Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mut zu Fehlern
Bundestrainer Joachim Löw ist vor dem Duell gegen Frankreich in Experimentierlaune
KÖLN (dpa) - Im Härtetest gegen Frankreich fordert Joachim Löw zum Abschluss des bislang makellosen Länderspieljahres von seinen WMKandidaten noch einmal alle Leidenschaft. „Aufmerksam sein, konzentriert sein, ein hohes Tempo und eine hohe Emotionalität ins Spiel zu bringen, das wird wichtig sein“, sagte der Bundestrainer vor dem Klassiker der Nationalmannschaft gegen einen weiteren Konkurrenten um die WM-Krone heute (20.45 Uhr/ARD) im Kölner Rhein-Energie-Stadion.
Frankreich-Kenner Kevin Trapp bekommt von Löw mit seinem zweiten Länderspiel-Einsatz eine WM-Bewährungschance im Tor als Vertreter des weiter verletzten Manuel Neuer. „Er macht einen guten Eindruck. Ich habe ein gutes Gefühl, obwohl er zuletzt wenig gespielt hat“, sagte der DFB-Chefcoach über den Ersatzmann von Paris Saint-Germain. Ins Team zurückkehren werden zudem im Mittelfeld Sami Khedira und der von seinem Magen-Darm-Infekt genesene Toni Kroos. Beide waren beim 0:0 gegen England geschont worden. Ob Mario Götze sein Comeback feiert, ist noch offen.
Trotz der Kritik am nüchternen Auftritt in Wembley will Löw seinen Experimentierkurs Richtung WM 2018 in Russland kompromisslos fortsetzen – und zur Not auch ein schlechtes Resultat tolerieren. „Ergebnisse sind nicht das Wichtigste. Ich möchte ein bisschen Fehlerkultur zulassen. Fehler passieren, damit man daraus lernen kann“, sagte der DFB-Coach, für den nur die WM vom 14. Juni bis 15. Juli die Messlatte ist. Die eigene Marschroute soll zumindest anders aussehen als bei der unspektakulären England-Nullnummer. „Wir wollen selbst offensiver spielen und uns besser in Szene setzen“, kündigte Löw an. Aber: „Frankreich besitzt gerade in der Offensive in der Breite eine unglaubliche Qualität“, betonte der 57Jährige. Die Franzosen um PSG-Jungstar Kylian Mbappé oder die BayernProfis Kingsley Coman und Corentin Tolisso seien noch gefährlicher als die Engländer und hätten in jeder möglichen Formation Weltklasse zu bieten. „Darauf müssen wir uns einstellen“, sagte Löw.
Das bittere 0:2 im EM-Halbfinale vor 16 Monaten in Marseille durch einen Doppelpack von Antoine Griezmann ist für Löw nicht mehr maßgeblich. „Wir haben verloren, das kann man nicht mehr zurückholen.“