Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Eine große Freude an Humor und Ironie“

Sänger Max Raabe über sein neues Programm und alte Songs

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FRIEDRICHS­HAFEN - Der Sänger Max Raabe kommt zusammen mit dem Palast Orchester am Montag, 27. November, ins Graf-Zeppelin-Haus nach Friedrichs­hafen. Im SZ-Interview mit Helen Belz erklärt er, warum das aktuelle Programm „Das hat mir noch gefehlt“heißt – und wie die Arbeiten an seinem neuen Album voranschre­iten.

Sie machen ja inzwischen schon seit 30 Jahren Musik. Hat sich Ihr Stil in dieser Zeit verändert?

Als wir angefangen haben, waren wir ja noch Studenten und glücklich, die original Orchestern­oten gefunden zu haben. Da hab ich versucht, mit meiner Stimme diesen Grammophon-Ton zu imitieren. Das hab ich später aber mehr und mehr gelassen, das fand ich dann zu „knatschig“. Inzwischen bemühe ich mich um einen flüssigen und eleganten Vortragsst­il, wo die Worte im Vordergrun­d stehen.

Das Programm, mit dem Sie derzeit unterwegs sind, heißt „Das hat mir noch gefehlt“. Warum?

Das ist der Titel eines Stückes, der Text ist von Harald Paulsen und die Musik von Willy Berking. Wir dachten, das passt doch auch thematisch gut für unser neues Programm. Wir hatten nämlich die Idee, dass wir mal unser Publikum fragen, welche Stücke sie aus unserem Repertoire mal wieder hören möchten. Die am meisten gewünschte­n Titel haben wir dann ins Programm eingebaut.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, das Publikum zu fragen?

Ich dachte, vielleicht gibt es Stücke, die uns gar nicht mehr präsent sind, die wir gar nicht mehr vor Augen haben. Wo aber Leute regelmäßig ins Konzert kommen und sagen „Ach, wieso spielen sie nicht mal wieder diese oder jene Nummer“. Also, dass auch mal wieder was entdeckt wird, dass mal jemand mit anderen Augen und Ohren auf unserer Repertoire blickt sozusagen. Das war der Grund. Und auf Platz eins landete dann ein Stück, mit dem wir überhaupt nie gerechnet hätten, was wir in Deutschlan­d überhaupt nie aufgeführt haben, das war „La mer“von Charles Trenet. Da wären wir nie drauf gekommen.

Ist das Programm dann so geworden, wie Sie es gehofft hatten?

Es waren schon viele Stücke dabei, von denen ich dachte, das wird bestimmt mal wieder gefordert und gewünscht. Das war dann aber auch schön, wir haben zum Beispiel 15 Jahre lang nicht mehr „Kein Schwein ruft mich an“gespielt und das wurde dann so oft gewünscht, dass wir es ins Programm aufgenomme­n haben.

Was wollen Sie dem Publikum mit Ihrem Auftritt denn mitgeben?

Ich möchte sie für die Dauer des Konzertes sozusagen aus der Wirklichke­it reißen, dass sie alles vergessen. Und dafür ist die Musik eigentlich ideal, dass man sich komplett anderen Geschichte­n, anderen Gefühlen hingibt. Sich gefangen nehmen lässt von den Orchesterk­längen, von den Texten, der Ironie, vom Humor und von der Eleganz der Kompositio­n.

Am 27. Oktober erscheint Ihr neues Album „Der perfekte Moment... wird heute verpennt“. Wie lief die Arbeit daran ab?

Ich habe schon vor dreieinhal­b Jahren angefangen, daran zu arbeiten. Ich bin ja selbst viel auf Tournee. Auch die Künstler, mit denen ich für das Album zusammenge­arbeitet habe, sind viel unterwegs. Aber das war gut so, ich wollte mich da auch nicht hetzen lassen. Alle sollten ja zusammen entspannt und gut gelaunt an neuen Titeln arbeiten. Als Erstes stand dann das musikalisc­he Gerüst, der Charakter der Musik sozusagen. Die Texte kommen dann fast von allein dazu, viel auch durch Improvisat­ionen.

In dem Album sind ja auch ein paar ernstere Lieder dabei. Haben Sie etwa genug von der humorvolle­n Musik?

Nein, nein! Ich hab eine große Freude an Humor und Ironie und auch wenn ich irgendetwa­s erzähle, dann kippe ich das gerne durch einen flapsigen Kommentar oder so. Aber auch in meinem Repertoire der 20er- und 30er-Jahre gibt es Stücke, die ganz ernst sind oder zumindest ernsthaft gemeint sind. Diese Stücke trage ich dann auch vollkommen ohne Ironie vor, weil sie mich einfach nur berühren. Die Mischung aus ernsten und humorvolle­n Stücken haben wir oft im Programm, und das liebe ich dann zu singen.

Am 27. November treten Sie hier in Friedrichs­hafen auf. Waren Sie schon mal hier?

Oh, ja! Wir waren schon oft in Friedrichs­hafen. Das ist doch so eine schöne Stadt, mit dem Bodensee, mit gutem Wein und gutem Essen. Wie könnte man das vergessen?

Max Raabe und das Palast Orchester treten am 27. November um 20 Uhr im Graf-Zeppelin-Haus auf. Tickets für das Konzert gibt es noch in allen bekannten Vorverkauf­sstellen in Friedrichs­hafen sowie online unter

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FOTO: GREGOR HOHENBERG Max Raabe

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