Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ravensburg sagt Graffiti-Schmierereien den Kampf an
Die Stadt geht mit neuer Initiative gegen Sachbeschädigung vor – Unterstützung von privaten Hausbesitzern
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg hat genug von Schmierereien auf Mauern, Verkehrszeichen und Gebäuden. Deshalb ruft sie nun eine Anti-Graffiti-Initiative ins Leben. So sollen illegale Graffitis künftig schneller beseitigt und deren Verursacher härter bestraft werden. Bei allen Schmierereien gibt es unverzüglich eine Anzeige. Zudem erhalten private Hausbesitzer von der Stadt einen Zuschuss von 100 Euro, wenn sie Graffitis anzeigen und entfernen lassen.
„Die Frequenz und Prominenz von Schmierereien im Stadtgebiet nimmt zu“, stellte der Erste Bürgermeister, Simon Blümcke, in der Gemeinderatssitzung am Montag fest. Besonders häufen sich die Buchstabenkürzel, in der Sprayer-Szene „Tags“genannt. „Das ist nicht nur Sachbeschädigung, sondern auch ein undemokratisches Verhalten – denn der öffentliche Raum gehört jedem“, so Blümcke.
Aus diesem Grund will die Stadt nun handeln: Im Rahmen der Aktion „Lebenswerter öffentlicher Raum“startet sie unter dem Titel „Anti-Graffiti-Initiative“ein Maßnahmenpaket. Das Paket sieht unter anderem vor, dass der Betriebshof einen Dauerauftrag erhält, Schmierereien in der Stadt schnellstmöglich zu beseitigen. Auch werden in Zukunft alle illegalen Graffitis an städtischen Gebäuden sofort zur Anzeige gebracht. Die Verursacher sollen, sobald sie ermittelt sind, in Regress genommen werden und für den Schaden aufkommen. „Wir machen aus den Schmierereien ein Schwerpunktthema“, sagte Blümcke am Montag mit aller Härte.
Darüber hinaus will die Stadt auch Privateigentümer unterstützen, wenn sie Opfer von Vandalen geworden sind. So bekommen Hausbesitzer von der Stadt einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro, wenn sie Graffitis fachgerecht beseitigen lassen und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung stellen. Im Haushalt für 2018 sind hierfür zunächst 10 000 Euro eingestellt. „Wir wollen die Bürger zu unseren Verbündeten machen“, beschreibt der Bürgermeister das Ansinnen.
Schülerrat ist mit im Boot
Der Ravensburger Schülerrat wirkt bei der Aktion „Lebenswerter öffentlicher Raum“mit und ist daher auch in die Anti-Graffiti-Initiative eingebunden. Die Sprecherin des Schülerrats, Regina Kininger, betonte in der Gemeinderatssitzung: „Auch wir Jugendlichen wollen nicht an jeder Ecke Hakenkreuze oder andere Symbole sehen.“Denn illegale Graffitis seien „eine Beschmutzung und Straftat“. Stattdessen setze sich der Schülerrat laut Kininger dafür ein, die Jugendlichen für das Thema zu sensibilisieren – etwa über Rektoren und Lehrer.
Gleichzeitig sollen im Stadtgebiet legale Graffiti-Flächen geschaffen werden. „Da können sich Künstler dann austoben“, meint Regina Kininger. Die Stadtverwaltung unterstützt dieses Vorhaben. „Wir arbeiten mit den Schülern zusammen“, so Simon Blümcke.
Eine legale Fläche, die es bereits gibt, befindet sich in der Fußgängerund Radfahrer-Unterführung unter der Meersburger Straße beim Wernerhof. Außerdem wird im Sommer 2018 der Skatepark erweitert und verschönert. Stadt und Schülerrat könnten sich eigenen Angaben zufolge vorstellen, dass dort nach den Umbauarbeiten einige der Sprungelemente mit Graffiti-Kunst gestaltet werden.
Die Anti-Graffiti-Kampagne wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. August Schuler (CDU) betrachtete die „Welle an Schmierereien“als „Begeisterung, etwas zu zerstören“. Das müsse unterbunden werden. Jürgen Bretzinger (Grüne) war der Ansicht, dass die Stadt mit der Initiative aktiv an die Öffentlichkeit gehen müsse. „Bis jetzt können kaum Täter dingfest gemacht werden“, beschrieb Bretzinger ein wesentliches Problem. Frank Walser von der SPD sah das ähnlich: „Die Täter zu ermitteln, ist schwierig. Regressansprüche muss man durchsetzen können.“
Wilfried Krauss (BfR) meinte hingegen, dass sich Schmierereien nicht ganz verhindern lassen würden. Wolfgang Metzger (FW) bedauerte die Privatbesitzer, die am Ende den Schaden haben. „Dort, wo etwas kaputt gemacht wird, kommt der Nächste und macht weiter“, meinte Michael LopezDiaz von der Unabhängigen Liste zum Nachahmereffekt. Und FDP-Politiker Oliver Schneider insistierte, dass es einen präventiven Ansatz brauche. „Es geht nicht nur darum, Geld für die Beseitigung auszugeben“, so Schneider, „man muss die Schmierereien schon im Vorfeld verhindern.“