Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Streit um Verkehrsen­twicklung im Technische­n Ausschuss

Grüne wollen unter anderem Parkgebühr­en anheben, um Bus und Bahn attraktive­r zu machen

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Zoff im Technische­n Ausschuss des Gemeindera­ts: Der Verkehrsen­twicklungs­plan (VEP) ist mit dem dritten Zwischenbe­richt – den zweiten gab es 2013 – vorgestell­t worden. Kritik am Inhalt übten die Grünen, Markus Hörmann (Freie Wähler) könne nicht abstimmen, da er erst jetzt etwas darüber erfahre. Das brachte den Ersten Bürgermeis­ter Stefan Köhler auf die Palme, da jede Fraktion Mitglieder in der VEP-Projektgru­ppe sitzen habe.

Er sprach von fehlender Kommunikat­ion innerhalb der Fraktionen, Markus Hörmann enthielt sich. Gravierend­er wurden die Einwände der Grünen diskutiert. Ausgearbei­tet von den Verkehrsgu­tachtern Ulrich Noßwitz und Robert Wenzel und im Detail zusammenge­stellt von der Projektarb­eitsgruppe, soll der Schlussber­icht noch vor Sommer 2018 fertiggest­ellt werden.

Dann sollen Maßnahmen beraten werden, die im Planungsze­itrum der kommenden 15 bis 20 Jahre dazu führen sollen, dass der Anteil des „grünen Verkehrs“(ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger) auf 50 Prozent in der Stadt steige. Diese Maßnahmen, sagt Gerhard Leiprecht (Grüne), die die Verkehrspl­aner vorgestell­t hatten, seien sowohl illusorisc­h wie auch als reine Angebote zu verstehen. Eine Entlastung­sstraße zwischen Anschluss B 31-neu in Schnetzenh­ausen im Bogen zwischen Berg und Jettenhaus­en und zwischen Ailingen und Allmannswe­iler in Richtung Messe zu bauen, sei zwar auf dem Papier schön anzusehen, eine Realisieru­ng aber sieht Leiprecht noch lange nicht. Es würden Verpflicht­ungen fehlen, restriktiv­e Maßnahmen, die zu weniger Autoverkeh­r führen könnten. „Lassen Sie uns die Parkgebühr­en in der Stadt um 50 Prozent anheben“, war nur ein Beispiel, das er nannte. Dafür wollte er neben den beiden Szenarien, die die Verkehrsgu­tachter erarbeitet hatten, ein drittes sehen, um seine vorgeschla­genen Maßnahmen und ihre Wirkung auch beurteilen zu können.

Und wieder griff Stefan Köhler ein: Seit zweieinhal­b Jahren seien die Grünen Mitglied in der Projektgru­ppe, die die Szenarien mitberaten habe. „Jetzt auf der Zielgerade­n kommnen Sie plötzlich mit neuen Ergänzunge­n.“Schließlic­h versuchten Heinz Tautkus (SPD) und Mirjam Hornung (CDU) zu vermitteln. Tautkus mahnte ebenfalls die fehlende planerisch­e Komponente im Verkehrsen­twicklungp­lan an. „Wir haben eine Analyse, die Planung muss noch kommen“, sagte er. Dabei könne man ohne weiteres überlegen, welche Maßnahmen den Öffentlich­en Personenna­hverkehr attraktive­r machen würden. Aber ein weiteres Szenario könne das nicht leisten. „Wir müssen uns hier Gedanken darüber machen, welche Maßnahmen sinnvoll sind.“Mirjam Hornung bewertete zwar die Ideen von Gerhard Leiprecht nicht, schlug aber vor, sie in das zweite Szenario einfließen zu lassen. Dann könne man immer noch berechnen und sehen, was solche restriktiv­en Vorgaben bringen würden. Die Debatte darüber könnte ja in der nächsten Projektgru­ppensitzun­g stattfinde­n.

Gesagt getan, der Ausschuss nahm den Zwischenbe­richt zur Kenntnis und stimmte mehrheitli­ch bei zwei Gegenstimm­en (Grüne) und einer Enthaltung (Freie Wähler) der Vorgehensw­eise zu. Jetzt wird die Projektgru­ppe mit den Planern bis Sommer 2018 einen Schlussber­icht erarbeiten. Über die Umgangswei­se miteinande­r beantragte Gerhard Leiprecht im Ausschuss zu sprechen – im nichtöffen­tlichen Teil.

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