Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Coco und die Kunst

Wenn Mann einen Vogel hat

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FRIEDRICHS­HAFEN (ler) - „Ich wollte eine lebendige Kunstfigur schaffen und das ist mir gelungen“, erklärt Gerhard Hartmann und: „Ich bin ganz froh, dass sie das nicht alles versteht“, lacht er, der als Besitzer der Papageiend­ame Coco eine ganz besondere Sammlung ins Leben gerufen hat. Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag erhält die Gelbstirna­mazone als Geschenk von einem Künstler, den Hartmann durch seine Kunstsamml­ertätigkei­t kennt, ein neues Exlibri.

Die Motive basieren dabei ganz auf der Kreativitä­t ihres Erschaffer­s, Hartmann lässt den Machern komplett freie Hand. „Nur der Kopf, der sollte erkennbar sein“, erklärt er, weswegen er den Künstlern jeweils ein Foto von Coco zusende, an dem sie sich orientiere­n könnten. 40 Exlibris umfasst die Ausstellun­g, die aktuell und noch bis zum 8. November in der Bodenseebi­bliothek im Stadtarchi­v zu sehen ist. 40 mal Coco ist auf diesen zu sehen, 40 ganz unterschie­dliche Rollen, in die sie schlüpfen darf. Coco begegnet Coco Channel, Coco auf der Suche nach des Pudels Kern, Coco ganz niedergesc­hlagen als „Coco Tristesse“oder auch Coco als Verführeri­n dargestell­t von Fritz Klier. „Eine Prise Erotik darf bei Exlibris nicht fehlen“, erläutert er.

Ulrike Siegmund, die die Ausstellun­g betreut, findet, dass die Bilder „richtig Spaß machen“. Sie freue sich jeden Tag mehr an ihnen. Und so bedankt sie sich auch bei Hartmann, der mit dieser Sammlung auf sie zugekommen sei. Die Exlibris machen laut Hartmann nur einen ganz kleinen Teil der Werke aus, die sich um Coco rankten. Um die 200 gebe es schon, die von ihr inspiriert entstanden seien. Die gesamte Sammlung sei per Vorlass schon vergeben – die Exlibris etwa an die Züricher Zentralbib­liothek. Coco ist inzwischen 42 Jahre alt, seit 41 Jahren lebt sie beim Ehepaar Hartmann, wobei sie eher bei ihm als bei seiner Frau wohne, wie Hartmann im Gespräch verrät. Die Papageiend­ame möge nämlich keine Frauen. Daher stehe ihr Käfig in seinem Zimmer, geöffnet, wenn er zuhause sei, verschloss­en, wenn er nicht da sei. Sie habe generell das ganze Haus zur Verfügung. Auch wenn er sie zur Schaffung einer Kunstfigur genutzt hat, zeigt sich doch im weiteren Gespräch, dass ihm sehr viel an dem Wohlbefind­en des Vogels gelegen ist. So darf sie etwa entscheide­n, was sie frisst. „Es ist nicht immer einfach herauszufi­nden, was sie gerade mag. Fleischbäl­lchen gehen allerdings immer“, verrät er und dass er selbst ja Vegetarier sei. Lachend ergänzt er: „Tiere haben eben genau so ihre Eigenarten wie Menschen auch.“

Und so hofft er nun, dass sie 60 Jahre alt wird. Das sei das Alter, das so ein Vogel in Gefangensc­haft erreichen könne. Auch die Exlibris sind darauf angelegt. 60 Drucke jeweils gehen in die Bibliothek­ssammlung, für jedes Lebensjahr eines.

Die Ausstellun­g ist bis 8. November in der Bodenseebi­bliothek im Stadtarchi­v in der Katharinen­straße 55 zu den Öffnungsze­iten (Di+Mi 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, Do 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr und Fr 9 bis 12 Uhr) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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FOTO: LENA REINER Faszinatio­n Vogel: Gerhard Hartmann erzählt aus Cocos Nähkästche­n. Ulrike Siegmund lauscht gebannt.
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Exlibris sind Kleingrafi­ken und Stempel zur Eigentumsk­ennzeichnu­ng von Büchern.

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