Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Rhesi-Pläne sollen noch 2017 stehen
Vorarlberg treibt das Projekt zur Umgestaltung des Alpenrheins voran
LINDAU - Bis zum Jahresende soll nun endgültig geklärt werden, wie der Rhein vor seiner Mündung in den Bodensee künftig aussehen wird. Eine Entscheidung hat sich seit Jahren verzögert. Bei diesem ehrgeizigsten Flussbauprojekt in Zentraleuropa reden viele mit. Gegenwärtig müssen noch Fragen mit den Besitzern landwirtschaftlicher Gebiete geklärt werden. Zudem ist noch unklar, was mit einigen Trinkwasserbrunnen im Bereich des Rheins geschehen soll.
Hochwasserschutz verbessern
„Uns liegt viel daran, dass dieses Jahrhundertprojekt so rasch wie möglich umgesetzt wird“, sagt Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Es betrifft den Rhein von Feldkirch bis zum Bodensee. Knapp 30 Kilometer sind dies. Auf dieser Strecke bildet der vor mehr als 100 Jahren kanalisierte Fluss meist die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Bei den Plänen geht es darum, den Hochwasserschutz zu verbessern und gleichzeitig den Rhein ein Stück weit zu renaturieren. Das Projekt hat dafür den Namen Rhesi bekommen. Er steht für Rhein, Erholung und Sicherheit.
Die Rhesi-Kosten wurden bereits vor gut zehn Jahren auf rund eine hal- be Milliarde Euro geschätzt. Flussbauexperten gehen inzwischen aber von weitaus höheren Summen aus – zumal sich die Arbeiten wohl mehr als 20 Jahre hinziehen werden. Erste ernsthafte Überlegungen hatte es 2005 gegeben. Auslöser waren die damaligen Hochwasserereignisse. Sie trafen die Region schwer. Um Hochwassergefahren am Rhein besser bewältigen zu können, sollte die Wasser-Abflussmenge von 3100 Kubikmeter in der Sekunde auf 4300 Kubikmeter in der Sekunde erhöht werden. Nachdem aber auch ökologische Gedanken in das Projekt mit einflossen, stockte es. Letztlich geht es darum, ob die Dämme mancherorts weiter ins Hinterland zurückgesetzt werden können. So hätte der einst wild durchs Tal mäandernde Fluss wieder mehr Platz.
Die Öko-Ideen führten zu Protesten der Anliegergemeinden, der Bauern sowie der Gewerbeverbände. Sie sorgten sich darum, dass dem Rhein womöglich zu viel Raum gegeben werden könnte. Im dichtbesiedelten Tal ist unbebauter Boden knapp.
Landeshauptmann Wallner will nun den Druck erhöhen, damit es noch vor dem Jahreswechsel eine Einigung über die Umbauvariante gibt. In der Landesregierung herrscht in- des Zuversicht, dass sich die letzten Hindernisse rasch beseitigen lassen. Demnach laufen die Gespräche mit Grundeigentümern bei Lustenau und Meiningen positiv. Hierbei geht es darum, inwieweit die Bodenbesitzer bei einer Ausweitung des Rheins entschädigt werden – oder ob es für sie Ersatzflächen gibt. Etwas heikler scheinen die Verhandlungen mit Anliegergemeinden im eidgenössischen Kanton St. Gallen zu sein. Nach den anvisierten Plänen würden einige ihrer Trinkwasserbrunnen künftig im Überschwemmungsgebiet des Rheins liegen. Sie wären dann nicht mehr nutzbar. Die Idee ist nun, diese Brunnen zu verlegen. Hier muss noch geklärt werden, wer letztlich die Kosten trägt.
2020 erste Bagger am Fluss
Projektträger ist die Internationale Rheinregulierung. Unter ihrem Dach koordinieren Österreich und die Schweiz Arbeiten an den entsprechenden Flussabschnitten.
Österreichs gegenwärtig noch amtierender Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat kürzlich bei einem Besuch in Vorarlberg betont, dass unbedingt 2018 ein Staatsvertrag mit der Schweiz über die Arbeiten am Rhein abgeschlossen werden müsse. Eventuell könnten die ersten Bagger dann 2020 am Fluss arbeiten.