Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wenn das Publikum mit den Künstlern singt und tanzt
„KGB“im Bahnhof Fischbach: Wodka zur Einstimmung – „Schon in größeren Sälen vor weniger Leuten gespielt“
FRIEDRICHSHAFEN - Ein begeistertes Publikum hat am Mittwoch im Bahnhof Fischbach den Auftritt von „KGB“verfolgt. Das Programm „Der Jubel rollt“wurde von drei alten Bekannten des Kabarett auf die Bühne gebracht: Otto Kuhnle, unter anderem bekannt als Teil der „Comedy Factory“, Michael Gaedt (ex „Kleine Tierschau“, Soko Stuttgart) und Roland Baisch (ex „Scherbenhaufen“und andere).
Unter dem Namen „KGB“(KühnleGaedtBaisch) war das Trio angereist. In Pelzmäntel eingepackt reichten die Künstler dem Publikum vor Beginn reichlich Wodka – wie es sich eben für russische Geheimangenten, an die der Name „KGB“erinnern sollte, gehört. Eingekauft wurde zuvor „in größeren Gebinden“kanisterweise bei Metro.
Die Polizei kontrolliere heute nicht, beruhigte der von der „Kleinen Tierschau“oder als Schrauber des Kommissar-Porsche aus der Vorabendserie Soko Stuttgart polizeibekannte Michael Gaedt.
Jahrelang seien er und Kollege Kuhnle Konkurrenten gewesen, „wir haben uns gehasst“, scherzt Kuhnle, der einst auf Tournee durch die ehemalige Sowjetunion gewesen war. Jetzt seien sie aber als „Apostel der Liebe“unterwegs. Über das zahlenmäßig überschaubare Publikum tröstete er sich im Wissen: „Wir haben schon in viel größeren Sälen gespielt, aber nicht vor mehr Leuten...“
Wobei die Gäste in Fischbach besonders gut drauf waren: Sie versuchten sich in russischen Traditionen, beteiligten sich am Taiga-Trip, sangen und tanzten mit dem musikalischen Trio bei der „Rumba-Lotte“zu „Ruhm und Ehre der baltischen Schwarzmeer-Flotte“, bei der umformulierten schwäbischen Nationalhymne „auf d’schwäbsche Eisebahne“in die „Transit-Bahne“, auf der der Rubel rollt, und zeigten sich begeistert von Gaedte’s „höchst gefährlicher Welt-Weihnachts-Zirkusnummer in Fischbach“. Nicht unterschlagend seine Dompteurnummer mit den letzten freilebenden Tiefspülungen (drei fahrbaren Klosetts). Und Manfred, den er sich aus dem Publikum ausgesucht und mit einem papierenen Turban zurückgeschickt hat.
Tennisbälle im Mund
Überhaupt das Bahnhofs-Publikum: Es kannte zwar Mozart nicht, wurde von den drei Allroundern aber für sein brasilianisches Temperament gelobt. „Schön, dass ihr alle noch da seid“, zeigte sich Kuhnle nach der Pause dankbar. Nach dieser ließ etwa Otto Kuhnle fünf Tennisbälle im Mund verschwinden und Roland Baisch mimte den aufgeblasenen Donald Trump im Blow-Up-Anzug, stimmte ein „From Russia With Love“an und sorgte mit Schleuderbrett-Nummern für viel Bewegung auf der Bühne. Instrumental waren die Entertainer überaus gut besetzt. Sie brillierten mit Bass, Gitarre und einem Schifferklavier (nicht nur in Moll), kalauerten, zauberten, tanzten und sangen.
Mit „Hempels unterm Sofa“war noch nicht Schluss. Die Forderung nach Zugaben hatten sie wohl unterschätzt.