Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kopfkino für die Kleinen
Schüler der Albert-Merglen-Grundschule lernen bei Autorenlesung „Gisbert“und „Peter“kennen
FRIEDRICHSHAFEN - Die Schüler der Albert-Merglen-Grundschule haben jüngst einen etwas anderen Unterricht erlebt. Schriftsteller Jochen Weeber war zu Gast und hat aus zweien seiner Kinderbücher gelesen, dazu musiziert und die Kinder aktiv an der Handlung beteiligt. Die Erst- und Zweitklässler gingen der Frage „Was ist bloß mit Gisbert los?“auf den Grund und die Dritt- und Viertklässler haben im Anschluss festgestellt: „Hühner dürfen sitzen bleiben.“
Still ist es in der Turnhalle, als Jochen Weeber zum Akkordeon greift und eine Melodie anstimmt. Die Schüler erwartet an diesem Tag etwas anderes als Mathe, Sport oder Deutsch. Ihnen wurde live vorgelesen, quasi ein Hörspiel. Die passenden Bilder dazu kreierten die jungen Zuhörer im Kopf. Denn Jochen Weeber versteht es, kindgerechte Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, wenn beispielsweise Peter in den Ästen des abgeernteten Kirschbaums mithilfe von Klebestreifen Bananen, Äpfel, Kirschen und Zitronen klebt. Mit dabei ist seine Oma, in deren Garten jetzt ein „Banapfkirschtronen-Baum“steht. Oma und Peter sind zufrieden, zumindest viel zufriedener als zu Beginn der Geschichte, als Peter noch eine Fünf in Mathe drohte und Oma traurig war, weil Opa nicht mehr lebte. Eine charmante und witzige Geschichte, bei der Oma und Peter sich gegenseitig unterstützen und helfen.
Spannung bis zur letzten Minute
Mit Witz, Musik und kleinen Pausen, in denen er die Kinder aktiv miteinbezog, wurde die Lesung zum Event. Die Schüler beantworteten Fragen, sie durften mitrechnen und erraten, was in dem geheimnisvollen Brief steht, den Peter von seinen Eltern erhalten hat. Um den Brief ging es bereits zu Beginn der Lesung. Peter beschloss nämlich, lieber ein paar Tage bei Oma zu bleiben, weil er in Mathe „kein Leuchte“ist und seine Eltern darüber gesprochen haben. Doch erst nach der gut einstündigen Le- sung öffnet Peter – in diesem Fall Jochen Weeber – den Brief.
Der Autor hielt den Spannungsboden für die jungen Zuhörer aufrecht und beantwortete die Fragen seines Publikums. Wie lange er an einem Buch schreibt, welches sein Lieblingsbuch ist, wie alt er ist und die die Abschlussfrage: „Wann müs- sen deine Kinder ins Bett gehen und wann gehst du selbst ins Bett?“Damit waren schon mal die existentiellen Fragen des Lebens geklärt und der Beweis erbracht, dass auch im digitalen Zeitalter ein gut geschriebenes Buch und bedrucktes Papier, angereichert mit witzigen Illustrationen, nicht zum alten Eisen gehört.