Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fischzucht ohne Konflikte
Baden-Württembergische Delegation informiert sich in Finnland über Aquakulturen
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Martin Hahn hat in der ersten Oktoberwoche Minister Peter Hauk auf eine viertägige Informationsreise nach Finnland begleitet. In Finnland besichtigte die baden-württembergische Delegation eine Felchen-Aquakultur.
Unter den Teilnehmern der Exkursion waren neben den Landespolitikern auch der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle und Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen. Die Delegation informierte sich in Finnland über die Auswirkungen einer Aquakultur auf ein natürliches Gewässer und Wildfische. Ziel der Reise war es, auf Grundlage der Erfahrungen in einem finnischen See Aussagen über die Auswirkungen der Aquakultur im Bodensee machen zu können. Antworten auf mehrere Grundsatzfragen hat die Delegation aus Finnland zurück an den Bodensee gebracht. Martin Hahn regte an, Bürgerinnen und Bürger bei der Frage Aquakultur im Bodensee, Ja oder Nein, direkt zu beteiligen. Landtagsabgeordneter Martin Hahn und Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen, informieren sich in Finnland über Aquakulturen.
Eine Grundsatzfrage betraf die ökologischen Auswirkungen einer möglichen Aquakultur auf den Wildfischbestand und das gesamte Ökosystem See. Martin Hahn stellte hierzu fest: „Vor Ort war keine Beeinträchtigung sichtbar.“Der Betreiber Terho Roponen berichtete der Delegation aus Baden-Württemberg, dass sich die Gehege an dieser Stelle seit etwa 30 Jahren im See befinden. „Konflikte mit den Fischern gibt es in Finnland nicht“, so Martin Hahn. Fischkrankheiten oder Parasitenbefall seien in Finnland bisher nicht aufgetreten. Insbesondere im Nahbereich um die Anlagen müssen die Betreiber der Aquakultur die Auswirkungen ihrer Anlage untersuchen. Im Fokus stehen Nährstoffkonzentrationen und Keimzahlen, Trübungen, Sauerstoffzehrung auch am Seeboden und Sedimentation. „In 15 Meter Entfernung von der Anlage gibt es amtliche Untersuchungen zu Nährstoffen und Keimbelastung“, berichtet Martin Hahn. Die Werte weichen von denen im übrigen See nicht ab.
Klären wollte die Delegation auch die Frage, ob in Finnland Wildformen des Felchen für die Aquakultur verwendet werden oder Zuchtformen. „Mittlerweile kann man von Zuchtformen sprechen“, so Martin Hahn. Ausgangspunkt waren Nachzuchten von wilden finnischen Felchen. Das staatliche Institut für die Entwicklung der „Blauen Ökonomie“liefert dazu multidisziplinäre Forschungsdaten und hat ein „züchterisches Entwicklungsprogramm“aufgelegt. Bei einer Vermischung mit Wildbeständen würden sich nach Einschätzung der Finnen keine Probleme ergeben, da die Felchen nicht genetisch verändert worden sind. Laich und Jungfische werden über die klassischen Verfahren gewonnen, also über Fischzucht über Laichtiere.
Konventionelles Futter
Eine weitere Frage betraf das Futter. Ob und in welchen Anteilen Fischmehl oder Sojamehl eingesetzt werden und welche Zusatzstoffe, zum Beispiel das Antioxidans Ethoxyquin, zugegegeben werden. Die Betreiber der Aquakultur in Finnland füttern die Felchen mit kommerziellem, konventionellem Forellenfuttermittel. Hier gibt es auch eine spezielle Felchenlinie der Firma Raisin. Besondere Zusätze oder Zusatzstoffe kommen nicht zum Einsatz. Beantwortet haben die Finnen den BadenWürttembergern auch die Frage, welche Mengen an Fischfutter für die Aufzucht von einer Tonne Felchen in Aquakultur benötigt werden. Die Antwort lautete: ein Kilo Futter pro Kilo Zuwachs.