Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Antwort der Nazis auf Hollywood
Münchhausen (Mo., Arte,
20.15 Uhr) - In Stalingrad sterben Menschen wie Fliegen, da zeigt der deutsche Film all seine Pracht: Zeitlich genau parallel zur Schlacht an der Ostfront,1942/43, entsteht in den Babelsberger Studios „Münchhausen“, in Farbe, mit vielen Stars und ohne Kostenbremse – 6,6 Millionen Reichsmark werden am Ende verpulvert.
Heute zeigt Arte den Film in einer authentischen Version. Aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre UFA“haben die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, der Münchner Kamerahersteller Arri und die Uni Zürich den Film restauriert und eine integrale Fassung hergestellt, die auch verloren geglaubte Szenen einschließt und vor allem die alten Agfacolor-Farben wieder neu erstrahlen lässt.
Mit Farbfilmen wollte die Nazi-Filmindustrie Hollywood und dessen Technicolor Paroli bieten. Zwischen 1939 und 1945 entstanden so 13 Spielfilme, von denen „Münchhausen“der farbenprächtigste und aufwendigste war. Einen Film über den Lügenbaron hatte – ausgerechnet – Goebbels in Auftrag geben. Das vordergründig unpolitische Drehbuch musste der eigentlich verfemte Erich Kästner schreiben, dessen Qualitäten Goebbels natürlich genau kannte. Und das Bild vom auf der Kanonenkugel reitenden Münchhausen (Hans Albers) ist nach wie vor eine Ikone der deutschen Filmgeschichte.