Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immer später, immer teurer
Tüv entdeckt neue Mängel am Berliner Flughafen – Kosten wachsen weiter
BERLIN - Es war ein warmer Tag im Frühjahr 2012, als eine Nachricht für Fassungslosigkeit, Ärger und Gelächter gesorgt hat. Nur wenige Tage vor der geplanten Eröffnung des neuen Berliner Großflughafens BER erhielten Tausende längst geladene Ehrengäste – darunter auch die Bundeskanzlerin – per Post eine Absage der Feierlichkeiten. Seither zählt der Berliner „Tagesspiegel“die „Tage seit Nichteröffnung“. 2001 sind es heute genau.
Pünktlich zum neuen Tausender wurden nun weitere Mängel am Mammutbauwerk bekannt, die eine Eröffnung in diesem Jahrzehnt unwahrscheinlich erscheinen lassen. Der Tüv Rheinland hat etliche gravierende Probleme in einem bislang nicht bekannten Statusbericht aufgeführt. Die Brandschutzanlage, die schon vor fünf Jahren nicht funktionierte, kann von den Behörden danach immer noch nicht abgenommen werden.
Probleme mit dem Brandschutz
Sprinkleranlagen mit zu hohen Durchflussmengen oder Druckproblemen wurden bemängelt, ebenso die Steuerung der Entrauchungsanlage. Kilometerlange Rohrleitungen müssen wohl erneuert werden. Eine „Wirksamkeit und Betriebssicherheit“sei nicht gegeben, stellen die Gutachter fest.
Für den noch neuen Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sind dies nach eigenen Angaben bekannte Hiobsbotschaften. Die Expertise des Tüv werde als Grundlage für eine tragfähige Terminplanung gebraucht, erklärt das Unternehmen. In drei Wochen will der Manager sich auf einen neuen Eröffnungstermin festlegen. Zuletzt sah der Terminplan einen Abschluss der Bauarbeiten im August 2018 vor. „Der Rahmenterminplan zur baulichen Fertigstellung ist ambitioniert“, räumt Lütke Daldrup ein. Nach einer längeren Probephase könnten die ersten regulären Maschinen dann Anfang 2020 oder auch erst 2021 in Schönefeld abheben. Wie viel der Airport am Ende kosten wird, steht damit ebenfalls in den Sternen. 2,5 Milliarden Euro sollten es bei Baubeginn sein, 6,6 Milliarden sind von den drei Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund zurzeit bewilligt. Jeder Monat ohne Flugverkehr kostet Millionen. Die Teuerung erklärt sich auch aus den Vereinbarungen mit den Firmen, die am BER bauen. Das Auftragsvolumen eines beteiligten Unternehmens hat sich laut „Tagesspiegel“von anfänglich weniger als zehn Millionen Euro mittlerweile verzehnfacht, ohne dass damit eine Mehrleistung verbunden ist. Die Nacharbeiten zum Stundensatz füllen die Kasse des Konzerns. Auf Pauschalpreise lassen sich viele Baufirmen angesichts der vielen Ungewissheiten der Bauplanung gar nicht mehr ein.
Finanzierung ist noch offen
Auf sanktionsfähige Terminvereinbarungen auch nicht. Bei den geschätzten Baukosten wird es nicht bleiben. Denn sicher ist eines: Schon zur Eröffnung wird der BER aus allen Nähten platzen. 22 Millionen Passagiere können dort jährlich abgefertigt werden. So viele starten und landen im Flughafen Tegel auch heute schon. Durch zusätzliche Terminals will die Betreibergesellschaft die Kapazität auf 55 Millionen Passagiere im Jahr 2040 ausbauen. Die Finanzierung ist noch offen. Allerdings könnte der BER die Erweiterung dann auch schon aus eigenen Einnahmen aus dem Flugbetrieb bestreiten. Wenn es diese jemals geben wird.