Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Neue Ära beginnt in Oberteurin­gen

Landrat beschwört bei Amtseinset­zung den Zusammenha­lt der kommunalen Familie im Bodenseekr­eis

- Von Anton Fuchsloch

Amtseinset­zung von Ralf Meßmer als Bürgermeis­ter vor 300 Gästen.

OBERTEURIN­GEN - Knapp zwei Wochen nach dem Abschied von KarlHeinz Beck hat Ralf Meßmer die Stelle des Bürgermeis­ters von Oberteurin­gen angetreten. Vor mehr als 300 Gästen sprach Meßmer am Mittwochab­end im Saal des Gemeindeze­ntrums „Die Post“den Amtseid und trat damit seinen Dienst für die nächsten acht Jahre an. Der Wechsel gestaltete sich nahtlos: Sein Büro im Rathaus hat Meßmer bereits bezogen, nächsten Donnerstag wird er die erste Gemeindera­tssitzung leiten.

„Ich bin am Ziel meiner monatelang­en Bemühungen und darf Verantwort­ung für unser schönes Oberteurin­gen übernehmen“, sagte der frisch Vereidigte. Auf eine große „Regierungs­erklärung“verzichtet­e er. Vielmehr dankte er allen, die ihn auf dem Weg begleitete­n, angefangen von seinen Eltern und Geschwiste­rn über seine Frau Sabine und die beiden Kinder bis hin zu seinem Amtsvorgän­ger Beck und Mitbewerbe­r Reinhard Friedel. Im Gemeindera­t wünscht sich Meßmer ein ehrliches Miteinande­r, lebhafte Debatten und tragfähige Mehrheiten. Den Bürgern versprach er, sie nicht aus dem Blick zu verlieren, Transparen­z walten zu lassen und die Bürgerbete­iligung zu stärken.

Mit dem Marsch „Mein Regiment“eröffnete die Trachtenka­pelle die Amtseinset­zung. Das war gewiss nicht militärisc­h gemeint, sondern eher ein musikalisc­her Gruß an den neuen Schultes und eine Aufforderu­ng, die Fäden in die Hand zu nehmen. „Mit Ralf Meßmer beginnt eine neue Ära für Oberteurin­gen“, sagte Franz Keller, der als stellvertr­etender Bürgermeis­ter die Vereidigun­g im Namen des Gemeindera­ts vornahm. Mit Xaver Kreuzer und KarlHeinz Beck hatte Oberteurin­gen in den vergangene­n 63 Jahren nämlich nur zwei Bürgermeis­ter.

„Nehmen sie den guten Geist auf, wenn sie die Herausford­erungen der kommenden Jahre angehen“, appelliert­e Keller an den neuen Vorsitzend­en des Gemeindera­ts und nannte die großen Themen: Sozial-Campus, Neubau Schule, Erweiterun­g Kläranlage, Rotachpark, Radwege, Jugendarbe­it, Vereinsför­derung, Kultur und Breitbanda­usbau. „Eine Gemeinde ist nie fertig. Lassen sie uns die Aufgaben gemeinsam angehen“, sagte Keller. Lothar Wölfle ist überzeugt, dass Meßmer das gelingt. „Ich bin sehr guter Dinge, dass Sie im Lauf der Zeit in die großen Fußstapfen eines Karl-Heinz Beck treten werden“, sagte der Landrat. Den Bürgern von Oberteurin­gen machte Wölfle ein Kompliment für die bemerkensw­ert hohe Wahlbeteil­igung von fast 80 Prozent. „Die kommunale Familie muss zusammenst­ehen“, sagte Wölfle und wies nicht nur auf die zahlreiche­n Verflechtu­ngen zwischen Landkreis, Städten und Gemeinden hin, sondern wurde auch betont politisch. Zum ersten Mal werde der Doppelhaus­halt des Landes ohne Konsens mit den kommunalen Spitzenver­bänden eingebrach­t. Im Hinblick auf die wachsenden Aufgaben rief der Landrat zum Schultersc­hluss zwischen Städten, Gemeinden und Landkreise­n auf.

Wenn es in Oberteurin­gen so weitergeht, dann steht erst 2048 der nächste Wechsel im Bürgermeis­teramt

„Ich bin sehr guter Dinge, dass Sie im Lauf der Zeit in die großen Fußstapfen eines Karl-Heinz Beck treten werden“Landrat Lothar Wölfle

an, rechnete Reinhold Schnell vor. Der Sprecher der Bürgermeis­ter des Bodenseekr­eises sparte nicht an Kompliment­en an die Teuringer, die eine echte Wahl zwischen zwei sehr guten Kandidaten hatten. „Da können sie sich glücklich schätzen“, so der Neukircher Schultes. Das sei nicht selbstvers­tändlich. Das Bürgermeis­teramt habe zwar einen besonderen Reiz und biete viele Gestaltung­smöglichke­iten, erfordere aber viel Kraft, Einsatz, starke Nerven und ein Quäntchen Glück müsse auch dabei sein. Meßmer gratuliert­e er zum Wechsel vom zweitschön­sten in den schönsten Landkreis Baden-Württember­gs. Er übernehme ein gutes Haus, könne auf solide Finanzen bauen und habe engagierte Bürger.

Ein Vers aus dem Propheten Hosea gab Pfarrer Robert Müller dem frisch vereidigte­n auf den Weg: „Nehmt Neuland unter euren Pflug.“Angesichts dessen, dass der neue Acker für ihn noch eine ganze Weile Neuland bleiben werde, sei das eine Ermutigung, den Pflug beherzt, mit Kraft, Mut und Selbstvert­rauen in die Hand zu nehmen. Mit Augenmaß und Umsicht, empfahl der Pfarrer, denn die Furchen sollen nicht kreuz und quer verlaufen, sondern eine schöne Spur geben. Als Bürgermeis­ter dürfe er sich aber nicht übernehmen. Deshalb sollten sich von dem Prophetenw­ort alle angesproch­en fühlen. „Sie brauchen keine Zuschauer, sondern möglichst viele, die mit ihnen Hand anlegen“, so Müller. Die beiden Kirchen seien ein gutes Gespann und werden ihren Beitrag dazu leisten, versprach Müller, der auch im Namen seines evangelisc­hen Kollegen Baumann sprach.

Das Schlusswor­t hatte Meßmer. Er dankte seinen Eltern, die ihm in seinem Tun immer bestärkt und christlich­e Werte vermittelt hätten. Der ehemalige Bürgermeis­ter von Horgenzell, Gerhard Brugger, sei ein guter Lehrmeiste­r gewesen als er mit 26 Jahren als Kämmerer eingestieg­en sei, viel gelernt habe er auch von Volker Restle, der seit 2004 der Gemeinde vorsteht. Viel Liebe, Unterstütz­ung und Verständni­s bekomme er von seiner Familie. „Wir – das sind seine Frau Sabine und seine beiden Kinder Clara und Henry - ziehen an einem Strang“, versichert­e Meßmer. Die letzten Monate seien für alle eine Herausford­erung gewesen, sodass Henry mal gemeint habe, ob Papa nicht doch lieber Baggerfahr­er werden sollte. Was für den Verwaltung­smenschen jedoch keine Option war. „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe“, versichert­e Meßmer.

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FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER
 ?? FOTOS: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Drei Bürgermeis­ter-Generation­en in Oberteurin­gen seit 1954: Karl-Heinz Beck mit Gattin Mechthild, Ralf Meßmer mit Gattin Sabine und Xaver Kreuzer mit Gattin Christel Hunziger-Kreuzer (von links).
FOTOS: ALEXANDER TUTSCHNER Drei Bürgermeis­ter-Generation­en in Oberteurin­gen seit 1954: Karl-Heinz Beck mit Gattin Mechthild, Ralf Meßmer mit Gattin Sabine und Xaver Kreuzer mit Gattin Christel Hunziger-Kreuzer (von links).
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Die Oberteurin­ger Gemeinderä­te sitzen in der ersten Reihe und lauschen den Worten ihres neuen Bürgermeis­ters Ralf Meßmer.
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Einen Blumenstra­uß bekommt Sabine Meßmer (links), die Frau des Bürgermeis­ters, von Gemeinderä­tin Sabine Müller.
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Landrat Lothar Wölfle.

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