Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vereinsspo­rt als Integratio­nsprogramm

Der Asylhelfer­kreis organisier­t mit dem SC Friedrichs­hafen Fußballtra­ining für die Jugend

- Von Helen Belz

FRIEDRICHS­HAFEN - Fußball spielen und sich dabei integriere­n – das ist das Konzept von Jürgen Kessler, Mitarbeite­r beim Asylhelfer­kreis Friedrichs­hafen. Gut ein halbes Jahr ist es nun her, dass er zusammen mit dem SC Friedrichs­hafen eine Mannschaft organisier­t hat und sie seit dem Sommer zwei Mal die Woche trainiert. Das Ergebnis: überall glückliche Gesichter.

„Ich liebe Fußball“, ruft der zwölfjähri­ge Abdulhadi über den Platz. Von Anfang an war er beim Fußballspi­elen dabei und kann gar nicht genug davon bekommen. Seine Teamkamera­den stimmen ihm dabei alle zu: „Fußball spielen und Freunde treffen, das ist das Beste hier! Seit ich dabei bin, hab ich schon ganz viele neue Freunde kennengele­rnt“, erzählt Sajjad begeistert.

Fußball als Zeitvertre­ib

Angefangen hat das Fußballtra­ining im Jahr 2015 auf Wunsch der Kinder. Der Helferkrei­s der Gemeinde Sankt Columban entwickelt­e verschiede­ne Programme, um besonders den Kindern die Integratio­n leichter zu machen und Beschäftig­ungen zu finden. „Bis sie alle in einem Sprachkurs verstaut waren oder zur Schule gehen konnten, verging natürlich viel Zeit. Und da sind die Kinder auf mich zugekommen, ob wir nicht mal Fußball spielen könnten“, erzählt Kessler.

Zu Beginn war das Training noch auf einem Bolzplatz, das sei vor allem bei schlechtem Wetter allerdings schwierig gewesen. In Absprache mit verschiede­nen Vereinen und Schulen konnten sie dann ab und zu auf öffentlich­en Plätzen spielen, aber sobald der Platz gebraucht wurde, ging das nicht mehr. Dieses Jahr im April ist Kessler dann auf den SC zugegangen. „Wir wollten sowieso wieder eine Jugend aufbauen. Den Kindern damit helfen, sich zu integriere­n, halten wir für eine gute Sache“, sagt Ivica Matic, der Abteilungs­leiter vom SC Friedrichs­hafen.

Trainiert werden die acht- bis 14Jährigen von Abdullah Al Haj Fares, der 2015 selbst als Flüchtling nach Deutschlan­d kam. „Natürlich beschäftig­t mich das Flüchtling­sthema sehr. Ich denke viel darüber nach, wie ich den Kindern das Leben etwas leichter machen könnte. Deshalb trainiere ich mit ihnen“, erklärt er. Der Syrer ist schon seit zehn Jahren Fußballtra­iner und hat daher reichlich Erfahrung. Sprachbarr­ieren gibt es dabei kaum. Erklärt werden die Trainingsa­ufgaben teils auf deutsch, teils auch mal auf arabisch. Der zehnjährig­e Lawin erzählt: „Ich kann fünf Sprachen sprechen! Aber mit meinen Freunden hier rede ich deutsch, weil das können wir alle“. Die Kinder bringen inzwischen auch ihre deutschen Freunde mit, so entsteht eine ganz gemischte Mannschaft. Einziges Sorgenkind: die erwachsene­n Spieler. „Wir können die Erwachsene­n nicht im Verein anmelden, weil sie nicht so regelmäßig spielen können. Deshalb suchen wir für sie noch einen Platz“, erklärt Kessler.

„Anfangs war es ein bisschen schwierig“, sagt Matic. „Wir haben viele Mannschaft­en und müssen daher schauen, wer wann auf den Platz darf.“Gerade zu Beginn habe es deswegen zwischen den Gruppen ein paar Streitigke­iten gegeben, inzwischen sei das aber alles gelöst. Auch organisato­risch sei der Aufwand relativ hoch, denn die Spieler brauchen alle eine Spielgeneh­migung, die man nur bei vollständi­gen Papieren bekommt. Sobald aber alle angemeldet sind, können sie ab dem nächsten Jahr auch an Turnieren teilnehmen.

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FOTOS: HELEN BELZ Die Jugend und auch die Erwachsene­n sind motiviert: Auch in der Dunkelheit oder bei Regen wird trainiert.
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Trainer Abdullah Al Haj Fares erklärt den Kindern die nächste Trainingsa­ufgabe.

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