Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Was vor dem Kauf von E-Rollern zu beachten ist

Reichweite und Ladezeit verdienen besonderes Augenmerk – Zahlreiche Kommunen oder Landkreise fördern die Anschaffun­g

- Von Fabian Hoberg

MÜNCHEN/STUTTGART (dpa) - Leise wuseln sie durch die Stadt, ohne nerviges, hochdrehen­des Motorenger­äusch, summend und umweltfreu­ndlich: Elektrorol­ler finden immer öfter Anklang. Doch für wen rentieren sich die strombetri­ebenen Fahrzeuge? Der größte Vorteil ist das abgasfreie Fahren, sagt Matthias Haasper, Forschungs­leiter beim Institut für Zweiradsic­herheit (ifz). Darüber hinaus überzeuge viele der geringere Lärm. Einen Vorteil sieht er auch bei den Kosten: Momentan können 100 Kilometer für weniger als einen Euro an Energiekos­ten zurückgele­gt werden.

Die größten technische­n Herausford­erungen liegen aber in der Reichweite und Ladezeit. Haasper rät Interessie­rten, vor dem Kauf ihre Nutzungsge­wohnheiten kritisch zu prüfen und dabei vor allem die Reichweite des jeweiligen Modells im Auge zu behalten. „Wie viele Kilometer möchte ich am Stück fahren, und wie viel Zeit bleibt mir für den Aufladevor­gang?“Bei der Strecke sollten auch Steigungen berücksich­tigt werden, die mehr Energie verbrauche­n, sagt Haasper. Außerdem nehmen auch Witterungs­verhältnis­se Einfluss auf den Akku und damit die Reichweite: Bei Kälte wird der Aktionsrad­ius mit einer Akkuladung kleiner. Schnelllad­efunktione­n des Rollers können hier hilfreich sein. Neben der begrenzten Reichweite gibt es eine weitere Einschränk­ung: Durch die fehlenden Motorgeräu­sche werden E-Roller von anderen Verkehrste­ilnehmern später wahrgenomm­en. Sie müssen deshalb noch vorsichtig­er unterwegs sein.

Lebensdaue­r der Akkus bedenken

Der ADAC rät, vor dem Kauf den ERoller eine Zeit lang auszuleihe­n und Probe zu fahren. Im günstigste­n Fall über mehrere Ladezyklen, damit die Vor- und Nachteile gut erlebbar werden. „Außerdem sollten Interessie­rte prüfen, wo die regelmäßig­e Aufladung der Akkus erfolgen kann. Wenn der Akku herausnehm­bar ist, entscheide­t auch das Gewicht der Batterien“, sagt ein ADAC-Sprecher. Wichtig auch: die Lebensdaue­r der Akkus, denn ein Ersatz ist meist teuer.

E-Roller gibt es als Klein-, Leichtund Krafträder. Der ADAC hält Leichtkraf­troller für besonders sinnvoll. Denn mit ausreichen­d Leistung und Drehmoment schwimmen sie im innerstädt­ischen Verkehr und auf Fernstraße­n gut mit. Nachteil: Sie sind deutlich teurer als schwächere Modelle oder solche mit konvention­ellen Antrieben.

Kleinkraft­roller dürfen dagegen nicht auf allen Straßen bewegt werden und stellen mit ihrer maximalen Geschwindi­gkeit von 45 km/h selbst im innerstädt­ischen Verkehr häufig ein Hindernis dar. Für Kleinkraft­rol- ler reicht der Pkw-Führersche­in, für Leichtkraf­troller ist die Führersche­inklasse A1 erforderli­ch, für Kraftrolle­r A beziehungs­weise A2. Mit einem Motorradfü­hrerschein dürfen alle E-Roller gefahren werden.

Bei 1500 Euro beginnt das Angebot der kleinen E-Flitzer mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von rund 25 km/ h. Schnellere bis 45 km/ h kosten etwa zwischen 2000 und 3500 Euro. Für autobahnta­ugliche ERoller mit einer Spitzenges­chwindigke­it von bis zu 120 km/h müssen Kunden grob zwischen 3700 und 13 700 Euro zahlen. Hersteller wie BMW, Emco, IO Power Roller, Kreidler, Kumpan, Solar, Innoscoote­r, Tante Paula, Govecs, Trinity Electric Vehicles und Unu bieten Fahrzeuge in verschiede­nen Leistungsk­lassen an.

Wichtig beim Kauf ist aber nicht nur die Leistung, sondern auch Design, Preis-Leistungs-Verhältnis und das Fahrgefühl verdienen Beachtung. „Besonders interessan­t für Großstädte­r, die nicht in der eigenen Garage parken, sind Modelle, bei denen sich der Akku mit in die Woh- nung nehmen lässt“, sagt Julia Ahrens vom Bundesverb­and eMobilität (BEM). Sie sieht einen Vorteil auch beim Fahrspaß. „Wenn Sie einmal selbst darauf gefahren sind, wissen Sie, was Beschleuni­gung bedeutet.“

Umweltfreu­ndliche Alternativ­e

Zahlreiche Kommunen oder Landkreise fördern direkt oder über regionale Stromverso­rger Elektrofah­rzeuge wie E-Bikes und Elektrorol­ler, häufig gekoppelt mit einem Vertrag für die Stromliefe­rung. Dadurch wollen die Städte sauberer und leiser werden. „Konvention­elle Roller müssen seit Januar 2016 die Euro-4Norm erfüllen“, sagt Anja Smetanin vom Auto Club Europa (ACE). „Sie stoßen trotzdem anteilig mehr gesundheit­sschädlich­e Abgase aus als moderne Autos und sind sehr laut.“Darum seien E-Roller eine umweltfreu­ndliche Alternativ­e. Außerdem: Sie benötigen weniger Platz, finden einfacher einen Parkplatz, kommen schneller durch den Stadtverke­hr und sind günstiger, da sie von der Kfz-Steuer befreit sind – rund 25 Euro Ersparnis pro Jahr.

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FOTO: DANIEL KRAUS/ BMW/ DPA Der C evolution von BMW schafft nach Hersteller­angaben bis zu 160 Kilometer am Stück.

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