Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gassigeher, Paten und Spender sind immer gesucht

Tierheim versorgt derzeit 280 Bewohner – Nur ein Hund in den Ferien ausgesetzt

- Von Sophie Humer-Hager www.tierheim-fn.de

FRIEDRICHS­HAFEN - Nur einen einzigen ausgesetzt­en Hund musste das Tierheim Friedrichs­hafen in den Sommerferi­en aufnehmen. „Das ist eher untypisch“, sagt Anne Juhre, ehrenamtli­che Mitarbeite­rin: „Aber wir sind natürlich froh darüber.“Völlig mit Flöhen übersät, fand ein Spaziergän­ger den kleinen Hund im Wald und brachte ihn ins Tierheim. Genug Arbeit gibt es dennoch immer, denn momentan befinden sich um die 280 Tiere in der Einrichtun­g.

Die Zahl schwankt allerdings täglich, denn regelmäßig werden Tiere abgegeben oder einfach ausgesetzt. Schon direkt hinter der Messe Friedrichs­hafen kommen den Besuchern die ersten aufgeregte­n Hunde mit ihren Gassigänge­rn entgegen. Überschwän­gliches Schwanzwed­eln zeigt, wie groß ihre Freude ist, heute wieder einen Freiwillig­en des Tierschutz­vereins zum Spaziereng­ehen gefunden zu haben. Denn zu einem festen Besitzer gehören die Hunde nicht. Ihr vorläufige­s Zuhause ist das Tierheim Friedrichs­hafen.

„Wenn Tiere bei uns abgegeben werden, dann mit Argumenten wie Trennung, einem Umzug, Stress im Beruf oder einer grundsätzl­ichen Überforder­ung“, berichtet Juhre. Im Falle der zwölfjähri­gen Hündin Tinka lautete die offizielle Begründung Geldmangel. Aber auch eine Allergie wird immer wieder angeführt. Des Öfteren erscheinen die Erklärunge­n nicht wirklich glaubwürdi­g. „So ist jemand plötzlich gegen die 14 Jahre alte Katze allergisch, hat aber kein Problem mit dem kürzlich adoptierte­n Katzenbaby“, erzählt Juhre. „Im Endeffekt ist Haustierha­ltung einfach eine Frage des Zeitmanage­ments.“Natürlich sei es aber immer noch die bessere Alternativ­e, die Tiere persönlich im Tierheim abzugeben, als sie einfach auszusetze­n. Außerdem würden konkrete Informatio­nen zu den einzelnen Tieren die Weiterverm­ittlung erleichter­n.

Das Tierheim lege großen Wert darauf, die Tiere angemessen in möglichst großen Zwingern unterzubri­ngen, betont Juhre, was natürlich entspreche­nd Geld koste. Pferde, Hasen, Meerschwei­nchen und Vögel zum Beispiel müssen als Herdentier­e artgerecht mindestens zu zweit gehalten werden. Bei Wellensitt­ichen kommt noch hinzu, dass sie eine großzügige Voliere und auch freie Flugmöglic­hkeiten brauchen. Nicht für jeden Haustierbe­sitzer ist dies machbar. „Ideal für Kinder sind im Übrigen Ratten“, berichtet Juhre. „Sie sind lernwillig, intelligen­t und lassen sich im Gegensatz zu Hasen auch gerne streicheln. Vor allem Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschwei­nchen mögen eigentlich kaum Körperkont­akt, was viele nicht wissen.“Wegen hartnäckig­er Vorurteile sind Ratten dennoch nach wie vor eher unübliche Haustiere.

Tierheim bietet auch Pflegedien­ste an

Mit rechtzeiti­ger Planung ist es für Tierbesitz­er auch kein Problem, in den Urlaub zu fahren. So bietet das Tierheim Friedrichs­hafen für einen Betrag von zehn bis 16 Euro pro Tag eine Wochenpfle­ge für Katzen, Hunde oder Kleintiere an. Voraussetz­ung ist ein aktueller Impfstatus. Die Pflegetier­e werden dann getrennt von den anderen Heimtieren untergebra­cht, während ihr Herrchen beispielsw­eise einen Tag im Ravensburg­er Spieleland unterwegs ist, wo Hunde nicht erlaubt sind.

Auch wer kein Heimtier bei sich aufnehmen möchte, kann das Tierheim unterstütz­en. Träger ist der Tierschutz­verein Friedrichs­hafen, wobei sich die Finanzieru­ng des Heims unter anderem auf Mitgliedsb­eiträge und eine Fundtierpa­uschale der 15 Einzugsgem­einden stützt. Spenden werden aber auch immer dringend benötigt, sagt Tierheimle­iterin Doris Philipp. Alternativ gibt es die Möglichkei­t, sich direkt eines Tieres anzunehmen. Um mit einem Hund spazieren zu gehen, ist nur eine Mitgliedsc­haft im Tierschutz­verein und idealerwei­se bereits Erfahrung mit Hunden notwendig. Wer weniger Zeit hat, kann auch eine Patenschaf­t für ein Tier übernehmen und beispielsw­eise etwas zum Futter beisteuern. Im Endeffekt gehe es natürlich darum, dass die Tiere eine geeignete Bleibe und einen liebevolle­n Besitzer finden. Das Tierheim führt auf seiner Internetse­ite eine Übersicht mit zu vermitteln­den Bewohnern. Unter Erfüllung einiger Auflagen und einer ehrlichen Selbstausk­unft kann so einem Tier ein neues Zuhause gegeben werden.

Das Tierheim Friedrichs­hafen freut sich auch über Besucher auf dem Flohmarkt, der jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr auf dem Gelände des Tierheims in der Messestraß­e 224 stattfinde­t. Der erste Termin ist der 9. September, wobei der Erlös den Tieren zugute kommt. Weitere Informatio­nen zu Patenschaf­ten und den zu vermitteln­den Tiere sind verfügbar auf der Website

 ?? FOTOS: ANNA-SOPHIE HUMER-HAGER ?? Araberstut­e Fraya ist sehr menschenbe­zogen und anhänglich. Sie lebt auf dem Gnadenhof des Tierheims.
FOTOS: ANNA-SOPHIE HUMER-HAGER Araberstut­e Fraya ist sehr menschenbe­zogen und anhänglich. Sie lebt auf dem Gnadenhof des Tierheims.
 ??  ?? Kaninchen mögen eigentlich keinen engen Menschenko­ntakt, aber dafür umso mehr einen Artgenosse­n als Mitbewohne­r.
Kaninchen mögen eigentlich keinen engen Menschenko­ntakt, aber dafür umso mehr einen Artgenosse­n als Mitbewohne­r.
 ??  ?? Elsa hat in dem 14-jährigen Luca ihren Spaziergän­ger gefunden.
Elsa hat in dem 14-jährigen Luca ihren Spaziergän­ger gefunden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany