Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
1066 Flugmeter bringen den Grand Slam
Die Zahlen der 66. Vierschanzentournee – Eine Schweizer 20,0 für Andreas Wellinger
Die 316 Wettkampfsprünge sind gesprungen (Richard Freitag war in Innsbruck nur ein Versuch vergönnt, drei Springer wurden in Oberstdorf disqualifiziert – deshalb die eigenwillige Zahl), die 66. Vierschanzentournee ist Geschichte. Was in Erinnerung bleiben wird von ihr? Der sportlich souveräne, erneut sehr sympathische Auftritt des Kamil Stoch, das Lausbubengrinsen Andreas Wellingers in Bischofshofen, das Flair von Flutlichtwettbewerben sogar bei Regen, die Stimmgewalt speziell der polnischen Fans. Und, und, und ... und jede Menge (be)merkenswerter Zahlen. Eine Auswahl:
Der weiteste Sprung der gesamten Tournee war ihr achtletzter. 140,0 Meter stand Robert Johansson in Bischofshofen – Platz acht veredelte der Norweger so noch zu Platz fünf.
Die meisten Weitenpunkte wert war eine Luftfahrt Kamil Stochs: die 137,0 Meter des späteren Grand-SlamGewinners im Finaldurchgang von Oberstdorf. 60 Zähler gab es für das Erreichen des Kalkulationspunktes (am Schattenberg 120 Meter), je 1,8 Punkte für jeden weiteren geflogenen Meter. Macht 90,6 Zähler.
Die meisten Haltungspunkte der Tournee gab es für gleich drei Sprünge. Kamil Stoch bekam für seine siegbringenden 137,0 Meter in Bischofshofen ebenso 58,0 Zähler wie für seine 139,5 Meter im Partenkirchener Finaldurchgang. Auch die 139,5 Meter, mit denen Andreas Wellinger seine fünfte Vierschanzentournee auf der Paul-Außerleitner-Schanze krönte, wurden mit 58,0 Punkten bedacht. Einem Preisrichter war der Versuch des Ruhpoldingers gar die einzige 20,0 der neun Tourneetage wert: Der Schweizer Fabrice Piazzini konnte keinen Makel entdecken. Zur 20,0 kamen je zweimal eine 19,0 und eine 19,5. Macht (höchste und niedrigste Wertung werden gestrichen) 58,0. Als ungleich weniger elegant erachtete das Ästhetik-Quintett die Luftfahrt, die Richard Freitag alle Chancen nahm. Ein Sturz drückt qua Reglement gewaltig aufs Urteil; dreimal 11,0 Zähler flossen folglich in die Bewertung des Innsbrucker 130,0-Meter-Flugs ein, der nach der Landung so jäh im Schnee endete. Sturzfrei ließen die 41,0 Punkte des Tschechen Vojtech Stursa in Oberstdorf die meiste Luft nach oben.
Um Haltung also hatte sich der 22-Jährige vergebens gemüht im Himmel überm Schattenberg. Kein Wunder, dass nach nur 88,5 Metern alles vorbei war: der kürzeste TourneeHüpfer! Der „wertvollste“Sprung der Tournee 2017/18 war Kamil Stochs zweiter in Oberstdorf; er bescherte dem 30-Jährigen aus Zakopane 148,6 Punkte. Die Weite (137,0 Meter) trug dazu 90,6 Zähler bei, 57,0 kamen über die Noten. Fast windstill war es (was Kamil Stoch weidlich nutzte!), sodass der minimale Rückenwind (0,08 Meter/Sekunde) mit lediglich 1,0 Punkten kompensiert wurde.
Sieger der 66. Vierschanzentournee wurde Kamil Stoch mit – die Zahl schlechthin – 1108,8 Punkten. Weshalb, das zeigen auch die folgenden Vergleiche der ersten drei (jeweils alle acht Wettkampfsprünge addiert):
Gesprungene Meter: Kamil Stoch 1066,0; Andreas Wellinger 1029,0; Anders Fannemel 1028,5 (Richard Freitag 657,5 Meter aus fünf Sprüngen).
Haltungsnoten: Kamil Stoch 454 Punkte; Andreas Wellinger 433,5; Anders Fannemel 428.
Windeinfluss (Addition der gutgeschriebenen/abgezogenen Kompensationspunkte; größerer Wert = schlechtere Bedingungen): Kamil Stoch 11,4; Andreas Wellinger 37,5; Anders Fannemel 21,7.