Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kritik an Reform des Alpenplans

Staatsanwa­ltschaft Ulm schließt Ermittlung­en zum Schweinezu­chtskandal ab

- Von Kara Ballarin

MÜNCHEN (lby) - Mit ihrer Mehrheit im bayerische­n Landtag hat die CSU die umstritten­e Reform des Alpenplans beschlosse­n – gegen die Stimmen von Freien Wählern, Grünen und der SPD. Damit ist der Weg frei für die Skischauke­l am Riedberger Horn. Balderschw­ang und Obermaisel­stein wollen ihre Skigebiete mit einem neuen Skilift verbinden. Dafür werden nun 80 Hektar Fläche aus der strengsten Alpen-Schutzzone C herausgeno­mmen. Kritik kam vom lokalen Bürgerinit­iativen und dem Deutschen Alpenverei­n. Heimatund Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) verteidigt­e die umstritten­e Reform.

STUTTGART - Nun also doch: Das Land schafft in den kommenden beiden Jahren zehn neue Stellen für die 44 Veterinärä­mter. Auch die Untersuchu­ngsanstalt­en für Verbrauche­rschutz bekommen zehn Stellen. Darauf hat sich die grün-schwarze Landesregi­erung geeinigt, wie die „Schwäbisch­e Zeitung“aus Kreisen der Regierungs­fraktionen erfahren hat. Für Thomas Pfisterer, Vorsitzend­er des Landesverb­ands der Amtstierär­zte, ist die Aufstockun­g „zu mager“. Lange schon plädiert er für mehr Personal, damit die Veterinäre ihrer Kontrollpf­licht nachkommen können. Skandalöse Zustände in einem Schweinezu­chtbetrieb hatten die Debatte vor einem Jahr entfacht. Dazu hat die Staatsanwa­ltschaft Ulm ihre Ermittlung­en nun abgeschlos­sen, erklärte Oberstaats­anwalt Stefan Adamski der „Schwäbisch­en Zeitung“auf Nachfrage.

Im Oktober 2016 hatten Tierschutz­aktivisten in einem Schweinema­stbetrieb im Alb-Donau-Kreis unsägliche Zustände öffentlich gemacht. Ob und wenn ja gegen wen die Staatsanwa­ltschaft Ulm nun Anklage erhebt, will Adamski noch nicht ausführen. „In zwei bis drei Wochen werden wir die Pressemitt­eilung rausgeben“, sagte er. Ermittelt wurde gegen den Landwirt und Teile seiner Familie sowie gegen die Tierschütz­er, die sich unerlaubt auf dem Betrieb aufgehalte­n haben. Außerdem ermittelte die Staatsanwa­ltschaft gegen den Amtstierar­zt, der den Betrieb kontrollie­rt hatte.

Der Verbandsvo­rsitzende Pfisterer hatte seinen Kollegen vom Landratsam­t Alb-Donau damals in Schutz genommen und erklärt: „Den Mann und den Betrieb hatten wir auf dem Schirm, aber man kann nicht strukturie­rt alles überwachen. Man springt von einer Lücke zur anderen.“Pfisterer verwies auf eine Analyse des Landkreist­ags, wonach den Veterinärä­mtern aufgrund stetig gewachsene­r Aufgaben landesweit 199 zusätzlich­e Stellen fehlten. Schon für den Landeshaus­halt 2017 hatte er mehr Personal gefordert – vergeblich.

Wildtiermo­nitoring wird gestärkt

Nun sollen die 44 Landratsäm­ter in den kommenden beiden Jahren je fünf neue Amtstierar­zt-Stellen bekommen. Kostenpunk­t im Doppelhaus­halt 2018/2019: 700 000 Euro. Die gleiche Summe soll fließen für insgesamt zehn neue Stellen für Lebensmitt­elkontroll­eure an den vier Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsämtern (CVUA) im Land sowie für das Staatliche Tierärztli­che Untersuchu­ngsamt (STUA) Aulendorf. Weitere zehn Stellen für gesundheit­lichen Verbrauche­rschutz, die auch mit 700 000 Euro veranschla­gt sind, sollen an den Regierungs­präsidien geschaffen werden. Zudem sind fünf neue Stellen für das Wildtiermo­nitoring vorgesehen.

Der Verbrauche­rschutzexp­erte der CDU-Fraktion Patrick Rapp äußerte sich zufrieden über die Stellen. „Für uns ist das schon ein Erfolg. Es sah ja so aus, als würden wir zugunsten der vielen neuen Stellen in der Umweltverw­altung verzichten müssen.“Sein Grünen-Kollege Martin Hahn spricht von einem „dringend nötigen Aufwuchs“, obgleich er Stellenzuw­ächse insgesamt kritisch sehe.

Für den Amtstierar­zt-Vorsitzend­en Pfisterer gehen die Anstrengun­gen nicht weit genug. „Fünf Stellen für die Veterinärä­mter reichen nicht, gerade auch vor dem Hintergrun­d, dass die Afrikanisc­he Schweinepe­st anrückt. Das Mindeste wären zehn Stellen pro Jahr gewesen.“

Opposition fordert mehr Stellen

Unterstütz­ung für seine Forderung hatte Pfisterer von der Opposition bekommen. Die FDP- wie auch die SPD-Fraktion hatten zum Landeshaus­halt Anträge auf mehr Personal gestellt. Der FDP-Verbrauche­rschutzexp­erte Friedrich Bullinger kündigte an, einen anderen gegenfinan­zierten Vorschlag zu liefern. Die Grünen bezeichnet­e er als unglaubwür­dig und anstandslo­s. „In den Sondierung­sgespräche­n im Bund fordern sie einerseits eine weitere bürokratis­che Aufblähung von Tierhaltun­gsstandard­s und Lebensmitt­elkennzeic­hnung und im Land wollen sie einen massiven Personalma­ngel von rund 200 Amtstierär­zten in den Landkreise­n mit einem Feigenblat­t von zehn neuen Stellen überdecken.“

Bullingers SPD-Kollege Georg Nelius nennt die Planungen lächerlich und fordert einen merklichen Stellenauf­wuchs. „Sonst ist der nächste Gammelflei­schskandal oder ungeheure Zustand in einer Tierhaltun­g aufgrund fast nie stattfinde­nder Kontrollen vorprogram­miert.“

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FOTO: DPA Das Land will zehn weitere Stellen für Amtstierär­zte schaffen. Sie kontrollie­ren unter anderem Betriebe mit Viehhaltun­g.

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