Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bezahlen für die Plastiktüte – hilft das wirklich, Müll zu reduzieren?
Zahlen für Plastik ist auf jeden Fall der richtige Weg. Und der Aufpreis für Tüten, hergestellt aus Erdöl, zeigt bereits die gewünschte Wirkung, wie an den Laufbändern Richtung Supermarktkasse zu beobachten ist. Da kommt die Plastiktüte nur sehr selten noch zum Einkauf oben drauf, weil die meisten inzwischen eigene Taschen, Rucksäcke oder Klappboxen dabei haben.
Sollte man diese mal vergessen – da spreche ich aus eigener Erfahrung – ärgert man sich, eine dieser vermaledeiten Plastiktüten kaufen zu müssen. Auch wenn es nur ein paar Cent sind – die reuen mich. Lieber versuche ich, die Einkäufe so zu schleppen. Der Strafgroschen für Plastiktüten funktioniert also. Der psychologische Effekt, mehr zahlen zu müssen, zeigt Wirkung. Man muss schon sehr selbstgefällig oder gar ignorant sein, wenn einen der Denkanstoß, den der Aufpreis für Plastiktüten auslöst, völlig kalt lässt. Das sind dann die Unbelehrbaren, die weiter Plastikmüll produzieren, ohne darüber nachzudenken. Von denen wird es leider immer welche geben.
Was als Pfand bei Getränkedosen und -flaschen funktioniert, geht eben auch als Aufpreis für Tüten, um Müll zu vermeiden. Nur müssen jetzt weitere Länder dem guten Beispiel aus Deutschland folgen, denn Plastikmüll ist ein weltweites Problem.
m.schildgen@schwaebische.de
Träumt weiter, werte Jutetaschenträger – und betrachtet mich als abschreckendes Beispiel! Denn die Sache mit der Plastiktüte läuft doch tatsächlich mit unschöner Regelmäßigkeit so: Immer wieder samstags, wenn der gigantische Einkauf im Supermarkt an- steht, mahnt die umweltbewusste Gattin nachdrücklich, bloß nicht den Korb und die Stofftaschen zu vergessen. Ebenso löblich wie vergeblich übrigens. Nicht, dass ich bösen Willens wäre, liegt mir das Schicksal der Meeresbewohner doch ebenfalls am Herzen. Der Geist ist willig, nur das Gedächtnis ist schwach. Mit der Konsequenz, dass ich circa eine Stunde später unglücklicher Besitzer dreier neuer Plastiktüten geworden bin. Macht summa summarum 60 Cent – und tut mitnichten weh. Bis nächsten Samstag dann und schönes Wochenende noch!
20 Cent pro Plastikbeutel als drakonische Strafe und nachhaltige Gedächtnisstütze? Da lachen ja die Hühner, und die Fische in den Ozeanen weinen bittere Tränen. Nein, ich fordere keine Haft für Plastiktütennutzer wie in Kenia, sondern ein schlichtes Verbot des unseligen Beutels. Das allein nutzt der Umwelt, das hilft mir und den Leidensgenossen der Anonymen Vergesslichen. Denn fünfmal zwischen Supermarktkasse und Auto hin- und herpendeln, das wollen wir nun wirklich nicht.
Das funktioniert doch jetzt schon wunderbar. Von Moritz Schildgen Da lachen ja die Hühner, und die Fische weinen bittere Tränen. Von Dirk Uhlenbruch
d.uhlenbruch@schwaebische.de