Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schulz sieht sich als baldigen Wahlsieger
SPD-Kandidat offen für neue Große Koalition – Seine Partei holt in Umfrage leicht auf
BERLIN (dpa) - SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gibt sich sechs Wochen vor der Bundestagswahl trotz niedriger Umfragewerte siegessicher. „Ich rechne damit, dass ich eine gute Chance habe, die nächste Bundesregierung anzuführen“, sagte der SPDChef am Sonntag im Sommerinterview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Ich werde Kanzler“, ergänzte er. Schulz zeigte sich offen für eine neuerliche Große Koalition, wenn die SPD mit ihm den Kanzler stelle: „Ich hab’ nix gegen ’ne Große Koalition unter meiner Führung. Wenn dann die CDU als Juniorpartner eintreten will, soll’n sie sich das überlegen.“
Die SPD hat in einer Umfrage den Abstand auf CDU und CSU leicht verringert. Im neuen Sonntagstrend legten die Sozialdemokraten im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 24 Prozent zu. CDU und CSU verharrten in der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der „Bild am Sonntag“zum sechsten Mal in Folge bei 38 Prozent. Auch die Linken (zehn Prozent), die FDP und die AfD (beide acht Prozent) blieben auf dem Stand der Vorwoche. Die Grünen verloren einen Zähler und kamen auf sieben Prozent.
Der SPD-Kanzlerkandidat hat gewarnt, die Folgen des Dieselskandals auf die Autofahrer abzuwälzen. Dieselfahrer seien hauptsächlich Pendler, kleine Handwerker und Lieferanten, sagte Schulz in „Berlin direkt“. Er sei „entschieden dagegen“, dass sie nun „die Zeche zahlen sollen“. Zuvor hatte Schulz eine verbindliche Quote für Elektroautos in Europa gefordert.
Auf dem Feld der inneren Sicherheit fordert Schulz eine bessere Ausstattung der Polizei. Bei einem Wahlsieg werde er bei Ministerpräsidenten und Innenministern der Länder einheitliche Regeln einfordern, sagte er am Sonntag im Townhall-Meeting des Fernsehsenders RTL. Mit Blick auf die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern und Migranten sagte er: „Wer in diesem Land Schutz sucht, aber die Gesetze dieses Landes nicht respektiert, der wird abgeschoben.“