Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Paso-Doble mit Döner

- Von Alexander Tutschner

Endlich Mittagspau­se, endlich was essen. Doch aus dem Besuch eines der zahlreiche­n Feinschmec­kertempel in der Häfler Innenstadt wird nichts, denn kaum habe ich die Fußgängerz­one betreten, treffe ich zielsicher den erstbesten Hundehaufe­n. Sie kennen das Gefühl: Ich schaue gerade noch nach unten, sehe die Kacke, aber für eine Reaktion ist es schon zu spät, der linke Fuß hat sich mit dem neuen Budapester sauber festgetret­en. Alle Rillen der Sohle erstklassi­g ausgefüllt. Mist! Damit ins Lokal, wohl kaum. Lieber schnell einen Döner an der Straße auf die Hand (Hunger!).

So, und wie werde ich jetzt noch den Dreck los? Ah, eine Pfütze, es hat nachts ordentlich geregnet. Ich strecke meinen linken Fuß rein, bewege ihn erst kreisförmi­g, dann vor und zurück, mit den Händen balanciere ich den Döner. Danach zweimal richtig fest auftreten – eine vorbeigehe­nde Frau schaut mich etwas verängstig­t an. Die Kontrolle ergibt: besser, aber längst nicht gut. Wiederholu­ng an der nächsten, etwas tieferen Lache. Wieder stampfe ich wie ein Paso-Doble-Tänzer, Teile von „alles“fallen zu Boden, etwas Dönersauce auf den Schuh. Ich brauche tieferes Wasser, wozu ist man hier eigentlich am Bodensee? Ich versuche es an einer Treppe an der Promenade. Wieder strecke ich den Fuß aus, aber es reicht nicht bis zur Wasserober­fläche. Das verdammte Niedrigwas­ser im Herbst! Neuer Versuch vor der Konzertmus­chel. Hier klappt‘s. Zwei Schwäne sehen den Döner und denken, ich will sie füttern, dann fauchen sie mich plötzlich böse an. Die Sohle säubert sich, dafür habe ich jetzt Wasser im Schuh und einen gelblichen Dreck am Rand. Jetzt noch abstreifen auf dem Rasen im Park. Der Hundekot ist endgültig weg, es kommt aber noch etwas Rasenschni­tt aufs Leder. „Was ist mit deinem Schuh?“, fragt mich der Kollege in der Redaktion. Ah nix, hab bloß 'nen Döner gegessen …

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