Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Es kommt Zug in die Museumsdebatte
Einigung bei Maybach-Ausstellung in Sicht – Museumszug für Hafenbahnhof – Gesamtkonzept in Arbeit
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Museumsquartier am Hinteren Hafen? Mehr Platz für Stadtgeschichte? Ein Maybach-Museum? Dazu die Bitte (oder Forderung?) des Dornier-Museums nach finanzieller Hilfe durch die Stadt. Die „Landshut“– viele Fragen rund um die Häfler Museumslandschaft. Die Schwäbische Zeitung hat die wichtigsten zusammengetragen und verrät auch, welche Rolle ein Zug dabei spielt.
Kommt das Museums-Quartier am Hinteren Hafen?
Oberbürgermeister Andreas Brand hatte die Idee eines Museumsquartiers Ende 2015 in die Debatte eingebracht. Mittlerweile spricht er lieber von einer Museumskonzeption für Friedrichshafen, die wohl eine Klammer bilden soll für alle öffentlichen und privaten Häuser in der Stadt (Zeppelin-, Dornier-, Schulmuseum, geschichtliche Sammlungen im Grünbeck-Haus und Ittenhausen, Feuerwehrmuseum in Waltenweiler). Im Juli hat der Gemeinderat nach Informationen der SZ einstimmig in nichtöffentlicher Sitzung die Verwaltung beauftragt, „eine ganzheitliche Weiterentwicklung“der Museumsarbeit vorzubereiten. Nach der Sommerpause soll das Thema öffentlich im Rat besprochen werden. Dann geht es auch ums weitere Verfahren, die Finanzierung, den Raumbedarf und Ausstellungskonzepte.
Entsteht in Friedrichshafen ein Maybach-Museum?
Nein, nicht als eigenständige Einrichtung. Mit diesem Wunsch war die Familie Schmid-Maybach 2012 an die Stadt herangetreten. Die Rede war von einem Haus mit mehreren tausend Quadratmetern Ausstellungsfläche. Dieser Plan wurde offenbar verworfen, wohl aus finanziellen Gründen. Nun ist von einer Maybach-Abteilung innerhalb des Zeppelin-Museums auszugehen. Im Moment befinden sich die Verhandlungen zwischen Stadt und Familie Schmid-Maybach über eine Absichtserklärung („Letter of Intent“), wie man aus informierten Kreisen hört, kurz vor dem Abschluss. Die Stadtverwaltung sagt zum Museumskomplex auf Anfrage, dass man über vertrauliche Gespräche und nichtöffentliche Beratungen grundsätzlich nicht berichte und keine Kommentare abgebe. Auch die Maybach-Stiftung teilt mit, dass man die vereinbarte Vertraulichkeit nicht brechen werde. Das Ziel hat der OB einmal so formuliert: „eine angemessene Würdigung von Leben und Werk Wilhelm und Karl Maybachs“.
Was wird in der Maybach-Abteilung zu sehen sein?
Vor allem Dinge, die die MaybachStiftung und der Freundeskreis Maybach-Museum zusammentragen haben. Glanzstück wird ein historischer Zug sein, ein Schnelltriebwagen (SVT) Bauart Köln, gefertigt Ende der 30er-Jahre in Breslau. Der Zug gehört der Maybach-Stiftung und wird renoviert und wieder fahrbereit gemacht. Ursprünglich wurde er von zwei Maybach-Motoren angetrieben. Und genau zwei solcher GTO6A-Motoren werden im Moment bei einer MTU-Niederlassung in Magdeburg wieder zum Laufen gebracht. Aus dem Umfeld der Maybach-Stiftung ist zu hören, dass der Zug im Hafenbahnhof stationiert werden und Teil der Maybach-Ausstellung werden soll. Er soll auch als rollender Botschafter für Museum, Stadt und Region auf Fahrten für Technik- und Eisenbahnfans unterwegs sein. „Spannende Reiseformate“würden im Moment entwickelt, heißt es.
Wo wird die Maybach-Abteilung entstehen?
Wahrscheinlich in einem Anbau oder einer Erweiterung des Zeppelin-Museums, dessen stadt- und industriegeschichtlicher Teil laut OB sowieso ausgebaut werden soll. In einer nichtöffentlichen Präsentation für den Finanz- und Verwaltungsausschuss, die der SZ vorliegt, ist hierfür von einem Raumbedarf von mehr als 1500 Quadratmetern die Rede. Hinzu kommen 1000 bis 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche für den Maybachbereich und etwa 1000 Quadratmeter im Umfeld des SVT. Konkrete Pläne für die Erweiterung sind nicht bekannt, eine Vereinbarung mit der Deutschen Bahn gibt’s bislang nicht.
Was kosten die Erweiterung des Museums und die Einrichtung einer Maybach-Abteilung?
Unklar. Das hängt vom Raumbedarf und dem musealen Konzept ab. In einem Verwaltungspapier vom Sommer 2016 sind sogenannte Orientierungswerte zu finden. Dort ist von insgesamt 19 Millionen Euro die Rede, sechs bis acht Millionen für Maybach, drei Millionen für das Gebäude rund um den Schnelltriebwagen, der Rest für die übrige Erweiterung. Beschlüsse dazu gibt es keine.
Und wie ist der Stand der Dinge beim Dornier-Museum?
Hier steht der Wunsch der Dorniers ANZEIGE im Raum, das bislang privat finanzierte Museum durch Geld von Stadt oder Zeppelin-Stiftung zu unterstützen. Erstmals geäußert wurde er wohl 2016. Angeblich war auch von einer möglichen Schließung des Hauses die Rede. Mancher Beobachter spricht in dem Zusammenhang durchaus von einer Drohung. Der Gemeinderat hat – so hört man – den OB beauftragt, mit der Familie Dornier ergebnisoffene Verhandlungen zu führen. Dabei soll geklärt werden, ob, wie und in welcher Trägerschaft das Dornier-Museum weitergeführt und möglicherweise finanziell unterstützt werden kann. Durch die Entscheidung des Bundes, die „Landshut“, die 1977 gekapert worden ist und als Symbol der Wehrhaftigkeit gegenüber Terroristen gilt, nach Friedrichshafen zu holen und ins Dornier-Museum zu stellen, ist die Problemtik an der Stelle noch unübersichtlicher geworden.