laufe der Jahre musste ich nun zusehen, wie eins dieser schönen und ortsbildprägenden Elemente nach dem anderen verschwand und durch Wohnbauten ersetzt wurde, die so ganz und gar nicht nach Langenargen passen. Im letzten Ausschuss für Umwelt und Technik am 24. Juli hat die Mehrheit der Gemeinderäte, durch die Zustimmung zu verschiedenen Befreiungen bei einem Einfamilienhaus, wieder dem Abriss eines gut erhaltenen, schönen, kleinen Ensembles in der Goethestraße die Zusage erteilt, als fehle das Bewusstsein für die wenige, noch vorhandene, wertvolle Bausubstanz. Gibt es denn gar kein Interesse von Seiten der Gemeinde das zu erhalten, was den Charme des Ortes ausmacht?
Soll Langenargen zu einer Kommune verkommen, die den Charakter einer langweiligen Vorstadt hat? Wenn das eintritt, werden sich unsere Gäste sehr schnell abwenden, und auch den Einheimischen wird ihr eigener Ort fremd werden. Sägen wir bitte nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen. Der einmalige, dörflich idyllische Charakter von Langenargen mit seiner Geschichte ist viel zu wertvoll. Er darf nicht aufs Spiel gesetzt werden, um kurzfristige Ziele zu erreichen oder den verwaltungstechnisch einfachsten Weg zu gehen. Das Beispiel Ensinger Straße in Ravensburg zeigt, dass es auch anders geht.
Wir müssen mehr Sorge tragen für unseren Ort!
Dr. Hagen Uetz, Langenargen