Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Immer wieder staunen wir darüber, welch fantasievolle Begriffe sich unsere Verwaltung einfallen lässt, um bestimmte Sachverhalte zu umschreiben – oder sollen wir sagen: zu verbrämen? Als „grundsätzlich plausibilisiert“betrachten die Kassenhüter im Häfler Rathaus, dass der Flughafen nicht nur 13,6 Millionen Euro benötigt, sondern 17,4 Millionen Euro. Aha. Wir hätten da alternative Vorschläge für „plausibilisiert“, die auch der Bürger versteht: annehmbar, einleuchtend, nachvollziehbar.
Ebenfalls eher unverständlich, aber vertraglich so anscheinend vereinbart, ist der Umstand, dass der Kulturverein „Blaue Blume“rund 18 000 Euro für die Erschließung eines Grundstückes zahlen soll. Das Grundstück muss der Verein in drei Jahren wieder verlassen – um dann für den Rückbau noch einmal zur Kasse gebeten zu werden?
An sich sind Erschließungskosten vom Eigentümer zu zahlen. Wenn der aber in den Mietvertrag hineinschreibt, die Kosten seien vom Mieter aufzubringen, dann ist das zunächst mal vertraglich bindend. Wenn aber der Eigentümer – im konkreten Fall die Stadt Friedrichshafen – selbst bestimmt, dass eine Erschließung nötig ist, dann schafft die Kommune also selbst die Voraussetzung, bei der „Blauen Blume“zu kassieren. In diesem Zusammenhang geistert an der Zeppelin-Universität der Begriff „Formfehler“durch die Flure. Gleichzeitig macht die Frage die Runde, warum die Stadt der „Blauen Blume“nicht einfach sage, dass sie unerwünscht sei. „Weil sie dann keine 18 000 Euro kassieren könnte“, heißt es.
Das Personal-Karussell dreht sich weiter. Jetzt hat auch Archivar Ingo Weidig das Dornier-Museum verlassen, wie er selbst auf Facebook mitteilt. Er ist nicht der erste Luftfahrt-Museums-Fachmann, der geht. Haben die denn alle keine Lust auf die museale Landshut-Aufarbeitung, fragen sich die Spießgesellen.
Die Gästekarte Echt-BodenseeCard (EBC) hat’s zuletzt schwer gehabt. Kleiner Tipp für ein besseres Image: Offen darüber sprechen, was man für die Zukunft plant und welche Optionen es gibt. Das nennt sich dann Transparenz und das wirkt deutlich offener, als wenn aus jedem kleinen Schritt ein großes Geheimnis gemacht wird.