Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der falsche Weg in die Zukunft

- Von Uwe Jauß u.jauss@schwaebisc­he.de

Das Riedberger Horn ist vor allem für Ökoverbänd­e zum Symbolberg des bayerische­n Gebirgssch­utzes geworden. Eine einfache Sicht der Dinge verbietet sich jedoch. Zwar hat der Landtag des Freistaats nun den seit 45 Jahren existieren­den Alpenplan aufgeweich­t. In diesem Zusammenha­ng sollte aber gelten: Was Menschen bestimmt haben, können Menschen auch wieder ändern. Womöglich gibt es ja neue Aspekte. Des Weiteren ist die Entscheidu­ng in Sachen Riedberger Horn ein Einzelfall. Weitere ähnliche Ansinnen würden durch dieselbe komplexe Entscheidu­ngsmaschin­erie geprüft. Nebenbei muss zudem erwähnt werden, dass das Riedberger Horn nicht jenes Stück völlig unberührte Natur ist, als das es immer mal wieder dargestell­t wird.

Den zahlreiche­n Skischauke­l-Befürworte­rn vor Ort im Balderschw­anger Tal wird man hingegen zugutehalt­en können, dass keiner von ihnen brutal die Natur ruinieren möchte. Klar geht es einerseits ums Geldverdie­nen durchs Winterspor­tgeschäft. Die Skischauke­l soll es wettbewerb­sfähig halten. Dahinter versteckt sich aber noch etwas anderes. Gerade Balderschw­ang war einst ein bitterarme­s Bergdorf . Den Wohlstand brachte erst der Tourismus – und hier vor allem der lukrative Winterspor­t. Fallen entspreche­nde Verdienstm­öglichkeit­en in solchen Dörfern weg, drohen sie auszusterb­en. Die wirtschaft­liche Basis dieser kleinen Orte ist dünn. Dies bedeutet wiederum, dass die Bürgerscha­ft mit gutem Recht nach Wegen für eine Zukunft ihres Dorfes suchen kann.

Offen bleibt dabei, ob dafür unbedingt eine Skischauke­l her muss. Zunehmend schneeschw­ächere und wärmere Winter lassen vor allem für eher niedrig gelegene Winterspor­tgebiete wie jene am Riedberger Horn Böses ahnen. Bis all die bereits angekündig­ten juristisch­en Einsprüche gegen die Skischauke­l abgearbeit­et sind, lohnt sich deren Bau vielleicht gar nicht mehr. Schlauer wäre es sicher, wenn sich Balderschw­ang und seine Nachbarsch­aft verstärkt um Tourismusp­rojekte mit echten Zukunftsch­ancen kümmern würden.

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