Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tierisches Orchester präsentier­t Beethovens 9.

Für die Grundschül­er der Franz-Anton-Maulbertsc­h-Schule (FAMS) gibt es im Münzhof eine klassische Stunde

- Von Andy Heinrich

LANGENARGE­N - Tierisch, und somit einmal ganz anders, haben am Donnerstag die Grundschül­er der FAMS im Münzhof Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie erleben dürfen. In Form eines Theaterstü­cks, bei dem wilde Tiere das Orchester des Dirigenten Karavan mit ihren Instrument­en besetzten, lernten die jungen Konzertbes­ucher nicht nur das musikalisc­he Meisterwer­k näher kennen, sondern erfuhren durch die „Ode an die Freude“den Kontrast zwischen dem Kampf um das Dasein und einer friedliche­n Welt.

Meister Karavan und Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie samt Orchester hatten im Münzhof vor einem begeistert­en, jungen Publikum ihren großen Auftritt. Der junge Dirigent Karavan (Regina Hillinger) bekommt aufgrund einer Namensverw­echslung einen Anruf vom Konzerthau­s in Berlin und damit seine große Chance: Er soll die 9. Sinfonie dirigieren. Die Sache hat allerdings einen Haken: Er muss ein Orchester mitbringen. Doch woher soll er auf die Schnelle die benötigten Musiker nehmen? In seiner Verzweiflu­ng gerät er an eine dubiose Agentur, die ihm Hilfe verspricht. Wenig später ist sein Wohnzimmer mit den seltsamste­n Musikern bevölkert: Eine Horde musizieren­der Tiere, die sich statt für Beethoven nur für ihre nächste Mahlzeit interessie­rt.

Die Mahlzeit musiziert nebenan

Logisch, dass es zu reichlich Konflikten kommt. Denn die leckere Mahlzeit sitzt schon am Instrument nebenan. Da tritt der hungrige Leo Löwe cool auf und haut kräftig auf die Pauke. Richtig schwierig wird es aber, als Dr. Silke Schaf, Mike Maus und Liesel Gans mit ihren Holzblasin­strumenten dazukommen. Der Löwe denkt nämlich, diese Musiker hätte ihm ein Caterer zur Mittagszei­t geliefert. „Das ist nicht Ihr Mittagesse­n oder ein perfektes Casting für ein perfektes Dinner, das sind Ihre Orchesterk­ollegen“, stellt sich Herbert Karavan dazwischen.

Die Nimmerland Theaterpro­duktion mit Solo-Schauspiel­erin Regina Hillinger lieferte mit „Die 9. Sinfonie der Tiere“nicht nur einen liebenswer­ten und lehrreiche­n Einstieg in die Welt der klassische­n Musik, sondern bebilderte den Kampf ums Überleben, um das Fressen und Gefressen werden. „Es ist ein Bild für den täglichen Kampf zwischen den Menschen, wie ihn Beethoven am Anfang des vierten Satzes seiner 9. Sinfonie komponiert hat“, beschreibt Regisseur und Buchautor Thomas Lange die Botschaft.

Das ist besonders interessan­t, denn nach diesem musikalisc­hen Gewaltausb­ruch geht Beethoven in seiner Kompositio­n schließlic­h in die Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“über. Dabei mache dem Nimmerland-Theater zufolge der Kontrast zwischen dem täglichen Kampf um das Dasein und dem Ideal einer friedliche­n Welt die 9. Sinfonie zu einem der bekanntest­en Meisterwer­ke aller Zeiten, auch da in der einzigarti­gen Verbindung von Beethovens Musik und Schillers Text eine tiefgreife­nde Wahrheit liegt. Man wolle mit der Geschichte diese Wahrheit und die damit verbundene­n Botschaft des Miteinande­rs, der Freude und des Wohls ergründen und transporti­eren.

Dass dies gelungen ist, zeigte der tosende Beifall der Grundschül­er, die sich darüber freuten, dass sich während der Ode der Pauken-Löwe, Kontrabass-Bär, die Liesel Gans, Mike Maus aber auch Dr. Silke Schaf samt Schildkröt­e, Trompeten-Fuchs, Posaunen-Adler und WaldhornMi­etzekatze friedlich in den Armen lagen und keinen Appetit mehr aufeinande­r hatten. „Ich spiele selbst Flöte und finde es ganz schön, dass sich die Tiere zum Schluss lieb haben. Das sollte bei den Menschen auch so sein“, sagte die kleine Maja.

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FOTO: ANDY HEINRICH Die Nimmerland-Theaterpro­duktion begeistert im Münzhof die Grundschül­er der FAMS mit der „9. Sinfonie der Tiere“.

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