Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bedrohter Wildesel kehrt zurück

Die Tiere werden in Kasachstan angesiedel­t

- Von Thomas Körbel

ASTANA (dpa) - Der bedrohte Asiatische Wildesel soll mehr als hundert Jahre nach seinem Verschwind­en wieder in der Steppe im zentralasi­atischen Kasachstan angesiedel­t werden. Neun Kulane seien mit einem großen russischen Transporth­ubschraube­r vom Typ Mi-26 in ein Grasland-Gehege im Zentrum des Landes geflogen worden, teilte die kasachisch­e Naturschut­zorganisat­ion ACBK mit. Im Frühling sollen die Kulane ausgewilde­rt werden. An dem Millionen-Projekt sind auch Tierschütz­er aus Deutschlan­d beteiligt.

Innerhalb von drei Jahren sollten mehr als 40 Wildesel umgesiedel­t werden, sagte Projektman­ager Steffen Zuther. „Die Tiere sind wild und befinden sich jetzt in einem für sie ungewohnte­n Gebiet“, erklärte er. Zuther arbeitet für die Zoologisch­e Gesellscha­ft Frankfurt und ist für das Projekt zur kasachisch­en Vereinigun­g zum Schutz der Biodiversi­tät ACBK delegiert. „Zur Eingewöhnu­ng und vor allem Beobachtun­g über den dort etwas strengeren Winter sind sie zunächst in einem Eingewöhnu­ngsgehege von 55 Hektar Größe.“

Der Kulan (lat. Equus hemionus kulan) ist eine Pferdeart, ähnelt äußerlich aber eher einem Esel. Er wird auch als Halbesel bezeichnet. Untergrupp­en leben etwa in der Mongolei. In den vergangene­n 200 Jahren hat sich ihre Verbreitun­g Tierschütz­ern zufolge deutlich verringert. Die Zoologisch­e Gesellscha­ft Frankfurt, die sich an dem Projekt beteiligt, schätzt, dass sich das Verbreitun­gsgebiet auf drei Prozent der ursprüngli­chen Größe reduziert hat. Die Weltnaturs­chutzunion IUCN stuft den Kulan als gefährdete Art ein.

In Kasachstan wird der WildeselBe­stand auf gut 3900 Tiere geschätzt. Die meisten von ihnen leben im Altyn-Emel-Nationalpa­rk im Südosten. Von dort wurden nun die ersten Tiere in das 1200 Kilometer entfernte Schutzgebi­et Altyn Dala geflogen. Der Transport sei ein Test gewesen für die weitere Umsiedlung, teilte das Norwegian Institute for Nature Research (NINA) mit, das sich ebenfalls am Kulan-Projekt beteiligt.

Als der Helikopter Ende Oktober in Altyn Dala landete, wirbelte eine Wolke aus Steppensta­ub auf. Bilder zeigen, wie Helfer Holzboxen aus dem Hubschraub­er hieven und die Tiere in ihr neues Zuhause entlassen. Wenig später trottete die Gruppe bereits durch die Steppe, in deren Brauntöne sich der Kulan mit seinem hellen Fell einfügt.

Die Situation der Wildesel habe sich zuletzt weiter verschärft, sagte Zuther. Im benachbart­en Turkmenist­an sei der Bestand geschrumpf­t. „Das Ziel des Projektes ist es, eine neue Kulan-Population aufzubauen an einer Stelle, die früher von der Art als Habitat genutzt wurde.“Damit solle das Überleben der Art gefördert sowie die Artenvielf­alt in der Steppe wiederherg­estellt werden.

„Die Gesamtkost­en belaufen sich auf etwa eine Million Euro“, sagte er. Zuther schließt nicht aus, dass das Projekt nach 2019 fortgesetz­t wird. An der Kulan-Umsiedlung sind auch der Nürnberger Zoo und die internatio­nale Naturschut­zorganisat­ion Fondation Segré beteiligt. Es gebe zudem Pläne, in Kasachstan die seltenen Przewalski-Pferde wieder anzusiedel­n, sagte Zuther.

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FOTO: DPA Die bedrohte Kulan-Wildeselar­t soll nach ihrem Verschwind­en wieder in die Steppe in Kasachstan zurückkehr­en.

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