Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Aufgaben der Torspieler sind komplex
1. Bodensee-Fußball-Workshop für Torspieler mit hochkarätigen Referenten in Laimnau
LAIMNAU - Zu einem zweitägigen Fußball-Workshop in Sachen Torspieler hat Sven Empen nach Laimnau eingeladen. Der Geschäftsführer von Empen Optik engagierte für diesen Workshop hochkarätige Referenten. Unter anderem den TorspielerKoordinator von Borussia Dortmund, Thomas Schlieck, TorspielerTrainer Dennis Neudahm von der TSG 1899 Hoffenheim sowie der 34jährige Simon Panter. Der gebürtige Oberkircher ist seit 1. Juni 2017 Torspieler-Trainer der Frauen-Nationalmannschaft. Mit dabei waren auch Hubert und Thomas Deutsch aus Biberach die eine Torspieler-Stiftung gründeten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Fußball-Torspieler-Talente in Oberschwaben zu fördern. Den praktischen Teil übernahm Roland Rasch aus der Fußballschule von Hannover 96.
Es ist noch nicht solange her, da bewegte sich der Torhüter maximal im 16-Meter-Raum. Hauptaufgabe war, den Ball daran zu hindern, ins Tor zu gehen. Das hat sich grundlegend geändert. Aus dem Torwart der Vergangenheit wurde der Torspieler der Gegenwart mit komplexen Aufgaben. Was blieb, ist die bedingungslose Torverhinderung. Hinzu kamen: Immer anspielbar sein, permanentes scannen der Anspieloptionen, Räume im Rücken des Gegners erkennen, Angriffe auf das gegnerische Tor einleiten, sei’s durch Abschläge, Abstöße, Abwürfe, Präsenz, Körpersprache, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit, optimale Ausgangsposition für klare Entscheidungen, Fangfehler und Zuspiele in Druckräumen vermeiden und Persönlichkeit ausstrahlen – nur ein kleiner Auszug von dem, was der Torspieler von heute alles leisten muss. Zu den weiteren Aufgaben gehört die eigene Abwehr mit Anweisungen zu koordinieren.
Dadurch hat sich auch das Torspielertraining in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Einer, der es wissen muss, ist Thomas Schlieck, der in Fachkreisen als Experte im Torspielerbereich gilt. Reichlich Erfahrung sammelte der 47-Jährige beim damaligen Bundesligisten Arminia Bielefeld (1999-2011) sowie bei Schalke 04, RB Leipzig und jetzt bei Borussia Dortmund. „Die Technik beim Torspieler muss aber nicht bei jedem gleich aussehen“, sagt Schlieck, „jeder hat seine eigene Persönlichkeit“.
Der heutige Top-Torspieler ist seiner Meinung nach 1,80 Meter groß, muss beidfüßig spielen können. Geschult werden die Torspieler in Technik, Taktik, Physis und Psyche. Sämtliche Übungen sollen die Torspieler vor schnelle Entscheidungen stellen, „dafür braucht der Torspieler eine schnelle Lösung“, sagte Schlieck.
Persönlichkeiten machen
Dennis Neudahm ist seit 2012 hauptamtlich in der Nachwuchsabteilung der TSG 1899 Hoffenheim tätig. Der 30-Jährige ist Torspieler-Trainer der Hoffenheimer B-Junioren, die in der Bundesliga Süd/Südwest hinter dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart Tabellenplatz drei belegen. Ziel in Hoffenheim ist: Die Torspielerposition mit eigens ausgebildeten Persönlichkeiten zu bestücken. Geht’s nach Neudahm, „dann war Oliver Baumann der letzte Torhüter, der keine Ausbildung im Kraichgau genossen hat“.
So weit der Stand bei den Profis. Wie aber sieht es bei den Amateuren aus? „Die Jugendarbeit im Torspielerbereich kommt bei uns zu kurz“, sagt Hubert Deutsch, „wir haben keine qualifizierten Torspielertrainer“. Es sei ein Spagat, die exzellente Ausbildung bei den Profis runter zu reduzieren auf die Amateure. Er und sein Bruder Thomas gründeten die Stiftung ProKa. „Wir entwickeln Persönlichkeiten“, ihr Motto. Die Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, in Oberschwaben junge TorspielerTalente zu fördern. Sportlicher Leiter ist Marian Fedor, der aus dem Profibereich kommt. Hubert Deutsch spielte in der Saison 2002/ 2003 für den FV Ravensburg, sitzt heute beim Oberligist im Aufsichtsrat.
„Integration des Torhüters ins Mannschaftstraining“. Roland Rasch aus der Fußballschule von Hannover 96 zeigte auf dem Platz Übungen, wie die Torhüter sinnvoll ins Mannschaftstraining integriert werden können. Nur Torabschlüsse zu trainieren sei nicht sichtvoll, weil sie oft nicht spielnah sind.
Die Anwesenden nahmen eine Menge wertvoller Tipps und Anregungen mit nach Hause. Ein Wermutstropfen hatte diese Veranstaltung allerdings. Organisator Sven Empen wählte bewusst für diese Veranstaltung einen kleinen Rahmen. 24 Vereine wurden eingeladen, von denen nur die Hälfte kam. Aber bei aller Bescheidenheit, dieser Workshop hätte sicher noch mehr Zuhörer angelockt, denn in Sachen Torspieler hatte das Ganze Bundesligaformat. Organisator Sven Empen kann man nur ermutigen, 2018 einen weiteren Bodensee-Fußball-Workshop einzurichten, dann vielleicht in einem größeren Rahmen.