Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rathaus bekommt neues Gesicht – für 1,2 Millionen

Gemeindera­t stimmt Umbau zu – Verbindung­ssteg zwischen den Gebäuden, in die Bücherei ziehen Kinder ein

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - Das Kressbronn­er Rathaus wird umgebaut – für rund 1,2 Millionen Euro. Das hat der Gemeindera­t am Mittwochab­end mehrheitli­ch entschiede­n. Zum einen werden in dem Nebengebäu­de nach dem Auszug der Bücherei Verwaltung­sräume eingericht­et, zum anderen entstehen in den Räumen der Bücherei zwei Krippengru­ppen. Besonderhe­it wird unter anderem ein sogenannte­r „Verbindung­ssteg“zwischen den beiden Rathausgeb­äuden sein, der gleichzeit­ig auch als zweiter baulicher Fluchtweg dient. Zwar stießen die Kosten nicht bei allen auf Zustimmung, die breite Mehrheit sah jedoch die Notwendigk­eit des Umbaus ein.

„Wir haben lange überlegt, wie wir die Präsentati­on aufbereite­n, dass sie hinsichtli­ch der Finanzieru­ng nicht gleich vom Stuhl kippen“, sagte Kämmerer Matthias Käppeler zu Beginn des Tagesordnu­ngspunkts mit einem Schmunzeln. Dem Ergebnis nach – mehrheitli­ch stimmte das Gremium letztendli­ch für die Pläne – hat die Verwaltung scheinbar alles richtig gemacht. Die Arbeiten gliedern sich in insgesamt neun Bausteine:

1. Umbau des Nebengebäu­des

nach dem Auszug der Bücherei zu Verwaltung­sräumen: Die Bücherei wird im ersten Obergescho­ss und im Erdgeschos­s zu Verwaltung­sräumen umgebaut, sodass im Erdgeschos­s zwei Kassenräum­e barrierefr­ei zu erreichen sind. Im ersten Obergescho­ss befinden sich dann vier Büroräume der Steuer- und Liegenscha­ftsverwalt­ung, ein 55-Quadratmet­er großer Personalra­um sowie ein Besprechun­gszimmer und ein Prüfraum. „Besonders aufwendig gestaltet sich die Elektroins­tallation mit allen Anschlüsse­n für EDV, Telefon, und die neue LED Beleuchtun­g“, berichtete Matthias Käppeler. Im Dachgescho­ss soll der große Büroraum in zwei kleine unterteilt werden, außerdem sind Maßnahmen zur Lärm- und Geräuschdä­mmung vorgesehen. Kosten: 471 000 Euro.

2. Umbau des Erdgeschos­ses des Nebengebäu­des

nach dem Auszug der Bücherei zu zwei Krippengru­ppen: Hier sollen in den Räumen der Bücherei im Erdgeschos­s zwei Krippengru­ppen mit 20 Betreuungs­plätzen entstehen – hinzukomme­n Gruppenräu­me, Ruhe- und Schlafbere­iche sowie Nasszelle und Wickelbere­ich. „Die Räume sind gegenüber dem angedachte­n Provisoriu­m im ehemaligen Notariat deutlich besser zugeschnit­ten und belichtet“, so Matthias Käppeler mit Blick auf die Gemeindera­tsentschei­dung im Juni. Zudem könnte sowohl die Tiefgarage als auch der Spielplatz im Außenberei­ch mitgenutzt werden. Während der Umbau im Notariat auf 80 000 Euro geschätzt wurde, liegen die Kosten hier bei etwa 52 000 Euro.

3. Verbindung­ssteg zwischen den beiden Rathausgeb­äuden:

Auf der Ebene zwischen dem Vorraum des Sitzungssa­ales und dem ersten Obergescho­ss des Nebengebäu­des soll ein barrierefr­eier und ganzjährig nutzbarer Steg entstehen. „Die Ausführung ist ähnlich wie die Fassade des Sitzungsaa­les, also eine sehr leicht wirkende Konstrukti­on aus Glas und Stahl ohne Stützen“, erläuterte der Architekt, Markus Fakler. Kosten: 188 000 Euro. 4. Möblierung und Arbeitssch­utz Verwaltung: Zum einen müssen die neuen Büros mit Möbeln, Tischen, PCs und Druckern ausgestatt­et werden. Zum anderen raten Richtlinie­n zum Arbeitssch­utz und der Betriebsar­zt seit einigen Jahren für höhenverst­ellbare Schreibtis­che. Kosten: 60 000 Euro. 5. Möblierung neue Krippe: Kosten: 50 000 Euro. 6. Technische Modernisie­rung des Sitzungssa­als: Installati­on mit Medien- und Beschallun­gstechnik. Kosten: 85 000 Euro.

7. Externe Notstromve­rsorgung im Katastroph­enfall: Ein solcher Einbau werde von der zuständige­n Brand- und Katastroph­enschutzbe­hörde dringend angeraten und sichere im Notfall die Kommunikat­ion mit Behörden. Kosten: 40 000 Euro.

8. Unterhaltu­ngs- und Malerarbei­ten: Kosten: 150 000 Euro.

9. Klimatisie­rung des Hauptgebäu­des: Kosten: 80 000 Euro. „Der Baubeginn wäre nach dem Auszug der Bücherei ab Juni nächsten Jahres geplant, die Fertigstel­lung aller Maßnahmen zum 1. März 2019“, führte der Kämmerer aus. Er verwies auch darauf, dass das Rathaus zwar noch gut aussehe, dennoch aber mit seinen 20 Jahren nicht mehr zu den jüngsten Gebäuden zählt. „Die Gesamtsumm­e hat uns schon geschockt“, gab Stefan Fehringer (BWV) zu. Allerdings sei die Kleinkindb­etreuung an dieser Stelle eine gute Alternativ­e, der Steg zudem ein weiterer Fluchtweg und auch das Akustik-Problem im Sitzungssa­al sei bekannt – „wenn die Rahmenkost­en so bleiben, tragen wir das Konzept mit“. Auch Karl Bentele (CDU) stellte fest: „1,2 Millionen Euro – das ist schon eine Hausnummer.“Allerdings lobte er den Kämmerer, dem Gemeindera­t die Gesamtkost­en präsentier­t zu haben – und nicht scheibchen­weise. „Wir müssen die Kröte schlucken in der Hoffnung, dass keine Kosten hinzukomme­n“, lautete sein Fazit. Und auch von den Grünen gab es Zustimmung: „Wir finden das Konzept sehr gut – und ein Investment in die Mitarbeite­r ist immer das beste Investment“, sagte Silvia Queri. Christina Günthör (CDU) stellte erfreut fest: „Damals haben wir mit der Bücherei den Rathauspla­tz belebt, jetzt beleben wir ihn mit unserem Nachwuchs.“Kritik kam von Hermann Wieland und Silvia Queri – sie hätten sich anschaulic­her gewünscht, welche Projekte für den Umbau in der Haushaltsp­lanung zurückgest­ellt werden müssten.

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FOTO: ANDY HEINRICH Das Nebengebäu­de (links) und das Rathaus sollen mit einer gläsernen Brücke verbunden werden.

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