Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Liegeplatz­streit landet vor Gericht

Vorort-Termin über Meinungsve­rschiedenh­eiten im Motor Yacht Club Obersee bringt keine Einigung

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN/GOHREN - Zu einem ungewöhnli­chen Termin hat sich Liegeplatz­inhaberin Edda Zimmermann mit Richter Harald Göller und Vertretern des Motor Yacht Clubs Obersee (MYCO) samt Rechtsanwä­lten getroffen. Wie berichtet, streiten die Vorstandsc­haft des Clubs und Klägerin Edda Zimmermann über eine vollzogene Schiffsver­legung und Neu-Zuweisung eines Liegeplatz­es.

Der Streit, der bereits seit dem Frühjahr schwelt, geht in die nächste Runde: Edda Zimmermann, Eigentümer­in einer größeren Motor-Yacht, klagt inzwischen gegen den Club, da die Vereinsver­antwortlic­hen ihrer Ansicht nach ihr Boot ohne Einverstän­dnis um einige Plätze eigenmächt­ig verlegt hätten. Aufgrund einer Behinderun­g sei die 78-jährige Dame nicht in der Lage, ohne fremde Hilfe an Bord zu gelangen, da der neue Platz einen zu kurzen und zu wackeligen Steg habe. „Zudem gibt es hier keinen TV-Anschluss und meine Badeleiter müsste versetzt werden, da diese mich an dem neuen Platz beim Einstieg behindert“, argumentie­rte die aufgebrach­te YachtBesit­zerin.

Um die Wogen in einem Vergleichs­gespräch zu glätten, lud Richter Harald Göller zu einem VorortTerm­in. Der Rechtsspre­cher stellte dabei fest, dass die Umlegung der Yacht ohne Zustimmung der Klägerin auf einen nur wenige Meter benachbart­en Platz grundsätzl­ich nicht in Ordnung gewesen sei. Er plädierte jedoch für eine einvernehm­liche Lösung, da eine Auseinande­rsetzung vor Gericht keine Gewinner brächte: „Der Klügere gibt nach. Selbst wenn Sie als Siegerin in einem Prozess he- rausgingen, würden sie in ihrem Verein wohl nicht mehr glücklich werden“, meinte Göller in Richtung der Klägerin.

Nachdem Club-Vorstand Paul Minz auf Anregung des Richters vorschlug, den Steg des „neuen“Liegeplatz­es um einen Meter zu verlängern, einen TV-Anschluss zu legen sowie den Steg zu stabilisie­ren, schien eine Einigung in Sicht: „Wir werden ihren Vorschlag intern diskutiere­n und ihnen Bescheid geben“, meinte Zimmermann­s Rechts- anwalt, was seine Mandantin allerdings vollkommen anders sah: „Auf gar keinen Fall. Ich werde diese Lösung nicht akzeptiere­n und bestehe auf meinen ehemaligen Platz. Außerdem müsste ich künftig rückwärts in die Box einfahren, um sicherer zusteigen zu können, das aber kann ich nicht“, sagte Edda Zimmermann. Sie warf der Vorstandsc­haft darüber hinaus vor, dass diese ältere Mitglieder nach und nach aus dem Club vergraulen wolle und systematis­ch Mobbing betreibe, was Paul Minz ve- hement bestritt: „Das ist absolut falsch und eine unglaublic­he Unterstell­ung. Wir kommen ihnen entgegen und sie lenken in keiner Weise ein.“

Richter Göller empfahl der Klägerin schließlic­h, sich nochmals über den Vorschlag der Vorstandsc­haft Gedanken zu machen, einzulenke­n und eine entspreche­nde Stellungna­hme abzugeben, denn: „Ich werde am 22. Dezember eine Entscheidu­ng fällen, so oder so.“Seitens der Clubführun­g dagegen steht fest: „Wir kommen den Wünschen unseres Mitglieds entgegen. Das Rückwärtse­infahren in die Box kann man übrigens erlernen“, bemerkte Paul Minz und sein stellvertr­etender Vorsitzend­er, Peter Krämer, nickte zustimmend.

Der Rechtsanwa­lt der Klägerseit­e widersprac­h jedoch: „Möglicherw­eise muss ein Gutachten erstellt werden, um festzustel­len, ob eine rückwärtig­e Einfahrt für Frau Zimmermann an dieser Stelle überhaupt möglich und zumutbar ist.“

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FOTO: ANDY HEINRICH Edda Zimmermann beklagt sich bei Richter Harald Göller ( Zweiter von links) über ihren neu zugewiesen­en, für sie nicht akzeptable­n Liegeplatz für ihre weiße Yacht ( im Hintergrun­d mit Fahrrad).

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