Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ergotherapie ist ein wichtiger Baustein bei der Therapie im Kindesalter
Wie Entwicklungsverzögerungen behandelt werden – Aktionstag zum Welt-Ergotherapie-Tag am 27. Oktober
MECKENBEUREN (sz) - Am 27. Oktober, dem Welt-Ergotherapie-Tag, machen sich Ergotherapeuten weltweit für ihren Beruf stark und zeigen, was sich durch Ergotherapie erreichen lässt. Stefanie Buchele arbeitet seit drei Jahren als Ergotherapeutin in der Frühförderstelle der Stiftung Liebenau in Markdorf und liebt ihren Beruf.
Als Antonio vor zwei Jahren in die Frühförderstelle kam, zeigte er Entwicklungsverzögerungen in fast allen Bereichen. „Sein Verhalten, seine Motorik und auch seine Sprache waren überhaupt nicht altersgerecht entwickelt“, erinnert sich Stefanie Buchele. „Er ist über seine Füße gestolpert, konnte seine Bewegungen nicht koordinieren und alles was er tat, war absolut chaotisch.“Körperwahrnehmung und Motorik sind aber die Grundlage dafür, dass ein Kind sich später konzentrieren kann.
Puzzle macht Antonio gerne, und dieses Interesse nutzt Stefanie Buchele. Bäuchlings darf Antonio in der Hängematte schaukeln und muss Puzzleteile ergreifen, die ihm die Therapeutin hinhält. „In der Hängematte kann Antonio seinen Körper spüren“, erklärt sie. „Bei der Übung muss er sich konzentrieren und eine zielgerichtete Handlung ausführen.“In den Therapiestunden üben die Kinder Dinge, die alltäglich sind: Malen, Balancieren, Klettern. Ergotherapie sieht oft spielerisch aus, doch hinter dem Bällewerfen und Trampolinspringen steckt ein ausgeklügeltes Konzept.
Ergotherapie ist ein wichtiger Baustein bei der Therapie vieler körperlicher und emotionaler Auffälligkeiten im Kindesalter. Es werden Bewegungsabläufe geschult, aber auch Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. „Im Spiel erfährt das Kind seinen Körper, der Therapeut setzt bewusst bestimmte Impulse“, erklärt Stefanie Buchele. „Auf der schiefen Ebene etwa kann ein Kind seinen Gleichgewichtssinn trainieren. Beim Malen geht es unter anderem um die Verbesserung der Feinmotorik. Was ein Kind braucht, bestimmt der Therapeut zu Therapiebeginn, je nach Diagnose und Entwicklungsstand.“Ergotherapeuten haben vor allem das Ziel, ihren Patienten die möglichst unbeschwerte und unkomplizierte Bewältigung ihres Alltags zu ermöglichen. Und dadurch volle Kraft im Leben zu stehen. So wie Antonio, der nach zwei Jahren Ergotherapie große Fortschritte gemacht hat. Er schafft es, sich auf eine Struktur einzulassen, die Voraussetzung für den Besuch einer Schule.
Zum Welt-Ergotherapie-Tag hat der Deutsche Verband für Ergotherapeuten (DVE) eine Telefon-Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 07248 / 918 10 kann jeder, der an Ergotherapie interessiert ist, am Freitag, 27. Oktober in der Zeit von 10 bis 18 Uhr anrufen und Fragen stellen.
Kontakt: Frühförder- und Beratungsstelle für Eltern und Kind, Telefon 07544 / 718 38. E-Mail: fruehfoerderstelle.markdorf@stiftung-liebenau.de.