Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tierisches Orchester präsentiert Beethovens 9.
Für die Grundschüler der Franz-Anton-Maulbertsch-Schule (FAMS) gibt es im Münzhof eine klassische Stunde
LANGENARGEN - Tierisch, und somit einmal ganz anders, haben am Donnerstag die Grundschüler der FAMS im Münzhof Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie erleben dürfen. In Form eines Theaterstücks, bei dem wilde Tiere das Orchester des Dirigenten Karavan mit ihren Instrumenten besetzten, lernten die jungen Konzertbesucher nicht nur das musikalische Meisterwerk näher kennen, sondern erfuhren durch die „Ode an die Freude“den Kontrast zwischen dem Kampf um das Dasein und einer friedlichen Welt.
Meister Karavan und Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie samt Orchester hatten im Münzhof vor einem begeisterten, jungen Publikum ihren großen Auftritt. Der junge Dirigent Karavan (Regina Hillinger) bekommt aufgrund einer Namensverwechslung einen Anruf vom Konzerthaus in Berlin und damit seine große Chance: Er soll die 9. Sinfonie dirigieren. Die Sache hat allerdings einen Haken: Er muss ein Orchester mitbringen. Doch woher soll er auf die Schnelle die benötigten Musiker nehmen? In seiner Verzweiflung gerät er an eine dubiose Agentur, die ihm Hilfe verspricht. Wenig später ist sein Wohnzimmer mit den seltsamsten Musikern bevölkert: Eine Horde musizierender Tiere, die sich statt für Beethoven nur für ihre nächste Mahlzeit interessiert.
Die Mahlzeit musiziert nebenan
Logisch, dass es zu reichlich Konflikten kommt. Denn die leckere Mahlzeit sitzt schon am Instrument nebenan. Da tritt der hungrige Leo Löwe cool auf und haut kräftig auf die Pauke. Richtig schwierig wird es aber, als Dr. Silke Schaf, Mike Maus und Liesel Gans mit ihren Holzblasinstrumenten dazukommen. Der Löwe denkt nämlich, diese Musiker hätte ihm ein Caterer zur Mittagszeit geliefert. „Das ist nicht Ihr Mittagessen oder ein perfektes Casting für ein perfektes Dinner, das sind Ihre Orchesterkollegen“, stellt sich Herbert Karavan dazwischen.
Die Nimmerland Theaterproduktion mit Solo-Schauspielerin Regina Hillinger lieferte mit „Die 9. Sinfonie der Tiere“nicht nur einen liebenswerten und lehrreichen Einstieg in die Welt der klassischen Musik, sondern bebilderte den Kampf ums Überleben, um das Fressen und Gefressen werden. „Es ist ein Bild für den täglichen Kampf zwischen den Menschen, wie ihn Beethoven am Anfang des vierten Satzes seiner 9. Sinfonie komponiert hat“, beschreibt Regisseur und Buchautor Thomas Lange die Botschaft.
Das ist besonders interessant, denn nach diesem musikalischen Gewaltausbruch geht Beethoven in seiner Komposition schließlich in die Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“über. Dabei mache dem Nimmerland-Theater zufolge der Kontrast zwischen dem täglichen Kampf um das Dasein und dem Ideal einer friedlichen Welt die 9. Sinfonie zu einem der bekanntesten Meisterwerke aller Zeiten, auch da in der einzigartigen Verbindung von Beethovens Musik und Schillers Text eine tiefgreifende Wahrheit liegt. Man wolle mit der Geschichte diese Wahrheit und die damit verbundenen Botschaft des Miteinanders, der Freude und des Wohls ergründen und transportieren.
Dass dies gelungen ist, zeigte der tosende Beifall der Grundschüler, die sich darüber freuten, dass sich während der Ode der Pauken-Löwe, Kontrabass-Bär, die Liesel Gans, Mike Maus aber auch Dr. Silke Schaf samt Schildkröte, Trompeten-Fuchs, Posaunen-Adler und WaldhornMietzekatze friedlich in den Armen lagen und keinen Appetit mehr aufeinander hatten. „Ich spiele selbst Flöte und finde es ganz schön, dass sich die Tiere zum Schluss lieb haben. Das sollte bei den Menschen auch so sein“, sagte die kleine Maja.