Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kinder denken über große Fragen nach
Sommerakademie der Kinderuniversität lässt die Köpfe junger Teilnehmer rauchen
FRIEDRICHSHAFEN - Die Sommerakademie der Kinderuniversität vom 7. bis zum 11. August hat ein spannendes Lernprogramm für 35 Jungen und Mädchen im Alter von 5 bis 15 Jahren geboten. Fünf freie Plätze waren in Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten der Stadt, Ines Weber, an Flüchtlingskinder vergeben worden.
Die erste Vereinsvorsitzende Gudrun Schäfer-Burmeister betonte im Gespräch der Schwäbischen Zeitung: „Das soll keine Ungleichbehandlung darstellen. Wenn eine einheimische Familie die Anmeldegebühr nicht aufbringen kann, soll sie sich direkt bei uns melden und wir finden bestimmt eine Lösung.“
Während der Vorlesungswoche herrschte besonders gute Stimmung. Die fleißig lernenden Kinder entlockten Mitarbeitern der dualen Hochschule ein Lächeln, schilderte Frauke Pieper-Keller von der Kinderuniversität. „Ein Mitarbeiter bot uns sogar an, dass er bald mal als Dozent selbst mitmacht.“Schäfer-Burmeister ergänzte, dass sie genau damit das Ziel der Kinderuni erreichen würden. „Wir möchten ja, dass es sich vermischt und dass die Uni an sich für die Kinder das Exotische verliert.“
Mit diesem Ansatz bietet die Kinderuniversität seit 2012 – mit einer Unterbrechung 2016 – eine einwöchige Sommerakademie neben den regelmäßigen Vorlesungssamstagen an. Eine Woche lang dürfen die Kinder hier lernen, forschen und natürlich auch selbst Dinge bauen und entstehen lassen. Ein festes Thema solle es dabei nicht geben, erläuterte Pieper-Keller. Vielmehr sei es wichtig, eine bunte Themenmischung für die Kinder zu bieten.
Dabei seien für sie selbst als Organisatoren auch immer wieder Überraschungen dabei: „Wir haben zwei neue Dozenten und beide haben die Kinder total begeistert“, verriet sie. Ulrich Ettenhager sei mit seiner Frau in der Vorlesung erschienen und gemeinsam hätten sie den Regenwald erlebbar gemacht. Jens Heidig wiederum habe mit den Kindern den Weg von Erdbeereis von der Pflanze bis zum Laden nachvollzogen und am Ende mit den Kindern Eis hergestellt. Beide Dozenten werden im neuen Vorlesungsjahr, das am 30. September beginnt, wieder dabei sein.
Vergangene Woche erforschte Selma Koc in einem der Seminarräume mit der Altersgruppe ab fünf Jahren, wieso Spinnen blaues Blut haben. Die Kinder durften Blutkörperchen ausmalen und erfuhren, dass Spinnen ein lang gezogenes Herz haben. Später am Tag bastelten sie außerdem rote Blutkörperchen und befüllten Reagenzgläser im korrekten Mischverhältnis für menschliches Blut mit roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Die Kinder verstanden schnell: „Die weißen Blutkörperchen, das sind die Polizisten!“Nur mit der Aussprache von „Hämocyanin“, das für die Blaufärbung des Spinnenbluts verantwortlich ist, taten sie sich anfangs ein wenig schwer.
Workshop für Weltverbesserer
Hans-Christian Blunk stieß mit den Teilnehmern an seinem „Ideenworkshop für Weltverbesserer“schnell auf die großen Themen des Lebens. Levin etwa wusste: „Ein Baum produziert Sauerstoff für vier Menschen. Wenn wir einen Baum fällen, nehmen wir vier Menschen die Luft zum Atmen.“Neben Umweltschutz brachten die Kinder auch Armut und die Kluft zwischen Arm und Reich zur Sprache.
Im Nebenraum versuchte Suzan Hahnemann gemeinsam mit Kindern zwischen sieben und neun Jahren zu erforschen, wie eine optische Täuschung zustande kommt. Los ging es mit der Begriffsklärung: Was ist eigentlich eine optische Täuschung? Carlotta meldete sich zuerst: „Wenn man denkt, etwas ist so und so und dabei ist es ganz anders.“