Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Candy Dulfer reißt 900 Zuhörer mit
Highlight beim Trans4Jazz-Festival: Saxophonistin lässt Ravensburger Konzerthaus beben
RAVENSBURG - Ein Highlight beim Trans4Jazz-Festival war sicher der Auftritt der holländischen Saxophonistin Candy Dulfer mit ihrer sieben Köpfe zählenden Band samt SpecialGuest, dem Sänger Chance Howard, im Konzerthaus. 900 Besuchern der insgesamt rund 2500 Festivalgäste wollten Dulfer hören. Was zur „hohen Zufriedenheit“bei den Veranstaltern des Vereins Jazztime Ravensburg beitrug.
So lohnte sich wieder einmal das Sponsoring des Landes, der Städte Ravensburg und Weingarten, der Kreissparkasse, vom Ravensburger Verlag sowie der Schwäbischen Zeitung und die Unterstützung durch unzählige fleißige Hände und Köpfe. Sicher war auch, dass im Konzerthaus keiner umfallen konnte: Innen wogte die Menge, von der man nur die Köpfe sah. Denn bewegen muss man sich unweigerlich bei dieser mitreißenden Band, die trotz ihrer Power niemanden unterbuttert. Und einer Saxophonistin, die mit Können, Vielseitigkeit, einer Riesenportion Humor und Charme jede noch so lahme „Couchpotato“zum Wippen bringt.
Candy Dulfer – eben 48 Jahre alt geworden –, kann so ziemlich alles, was zu einer guten Performance gehört. Auch erzählen, ganz ohne Mache, auf Deutsch oder Englisch, fröhlich und mit Ironie: darüber, wie sie seit ihrer Kindheit verwachsen ist mit dem Saxophon, das ihr bekannter Vater spielte, und wie ihre Familie einfach alles hörte an Musik. Und dass sie deshalb verschiedene Stile mag. Sie begann mit einer Hommage an Prince, für dessen Song „Batman“sie als 20-Jährige das Lead-Saxophon übernahm und damit berühmt wurde.
Was immer sie spielt in diesen mehr als zwei Stunden – unter anderem „Lily Was Here“, ihr erster Single-Hit: Dulfer ist mit ihrem Saxophon die Hauptstimme, die sich mit ihren girlandenartigen Jazzimprovisationen mühelos durchsetzt. Die sieben anderen arbeiten ihr wunderbar zu: mit Gesang Ivan Peroti und Camilo Rodriguez, an der Gitarre Ulco Bed, am E-Bass Manuel Hugas, am Keyboard Arjen Mooijer und am Schlagzeug Nicky Loman. Alle haben sie Pepp und Rhythmus, sind gute Solisten, aber gehen auch subtil aufeinander ein. Gerade am Drummer Nicky Loman ist das besonders zu spüren. Ebenso bunt wie die Zusammensetzung ist der Stil der Band – musikalisch differenziert und zugleich gute Unterhaltung, weil alles zusammen stimmt.
Quatsch machen kann sie auch, diese Saxophonistin, wenn sie mit Roboterstimme ins Mikrofon bläst oder haucht, über ihren einzigen Gedanken an „Sax“witzelt oder wenn dann mit ihr – gegen später – mal der Drive durchgeht und es so richtig zum Funk übergeht. Am Ende gibt es Jubel, Pfiffe, unten wie auf der bebenden Empore und eine Endloszugabe, immer wieder neu angefeuert von Chance Howard. Mehr Stimmung geht nicht.