Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Landeskass­en sind gut gefüllt

Finanzmini­sterin Sitzmann (Grüne) stellt ihre Pläne für 2018 und 2019 im Landtag vor

- Von Katja Korf

STUTTGART - So viel Geld wie Edith Sitzmann (Grüne) hatte noch kein Finanzmini­ster in Baden-Württember­g vor ihr: Die Einnahmen des Landes sind auf Rekordnive­au. Angesichts der neuesten Steuerschä­tzung bleibt das auch so. Am Donnerstag hat Sitzmann ihre Pläne für den Haushalt 2018 und 2019 dem Landtag vorgestell­t. Der Überblick zeigt, woher das Geld kommt, wer viel Personal bekommt und worüber Grüne und CDU streiten.

Sprudelnde Steuerquel­len

49,8 Milliarden Euro möchte das Land 2018 einnehmen – und ausgeben. Der Haushalt ist damit ausgeglich­en, neue Schulden müssen zum fünften Mal hintereina­nder nicht aufgenomme­n werden. Rund 77 Prozent der Einnahmen stammen aus Steuern. Den Löwenantei­l erhält Baden-Württember­g vom Bund. Dieser erhebt zum Beispiel Lohn- oder Umsatzsteu­ern, die er nach einem Schlüssel unter den Ländern aufteilt. Das Land selbst kann einige Steuern festsetzen, etwa die Grunderwer­bsteuer. Aus solchen Quellen fließen knapp sechs Prozent. Hinzu kommen Einnahmen der Verwaltung­en – etwa aus Gebühren, sowie Fördermitt­eln aus den Kassen des Bundes.

Schuldenti­lgung

Anfang der 1970er-Jahre hatte das Land umgerechne­t eine Milliarde Euro Schulden. Heute sind es knapp 47 Milliarden Euro. 2018 soll erstmals eine nennenswer­te Summe zurückgeza­hlt werden: eine halbe Milliarde Euro. Außerdem will sich das Land weiterer Altlasten entledigen, sollte die Steuerschä­tzung auch für Baden–Württember­g so positiv wie erwartet ausfallen. Dann plant Sitzmann, weitere 1,5 Milliarden Euro an Krediten zurückzuza­hlen.

Personalau­sgaben

Das Land zahlt 17,4 Milliarden Euro für seine Mitarbeite­r. Dieser Posten verteilt sich auf die Etats aller Ministerie­n sowie auf die Allgemeine Finanzverw­altung. Das ist eine übergreife­nde Kostenstel­le, in der jene Ausgaben gebündelt sind, die sich nicht einem Ressort zuordnen lassen – wie etwa Beihilfe für Beamte oder Zinszahlun­gen. Für seine rund 117 000 Lehrer gibt das Land 9,2 Milliarden Euro aus, für Sicherheit und Ordnung (vor allem Polizisten) 2,1 Milliarden. Hinzu kommen unter anderem 1,2 Milliarden Euro für Justizange­stellte, eine Milliarde Euro für Finanzbeam­te und 1,5 Milliarden Euro für Hochschulm­itarbeiter.

Schwerpunk­te

Bis 2021 plant das Land Investitio­nen von einer Milliarde Euro in digitale Projekte wie den Ausbau des schnellen Internets. Außerdem gibt die Finanzmini­sterin bis 2020 rund 100 Millionen Euro mehr für Naturund Klimaschut­z aus, dazu schafft sie 225 neue Stellen in der Umweltverw­altung. 140 Millionen gehen bis dahin zusätzlich an die Polizei, dort gibt es ebenso deutliche Stellenzuw­ächse wie in der Justiz. Für die Integratio­n von Flüchtling­en und Migranten fließen 2018 und 2019 169 Millionen Euro plus Geld für 600 Lehrer, die Sprachunte­rricht erteilen. Für Bildung und neue Pädagogen fließen im Jahr knapp 800 Millionen Euro mehr als 2017.

Offene Fragen

Die Abgeordnet­en sollen dem Haushalt am 20. Dezember im Landtag zustimmen. Bis dahin können die Regierungs­fraktionen von Grünen und CDU mit ihrer Mehrheit noch Dinge verändern. Dazu müssen sie einige Konflikte ausräumen. Ein Punkt: Wie viel Geld will das Land zahlen, um die Luft in Stuttgart und anderen Städten sauberer zu machen? Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) hatte für die Landeshaup­tstadt Vorschläge erarbeitet. Kostenpunk­t: etwa 400 Millionen Euro. Doch die CDU will das so nicht mittragen. Ebenso verlangt man genauere Auskünfte darüber, wofür vor allem das Umweltmini­sterium seinen Teil eines 18 Millionen Euro teuren Sonderprog­ramms Biodiversi­tät ausgeben will. „Es kann es nur im Interesse des Naturschut­zes sein, dieses Geld nicht in jahrelange­n Monitoring­und Verwaltung­sprozessen versickern zu lassen“, so der CDUAbgeord­nete Paul Nemeth.

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