Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Neue Ära beginnt in Oberteuringen
Landrat beschwört bei Amtseinsetzung den Zusammenhalt der kommunalen Familie im Bodenseekreis
Amtseinsetzung von Ralf Meßmer als Bürgermeister vor 300 Gästen.
OBERTEURINGEN - Knapp zwei Wochen nach dem Abschied von KarlHeinz Beck hat Ralf Meßmer die Stelle des Bürgermeisters von Oberteuringen angetreten. Vor mehr als 300 Gästen sprach Meßmer am Mittwochabend im Saal des Gemeindezentrums „Die Post“den Amtseid und trat damit seinen Dienst für die nächsten acht Jahre an. Der Wechsel gestaltete sich nahtlos: Sein Büro im Rathaus hat Meßmer bereits bezogen, nächsten Donnerstag wird er die erste Gemeinderatssitzung leiten.
„Ich bin am Ziel meiner monatelangen Bemühungen und darf Verantwortung für unser schönes Oberteuringen übernehmen“, sagte der frisch Vereidigte. Auf eine große „Regierungserklärung“verzichtete er. Vielmehr dankte er allen, die ihn auf dem Weg begleiteten, angefangen von seinen Eltern und Geschwistern über seine Frau Sabine und die beiden Kinder bis hin zu seinem Amtsvorgänger Beck und Mitbewerber Reinhard Friedel. Im Gemeinderat wünscht sich Meßmer ein ehrliches Miteinander, lebhafte Debatten und tragfähige Mehrheiten. Den Bürgern versprach er, sie nicht aus dem Blick zu verlieren, Transparenz walten zu lassen und die Bürgerbeteiligung zu stärken.
Mit dem Marsch „Mein Regiment“eröffnete die Trachtenkapelle die Amtseinsetzung. Das war gewiss nicht militärisch gemeint, sondern eher ein musikalischer Gruß an den neuen Schultes und eine Aufforderung, die Fäden in die Hand zu nehmen. „Mit Ralf Meßmer beginnt eine neue Ära für Oberteuringen“, sagte Franz Keller, der als stellvertretender Bürgermeister die Vereidigung im Namen des Gemeinderats vornahm. Mit Xaver Kreuzer und KarlHeinz Beck hatte Oberteuringen in den vergangenen 63 Jahren nämlich nur zwei Bürgermeister.
„Nehmen sie den guten Geist auf, wenn sie die Herausforderungen der kommenden Jahre angehen“, appellierte Keller an den neuen Vorsitzenden des Gemeinderats und nannte die großen Themen: Sozial-Campus, Neubau Schule, Erweiterung Kläranlage, Rotachpark, Radwege, Jugendarbeit, Vereinsförderung, Kultur und Breitbandausbau. „Eine Gemeinde ist nie fertig. Lassen sie uns die Aufgaben gemeinsam angehen“, sagte Keller. Lothar Wölfle ist überzeugt, dass Meßmer das gelingt. „Ich bin sehr guter Dinge, dass Sie im Lauf der Zeit in die großen Fußstapfen eines Karl-Heinz Beck treten werden“, sagte der Landrat. Den Bürgern von Oberteuringen machte Wölfle ein Kompliment für die bemerkenswert hohe Wahlbeteiligung von fast 80 Prozent. „Die kommunale Familie muss zusammenstehen“, sagte Wölfle und wies nicht nur auf die zahlreichen Verflechtungen zwischen Landkreis, Städten und Gemeinden hin, sondern wurde auch betont politisch. Zum ersten Mal werde der Doppelhaushalt des Landes ohne Konsens mit den kommunalen Spitzenverbänden eingebracht. Im Hinblick auf die wachsenden Aufgaben rief der Landrat zum Schulterschluss zwischen Städten, Gemeinden und Landkreisen auf.
Wenn es in Oberteuringen so weitergeht, dann steht erst 2048 der nächste Wechsel im Bürgermeisteramt
„Ich bin sehr guter Dinge, dass Sie im Lauf der Zeit in die großen Fußstapfen eines Karl-Heinz Beck treten werden“Landrat Lothar Wölfle
an, rechnete Reinhold Schnell vor. Der Sprecher der Bürgermeister des Bodenseekreises sparte nicht an Komplimenten an die Teuringer, die eine echte Wahl zwischen zwei sehr guten Kandidaten hatten. „Da können sie sich glücklich schätzen“, so der Neukircher Schultes. Das sei nicht selbstverständlich. Das Bürgermeisteramt habe zwar einen besonderen Reiz und biete viele Gestaltungsmöglichkeiten, erfordere aber viel Kraft, Einsatz, starke Nerven und ein Quäntchen Glück müsse auch dabei sein. Meßmer gratulierte er zum Wechsel vom zweitschönsten in den schönsten Landkreis Baden-Württembergs. Er übernehme ein gutes Haus, könne auf solide Finanzen bauen und habe engagierte Bürger.
Ein Vers aus dem Propheten Hosea gab Pfarrer Robert Müller dem frisch vereidigten auf den Weg: „Nehmt Neuland unter euren Pflug.“Angesichts dessen, dass der neue Acker für ihn noch eine ganze Weile Neuland bleiben werde, sei das eine Ermutigung, den Pflug beherzt, mit Kraft, Mut und Selbstvertrauen in die Hand zu nehmen. Mit Augenmaß und Umsicht, empfahl der Pfarrer, denn die Furchen sollen nicht kreuz und quer verlaufen, sondern eine schöne Spur geben. Als Bürgermeister dürfe er sich aber nicht übernehmen. Deshalb sollten sich von dem Prophetenwort alle angesprochen fühlen. „Sie brauchen keine Zuschauer, sondern möglichst viele, die mit ihnen Hand anlegen“, so Müller. Die beiden Kirchen seien ein gutes Gespann und werden ihren Beitrag dazu leisten, versprach Müller, der auch im Namen seines evangelischen Kollegen Baumann sprach.
Das Schlusswort hatte Meßmer. Er dankte seinen Eltern, die ihm in seinem Tun immer bestärkt und christliche Werte vermittelt hätten. Der ehemalige Bürgermeister von Horgenzell, Gerhard Brugger, sei ein guter Lehrmeister gewesen als er mit 26 Jahren als Kämmerer eingestiegen sei, viel gelernt habe er auch von Volker Restle, der seit 2004 der Gemeinde vorsteht. Viel Liebe, Unterstützung und Verständnis bekomme er von seiner Familie. „Wir – das sind seine Frau Sabine und seine beiden Kinder Clara und Henry - ziehen an einem Strang“, versicherte Meßmer. Die letzten Monate seien für alle eine Herausforderung gewesen, sodass Henry mal gemeint habe, ob Papa nicht doch lieber Baggerfahrer werden sollte. Was für den Verwaltungsmenschen jedoch keine Option war. „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe“, versicherte Meßmer.