Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Sie müssen schon ein starker Mann sein“
Johannes Henne bei seinem ersten Bürgergespräch in der Vesperstube „Zur Felle“
IMMENSTAAD - Johannes Henne ist der erste Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeister Jürgen Beisswenger. Ob er der Einzige bleibt, wird sich am Montag, 18. September zeigen. Dann endet die Bewerbungsfrist. Den Wettstreit um den Chefsessel im Rathaus scheut der 30-Jährige aus Biberach jedenfalls nicht, wie er bei seinem ersten Bürgergespräch am Donnerstagabend in der Vesperstube „Zur Felle“deutlich machte.
Vor etwa 50 Gästen, darunter zahlreiche Vertreter aus Vereinen, zwei Amtsleiter und Gemeinderätin Margot Rauber, absolvierte Henne seinen ersten öffentlichen Auftritt in Immenstaad. Ganz unbekannt ist der Bewerber nicht mehr. Nach Abgabe seiner Bewerbung am 7. Juli zeigte Henne sich auf verschiedenen Festen, auf dem Wochenmarkt und führte Gespräche mit Multiplikatoren. Bis zur öffentlichen Kandidatenvorstellung am 6. Oktober stehen weitere Bürgergespräche an. Dazu hat der Kandidat einen klaren Leitfaden. Er nutzt einen Beamer, damit seine Zuhörer immer im Bilde sind, animiert zu Zwischenfragen, legt Karteikarten aus, auf die jeder seine Anliegen schreiben kann und lässt seine Partnerin Emma Heinz Fragen und Anregungen protokollieren, „damit nichts verloren geht“, wie er sagt.
Der Verwaltungsfachmann mit Master-Abschluss, der seit zwei Jahren bei der Kommunalberatung City & Bits GmbH in Ulm arbeitet, gibt sich als bodenständigen Ideengeber und Macher. In einer Bürgermeisterfamilie in Sigmaringendorf aufgewachsen und dort in der kirchlichen Jugendarbeit, im Musikverein, Theaterverein und in der CDU engagiert, habe er gelernt, auf die Menschen zuzugehen, mit zu agieren, komplexe Themen anzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
Er sei ein Vereinsmensch, sagt Henne und familiär geprägt. Der Opa war Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister, der Vater war 37 Jahre Bürgermeister, der Bruder ist seit 2014 Bürgermeister in Zwiefalten. Das habe ihn nicht abgeschreckt, sondern animiert und motiviert, den gleichen Weg zu gehen.
„Ich kenne das Bürgermeisteramt bestens, seine Gestaltungsmöglichkeiten, seine herausfordernden Seiten und bin mir bewusst, was auf mich zukommt“, sagte Henne. Immenstaad sei aber keine einfache Gemeinde, gab eine Zuhörerin zu bedenken: „Sie müssen schon ein starker Mann sein, um nicht auf die Tricks irgendwelcher Leute hereinzufallen.“Sie erwarte Korrektheit, Gleichbehandlung und einen gewisser Abstand von grauen Eminenzen. Er sei kein Insider, sondern komme von außen und sei insofern nicht vorbelastet, antwortete Henne. Es jedem recht zu machen, werde ihm nicht gelingen, räumte er ein. Als Chef der Verwaltung und Vorsitzender des Gemeinderats werde er Teamplayer sein und die Ideen, die aus der Bürgerschaft heraus entstehen, aufnehmen, prüfen und versuchen umzusetzen, versprach Henne.
Jugend fehlt Lobby
Auf die Frage, was für ihn an erster Stelle stehe, ließ sich Henne nicht festnageln: „Es gibt viele wichtige Themen, es gibt auch Prioritäten, aber keine Nummer eins.“Dennoch konnten die Zuhörer anhand der Gliederung seines Vortrags die Schwerpunkte ablesen. Die ersten vier Punkte bezogen sich auf die „weichen“Faktoren des Zusammenlebens: Jugend und Familie, Vereine und Ehrenamt sowie Soziales und Pflege. Immenstaad als familienfreundliche Gemeinde brauche ein Konzept für die Jugendarbeit, sagte Henne. Von Vereinsvertretern bekam er dafür ungeteilten Zuspruch. Den meisten Vereinen fehlt es an Nachwuchs, und eine Funktion will keiner mehr übernehmen. Das liege unter anderem an der überbordenden Bürokratie und den Vorschriften, aber auch an der Wertschätzung. Seit mehr als 24 Jahren versprechen Bürgermeister, eine neue Sporthalle zu bauen, klagte ein TuS-Vertreter. „Verkehr und Mobilität“gehört ebenfalls zu den prioritären Themen von Henne. Die B 31 werde hier vieles bestimmen. Ziel müsse es sein, den Verkehr aus dem Ort herauszubringen beziehungsweise ihn zu beruhigen. Handlungsbedarf sieht er in der Hauptstraße und Bachstraße, wo die Lage recht chaotisch sei.
Mit bebaubaren Flächen rät er, sparsam umzugehen, und vor allem im Innenbereich auf das Erscheinungsbild zu achten. Eins nach dem anderen ist seine Devise bei Bauvorhaben. Das Kinderhaus Seegaddel sei gesetzt, der Bauhof ebenfalls. Die Linzgauhalle sei heruntergewirtschaftet und alles andere als nachhaltig. Ein Neubau samt Sporthalle dürfe auf jeden Fall keine 24 Jahre mehr auf sich warten lassen. Die Vertreter des TuS schmunzelten.
Die von Mutter Henne und der künftigen Frau Henne gebackenen Hennen kamen in der Hennenschlitter-Gemeinde am Ende eines lebhaften Gesprächs gut an. Nur dass Henne das „miteinander Schaffe’“als schwäbische Tugend apostrophierte, führte beim badischen Publikum zu leichter Verstimmung. „Schaffe könnet mir au“, so Axel Töbel.
Weitere Bürgergespräche bietet Johannes Henne an folgenden Terminen an: Donnerstag, 14. September, 19.30 Uhr im Restaurant „Montfort“Kippenhausen. Donnerstag, 21. September, 19.30 Uhr, im Gasthof „Alpenblick“Immenstaad-Siedlung. Mittwoch, 27. September, 19.30 Uhr, im Gasthof „Adler“.