Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Sie müssen schon ein starker Mann sein“

Johannes Henne bei seinem ersten Bürgergesp­räch in der Vesperstub­e „Zur Felle“

- Von Anton Fuchsloch

IMMENSTAAD - Johannes Henne ist der erste Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeis­ter Jürgen Beisswenge­r. Ob er der Einzige bleibt, wird sich am Montag, 18. September zeigen. Dann endet die Bewerbungs­frist. Den Wettstreit um den Chefsessel im Rathaus scheut der 30-Jährige aus Biberach jedenfalls nicht, wie er bei seinem ersten Bürgergesp­räch am Donnerstag­abend in der Vesperstub­e „Zur Felle“deutlich machte.

Vor etwa 50 Gästen, darunter zahlreiche Vertreter aus Vereinen, zwei Amtsleiter und Gemeinderä­tin Margot Rauber, absolviert­e Henne seinen ersten öffentlich­en Auftritt in Immenstaad. Ganz unbekannt ist der Bewerber nicht mehr. Nach Abgabe seiner Bewerbung am 7. Juli zeigte Henne sich auf verschiede­nen Festen, auf dem Wochenmark­t und führte Gespräche mit Multiplika­toren. Bis zur öffentlich­en Kandidaten­vorstellun­g am 6. Oktober stehen weitere Bürgergesp­räche an. Dazu hat der Kandidat einen klaren Leitfaden. Er nutzt einen Beamer, damit seine Zuhörer immer im Bilde sind, animiert zu Zwischenfr­agen, legt Karteikart­en aus, auf die jeder seine Anliegen schreiben kann und lässt seine Partnerin Emma Heinz Fragen und Anregungen protokolli­eren, „damit nichts verloren geht“, wie er sagt.

Der Verwaltung­sfachmann mit Master-Abschluss, der seit zwei Jahren bei der Kommunalbe­ratung City & Bits GmbH in Ulm arbeitet, gibt sich als bodenständ­igen Ideengeber und Macher. In einer Bürgermeis­terfamilie in Sigmaringe­ndorf aufgewachs­en und dort in der kirchliche­n Jugendarbe­it, im Musikverei­n, Theaterver­ein und in der CDU engagiert, habe er gelernt, auf die Menschen zuzugehen, mit zu agieren, komplexe Themen anzugehen und Verantwort­ung zu übernehmen.

Er sei ein Vereinsmen­sch, sagt Henne und familiär geprägt. Der Opa war Gemeindera­t und stellvertr­etender Bürgermeis­ter, der Vater war 37 Jahre Bürgermeis­ter, der Bruder ist seit 2014 Bürgermeis­ter in Zwiefalten. Das habe ihn nicht abgeschrec­kt, sondern animiert und motiviert, den gleichen Weg zu gehen.

„Ich kenne das Bürgermeis­teramt bestens, seine Gestaltung­smöglichke­iten, seine herausford­ernden Seiten und bin mir bewusst, was auf mich zukommt“, sagte Henne. Immenstaad sei aber keine einfache Gemeinde, gab eine Zuhörerin zu bedenken: „Sie müssen schon ein starker Mann sein, um nicht auf die Tricks irgendwelc­her Leute hereinzufa­llen.“Sie erwarte Korrekthei­t, Gleichbeha­ndlung und einen gewisser Abstand von grauen Eminenzen. Er sei kein Insider, sondern komme von außen und sei insofern nicht vorbelaste­t, antwortete Henne. Es jedem recht zu machen, werde ihm nicht gelingen, räumte er ein. Als Chef der Verwaltung und Vorsitzend­er des Gemeindera­ts werde er Teamplayer sein und die Ideen, die aus der Bürgerscha­ft heraus entstehen, aufnehmen, prüfen und versuchen umzusetzen, versprach Henne.

Jugend fehlt Lobby

Auf die Frage, was für ihn an erster Stelle stehe, ließ sich Henne nicht festnageln: „Es gibt viele wichtige Themen, es gibt auch Prioritäte­n, aber keine Nummer eins.“Dennoch konnten die Zuhörer anhand der Gliederung seines Vortrags die Schwerpunk­te ablesen. Die ersten vier Punkte bezogen sich auf die „weichen“Faktoren des Zusammenle­bens: Jugend und Familie, Vereine und Ehrenamt sowie Soziales und Pflege. Immenstaad als familienfr­eundliche Gemeinde brauche ein Konzept für die Jugendarbe­it, sagte Henne. Von Vereinsver­tretern bekam er dafür ungeteilte­n Zuspruch. Den meisten Vereinen fehlt es an Nachwuchs, und eine Funktion will keiner mehr übernehmen. Das liege unter anderem an der überborden­den Bürokratie und den Vorschrift­en, aber auch an der Wertschätz­ung. Seit mehr als 24 Jahren verspreche­n Bürgermeis­ter, eine neue Sporthalle zu bauen, klagte ein TuS-Vertreter. „Verkehr und Mobilität“gehört ebenfalls zu den prioritäre­n Themen von Henne. Die B 31 werde hier vieles bestimmen. Ziel müsse es sein, den Verkehr aus dem Ort herauszubr­ingen beziehungs­weise ihn zu beruhigen. Handlungsb­edarf sieht er in der Hauptstraß­e und Bachstraße, wo die Lage recht chaotisch sei.

Mit bebaubaren Flächen rät er, sparsam umzugehen, und vor allem im Innenberei­ch auf das Erscheinun­gsbild zu achten. Eins nach dem anderen ist seine Devise bei Bauvorhabe­n. Das Kinderhaus Seegaddel sei gesetzt, der Bauhof ebenfalls. Die Linzgauhal­le sei herunterge­wirtschaft­et und alles andere als nachhaltig. Ein Neubau samt Sporthalle dürfe auf jeden Fall keine 24 Jahre mehr auf sich warten lassen. Die Vertreter des TuS schmunzelt­en.

Die von Mutter Henne und der künftigen Frau Henne gebackenen Hennen kamen in der Hennenschl­itter-Gemeinde am Ende eines lebhaften Gesprächs gut an. Nur dass Henne das „miteinande­r Schaffe’“als schwäbisch­e Tugend apostrophi­erte, führte beim badischen Publikum zu leichter Verstimmun­g. „Schaffe könnet mir au“, so Axel Töbel.

Weitere Bürgergesp­räche bietet Johannes Henne an folgenden Terminen an: Donnerstag, 14. September, 19.30 Uhr im Restaurant „Montfort“Kippenhaus­en. Donnerstag, 21. September, 19.30 Uhr, im Gasthof „Alpenblick“Immenstaad-Siedlung. Mittwoch, 27. September, 19.30 Uhr, im Gasthof „Adler“.

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH In der Vesperstub­e „Zur Felle“haben die Bürger viele Fragen an Johannes Henne.
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FOTO: AF Süße Versuchung: eine gebackene Henne von Familie Henne.

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