Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Oase der Ruhe
Die ökumenische Galluskapelle auf dem Winterberg bei Leutkirch
LEUTKIRCH - „Danke, dass Du uns drei so schöne Tage geschenkt hast und uns zum Abschluss diese stille Kapelle finden ließest.“Das ist nur einer von mehr als 100 Einträgen, die allein im Juli im Anliegenbuch der Galluskapelle der A 96 bei Leutkirch niedergeschrieben wurden. Die Autobahnkapelle auf dem Winterberg behauptet sich seit ihrer Einweihung im Jahr 2000 als Magnet für Besucher aus nah und fern.
Durch die geistlichen und kirchenmusikalischen Angebote in fantastischer Akustik ist sie ein Anziehungspunkt für die Einheimischen. Reisende wiederum, die einmal diese Oase der Ruhe und Einkehr entdeckt haben, kommen immer wieder vom Parkplatz den steilen Weg herauf. Sie genießen auf 740 Metern Höhe bei schönem Wetter den freien Blick auf das Voralpenland und die Bergkette vom Allgäu über den Bregenzerwald bis in die Schweiz, und finden dann in dem runden, sehr schlicht gehaltenen, lichtdurchfluteten Sakralraum eine Stätte zum Innehalten.
Die Bibel auf dem Altar lädt zum Lesen ein, für Dank und Gedenken stehen Kerzen bereit, und wessen Herz voll der Eindrücke ist, der greift vor dem Anliegenbuch zum Stift. Seit Beginn sind über 20 Exemplare Seite für Seite beschrieben worden. Sie geben damit zum einen Zeugnis von der Anziehungskraft dieses außergewöhnlichen Ortes, zum anderen aber auch vom tiefen Bedürfnis gläubiger Menschen, Gott zu danken oder ihn um seinen Beistand zu bitten. Das eint alle die Schreiber, ob sie aus Deutschland kommen, aus Frankreich, Polen, Ungarn, der Ukraine, Korea oder den USA.
1997 wurde auf Initiative des Architekten und ehemaligen Leutkircher Bau- und Kulturbürgermeisters Georg Zimmer der Förderverein Galluskapelle Winterberg e. V. gegründet, und 2000 konnte dann die nach seinen Plänen gebaute erste ökumenische Autobahnkapelle in Deutschland eingeweiht werden. Doch mit der Fertigstellung war der Verein nicht aus der Pflicht. Unter Vorsitz von Zimmer kümmert er sich seither genauso um ein abwechslungsreiches Programm wie um Unterhalt und Service, damit die Besucher ein ansprechendes Haus vorfinden. Der Name erinnert übrigens an die zweite Christianisierung der Region Bodensee-Allgäu durch iroschottische Mönche im 7. Jahrhundert. Der drei Tonnen schwere Granitstein für den Altar stammt aus Irland, der Fußboden ist aus deutscher Eiche und das Kruzifix aus Olivenholz – sinnbildlich für die Verbindungen zwischen den irischen Wandermissionaren, dem heimischen Allgäu sowie dem fernen Jerusalem. Und draußen begrüßen die wetterfesten Heiligen aus Bronze jeden, der den Anstieg hinter sich hat.