Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Geschüttelt, nicht gerührt
Cocktails ohne Alkohol – Die sommerlichen Mixgetränke lassen sich auch zu Hause leicht zubereiten
Auch wenn sie meist hinten in der Getränkekarte stehen: Fast jede Bar bietet Mocktails an, die alkoholfreie Variante des Cocktails. Auch ohne Schuss sind die Drinks alles andere als langweilig. Mit fruchtigen Sirups und Säften sind sie die perfekte Alternative für den Sommer. Der Name „Mocktail“ist ein Wortspiel aus dem bekannten „Cocktail“und dem englischen Verb „to mock“, was übersetzt „täuschen“bedeutet. Bei der Zubereitung von Mocktails stehen Sirups und Säfte im Mittelpunkt: Sie sollen über die fehlenden geschmacksgebenden Spirituosen hinwegtäuschen. Einige imitieren dabei sogar den Geschmack von alkoholischen Likören und Getränken.
Nicht zuletzt soll der Mocktail eine gesunde Alternative sein. „Säfte, Obst und Gemüse liefern die notwendigen Vitamine und Mineralstoffe“, sagt Pablo Enrique Muñoz Hoffmann, Barmanager der „La Banca Bar“im „Rocco Forte Hotel de Rome“in Berlin.
Mindestens drei Zutaten
Der beliebteste Mocktail im „Hotel de Rome“ist der „Estate Forte“. Für den sommerlichen Mix mischt Muñoz Hoffmann 5 Zentiliter weißen Pfirsichsirup sowie 2,5 Zentiliter Limettensaft und fügt 10 Blätter frischen Basilikum hinzu. Für eine leicht salzige Note sorgen dann 10 Zentiliter einer Ingwerlimonade. Serviert wird das Ganze schließlich stilvoll mit Crushed Ice. Ein Minzzweig und eine Erdbeere am Stil sorgen für den letzten Schliff.
Doch auch schon aus weniger Zutaten kann ein geschmackvoller Mix entstehen. „Ein Drink braucht mindestens drei Zutaten, um komplex zu sein“, sagen die Ernährungswissenschaftlerin Eva Derndorfer und die Köchin Elisabeth Fischer. Sie haben ein Buch über alkoholfreie Drinks geschrieben. Für den Überraschungseffekt sorgen Rezepturen, bei denen Bekanntes neu kombiniert wird. Zum Beispiel aus Heidelbeeren, Birne und einem Korianderauszug. Für den Heidelbeer-Birnen-Koriander-Drink werden eineinhalb Teelöffel Koriander mit 375 Gramm kochendem Wasser übergossen, fünf Minuten ziehen gelassen und dann abgeseiht. Den abgekühlten Auszug mit rund 500 Gramm Birnensaft und 125 Gramm Heidelbeersaft mischen. Im Weinglas serviert, passt der Drink gut zu deftigen Gerichten wie Flammkuchen oder Rinderbraten.
Ebenfalls passend zu herzhaften Speisen und Käsegerichten ist ein Birne-Anis-Drink. Auch für diesen Mocktail braucht man einen Auszug. Dafür einen Teelöffel Anis mit 300 Gramm kochendem Wasser übergießen. Den Sud fünf Minuten ziehen lassen und abseihen. Sobald der Anisauszug abgekühlt ist, mit 300 Gramm Birnensaft und 400 Gramm Mineralwasser vermischen. „Dann 5 Teelöffel Basilikum fein hacken und unterrühren“, sagt Fischer. Nach rund drei Minuten kann man den Mix durch ein Sieb geben und in einem kleinen Glas servieren.
Besonders fruchtig schmeckt eine Mischung aus Verjus und der Honigmelone. Verjus ist der saure Saft unreifer Trauben. Er ist milder als Essig, liefert aber eine frische, fruchtbetonte Säure und ist im Fachhandel oder beim Winzer erhältlich. Rund 230 Gramm des Traubenwürz-Saftes werden mit 270 Gramm gekühltem kohlensäurehaltigen Mineralwasser und 500 Gramm Honigmelonensaft gemischt. „Statt Melonensaft aus der Flasche kann man eine reife Honigmelone entsaften oder mixen“, sagt Derndorfer. Im letzten Schritt mischt sie noch den Abrieb einer halben Orange unter.
Cocktailklassiker wie Piña Colada oder einen Mojito kann man ebenfalls ganz leicht ohne Alkohol servieren. Der schwedische Barkeeper Örjan Åstrand, der ebenfalls ein Buch über leichte Cocktails herausgebracht hat, zerstößt für seinen „Virgin Mojito“, Limettenstückchen und fünf bis sechs Minz- blätter in einem Highball Glas. Dazu kommen jeweils 2 Zentiliter Limonensirup und Zuckersirup. Crushed Ice und Sodawasser füllen das Ganze auf.
Für eine Ananas-Colada mischt Åstrand zwei Esslöffel Kokosmilch und zwei Zentiliter Sahne in einem Shaker. Für den süßen Geschmack sorgt dann der Ananassaft, mit etwa 20 Zentilitern. Eine Brise Salz gehört ebenfalls in den Drink, bevor der Mix kräftig geschüttelt und in einem hohen Glas mit Eiswürfeln serviert wird.
Ungewöhnliche Note
Wer es doch lieber ausgefallen mag, kann auf einige Spezialzutaten zurückgreifen. „Spannend wird der Mocktail durch Kräuter und Gewürze wie zum Beispiel Kümmel“, sagt Derndorfer. Außerdem liefern hochwertige Essige, Verjus und Zitronenschalen, aber auch Tees, Kokoswasser und seltene Zutaten wie Enziansirup eine ungewöhnliche Note.
Barmanager Muñoz Hoffmann empfiehlt unter anderem frische Minze, Gurke, Zitrusfrüchte oder Mango. Wer es gerne scharf mag, kann seine Mixgetränke mit Ingwer oder Chilis verfeinern.