Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Harter Arbeiter, stets „im Moment“
Patrick Hager ist einer der dienstältesten Eishockey-Nationalspieler – und einer der wichtigsten
AUGSBURG - Beim Debüt hießen seine Sturmpartner Christoph Melischko und Felix Schütz, Gegner am 10. April 2008 war Finnland, Endstand in Regensburg 1:3. Neuneinhalb Jahre später gehört Patrick Hager, 29 inzwischen, 120 Länderspiel-Einsätze inzwischen, zu den erfahrensten deutschen Eishockey-Nationalspielern – und zu den wichtigsten. Als „Leader“adelte ihn Bundestrainer Marco Sturm vor dem Turnier um den Deutschland-Cup an diesem Wochenende in Augsburg, als einen Führungsspieler, dessen Wort Gewicht hat in der Kabine. Auf dem Eis war Patrick Hager zuletzt feste Größe sowohl in Über- als auch in Unterzahl, bester deutscher Bullyspieler zudem. Auf dem Eis will sich der Angreifer des EHC RB München einen Traum erfüllen: den Traum von seinen ersten Olympischen Spielen, kommenden Februar in Pyeongchang.
Da muss das 2:5 vom Vorabend aus dem Kopf sein, die ärgerlich-späte Niederlage mit seinem Club in der Champions Hockey League gegen den SC Bern. Jetzt ist Training, das erste mit Marco Sturms Auswahl, „jetzt stehen neue Aufgaben vor der Brust“. Die Saison-Pflichtspiele Nr. 28 ff. – der Rhythmus ist streng im Olympiawinter. Eishockey-üblich streng, relativiert Patrick Hager; „wir sind Leistungssportler, wir sind fit, wir trainieren für diese Belastung“. Schwieriger sei da, mental, emotional genau „auf den Punkt da zu sein: Du musst immer wieder schauen, dass du im Moment bleibst.“
Patrick Hager gelingt das zunehmend besser in dieser Saison. Im Sommer ist er von den Kölner Haien nach München gewechselt. Ein Schritt auch gen Heimat. Geboren ist Patrick Hager zwar in Stuttgart – Vater Anton stürmte von 1988 bis 1990 für den dortigen EV –, aufgewachsen aber in Rosenheim. Ehefrau Stephanie ist Rosenheimerin, die Töchter Emma und Greta sind in Rosenheim geboren. Familie und Freunde in der Nähe, die sportliche Herausforderung beim Deutschen Meister riesig, die Qualität im Team immens, Trainer Don Jackson so fordernd wie fördernd: Es passt. Mit Michael Wolf und Jason Jaffray als Nebenleuten sowieso, auf Tabellenplatz eins derzeit, mit 43 von 60 möglichen Punkten. „Ich fühl’ mich eigentlich angekommen.“Patrick Hager allerdings wäre nicht Patrick Hager, würde er nicht anfügen: „Ganz automatisch läuft noch nicht alles.“Die drei Treffer (bei fünf Vorlagen) aus 20 Ligapartien fuchsen ein wenig: „Ich könnte schon das eine oder andere Tor mehr haben. Ich glaub’, die Chancen waren zu Genüge da. Ab und zu hat man solche Phasen ...“Selten, bei 137 Treffern (194 Assists) aus 579 DEL-Auftritten.
Und: Die Leistung Patrick Hagers an Toren allein festzumachen, würde ihm kaum gerecht werden. Den „Krieger in unserem Team“hat Marco Sturm in dem Center ausgemacht. Klingt martialisch, war ein Lob. Patrick Hager selbst sieht den Eishockeyspieler Patrick Hager so: „Meistens finde ich den Weg in das Spiel über mein läuferisches Pensum, über Aggressivität und Körperspiel. Wenn ich mich mit einem Satz beschreiben müsste, würd’ ich sagen, dass ich ein harter Arbeiter bin, der aber auch technisch und offensiv glänzen kann.“
Neben wem er das jetzt in Augsburg tun will? „Gogulla – Hager – Schütz“hieß noch bei der Heim-WM im Mai eine – fein eingespielte – Angriffsformation, die für keinen Gegner wirklich angenehm war. Philip Gogulla trat Mitte Juli aus der DEBAuswahl zurück, Felix Schütz fehlt beim Deutschland-Cup aus privaten Gründen. Ändern kann Patrick Hager daran nichts, „also nehme ich die Situation so an“. Neue Reihenkollegen inklusive: „Da spricht man natürlich erst mal mit den Jungs, setzt sich zusammen und versucht, in den Trainingstagen ’ne gewisse Chemie zu entwickeln.“Letztlich aber gelte: „Du hast in der Nationalmannschaft immer Außenstürmer oder Mittelstürmer, mit denen man erfolgreich spielen kann.“Und in den bisher zwei Amtsjahren Marco Sturms eine Professionalität, die Patrick Hager begeistert: „Marco arbeitet sehr akribisch am Eis, er lebt uns das auch ein bisschen vor – diesen Willen, diesen Ehrgeiz zu haben, dass Niederlagen nicht akzeptabel sind. Das strahlt dann auch auf die Mannschaft aus.“
Patrick Hager, 120 Länderspiele, 20 Tore, 26 Vorlagen, ist im Moment. Der Deutschland-Cup kann kommen.
Deutschland-Cup 2017, Fr.: USA – Slowakei (16.00), Deutschland – Russland (19.30); Sa.: Deutschland – Slowakei (16.00), Russland – USA (19.30); So.: Slowakei – Russland (13.15), Deutschland – USA (16.45). – Deutsche Spiele live auf Sport1.