Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Heynen und seine klugen Volleyball-Kicker
Beim VfB Friedrichshafen überzeugen in Burgas auch die Spieler aus der zweiten Reihe
FRIEDRICHSHAFEN - Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen haben das erste von zwei Qualifikationsspielen zur Champions League gegen Burgas mit 3:1 (25:19, 25.19, 26:28, 25:18) gewonnen. Das ist gut, aber reicht noch nicht aus, um das Rückspiel am Sonntag (16 Uhr, ZF-Arena) entspannt anzugehen.
Die meisten Top-Teams im Volleyball haben sechs starke Spieler. Dahinter klafft dann eine große Lücke. Das ist sogar beim ChampionsLeague-Seriensieger Zenit Kazan der Fall. Sollten die Hauptangreifer Matthew Anderson, Leon oder Maxim Mikhailov außer Form sein, dann hat das Team ein großes Problem. Vital Heynen und der VfB Friedrichshafen verfolgen eine andere Philosophie. „Bei mir ist jeder Spieler wichtig“, sagt der VfB-Trainer. Nach dieser Devise stellt Heynen eine Mannschaft zusammen, bei der kein Spieler das Gehaltsgefüge sprengt. Und deshalb ist der VfB national auch so erfolgreich, denn alle Spieler haben ein ähnliches Niveau. „Wenn einer reinkommt, dann pusht er die anderen“, sagt Mittelblocker Jakob Günthör.
Gute Bank
Und es waren die Wechsel, die dem VfB-Spiel am Mittwoch in der ersten von zwei Qualifikationspartien gegen das bulgarische Team Burgas gut taten. Als die Bulgaren nach dem gewonnenen dritten Satz im vierten Durchgang mit 5:2 führten, da reagierte Vital Heynen. Zuspieler Simon Tischer raus, Tomas Kocian rein; Diagonalangreifer Daniel Malescha raus, Bartolomiej Boladz rein.
Und später kam Scott Kervoken für Philipp Collin als Mittelblocker und Außenangreifer Andreas Takvam für David Sossenheimer. „Das hat die Bulgaren verwirrt. Ich habe meine Volleyball-Fußball-Mannschaft ausgeschöpft und damit die Partie gewonnen“, sagt Heynen.
Volleyball-Fußball? Nein, es ist immer noch Volleyball. Aber Heynen hatte elf Spieler in Burgas dabei und setzte alle ein. Im Gegensatz dazu vertraute der bulgarische Trainer Nayden Naydeneov auf seine Stammsechs. Georgi Bratoev, Alexander Statsenko, Iliya Petrov, Valenton Bratoev, Georgi Petrov und Nikolay Kartev erhielten keine Verschnaufspause. Der Grund: „Wir haben eine junge Mannschaft, die noch zwei Jahre braucht, um international mithalten zu können“, sagte Außenangreifer Valentin Bratoev.
Und weil der VfB gleichwertige Spieler auf der Bank hat, machen sie den Unterschied. „Ich wechsle gerne. Das verwirrt den Gegner, denn so schnell kann er sich auf die neuen Spieler nicht einstellen“, betonte Heynen. Doch der VfB hat nicht nur aufgrund der Wechsel gewonnen. „Friedrichshafen hat einen intelligenten und modernen Volleyball gespielt. Das Team hat klug aufgeschlagen und viele Bälle geholt. Das war schon richtig gut“, meinte Valentin Bratoev.
Ein solches Lob geht Heynen natürlich runter wie Öl. „Der Mann hat Ahnung vom Volleyball.“Allerdings gibt sich Burgas noch nicht geschlagen. „In Friedrichshafen haben wir weniger Druck und das wollen wir ausnutzen“, sagte Bratoev. „In der Tat ist nichts entschieden. Wir haben nur ein Spiel gewonnen“, meinte auch Heynen.