Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zwischen Zirkus und Ozean
Projektwoche der Bodensee-Schule St. Martin entführt in die Unterwasserwelt
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Bei der alljährlichen Zirkusprojektwoche der Bodensee-Schule St. Martin haben fast hundert Schüler der Klassen drei bis acht ihr Publikum in diesem Jahr mit in ein „Land aus Muschelsand, von Riff und Schlucht durchzogen“genommen. Dabei zeigten sie die Gemeinsamkeiten von Zirkus-, und Unterwasserwelt: Beide Welten seien leuchtend, schillernd, reich an Farben, Formen und Arten.
Drei Tage lang haben alle Artisten gemeinsam geprobt. Zuvor hatten sie das Jahr über in einzelnen Freizeitgruppen gearbeitet und die Nummern unter dem Motto „Unterwasserwelt“erarbeitet. Am Donnerstag und Freitag wurden dann fünf Vorstellungen gezeigt. Die eingeladenen Gäste waren zukünftige Schulkinder, Kindergartenkinder aus dem gesamten Bodenseekreis. Auch Eltern, Geschwister und Mitschüler der jungen Artisten waren begeisterte Zuschauer und sparten nicht mit Applaus, schreibt die Bodensee-Schule in ihrem Bericht.
Farbenfrohes Leben unter Wasser
Seit Schuljahresbeginn lernten die Kinder, die die Freizeitgruppe Zirkus gewählt haben, die große Palette der Zirkustechniken kennen und entschieden sich für ihren Schwerpunkt. Hier war für jeden was dabei: Jonglage mit Bällen, Keulen, Hocker, Devilstick, Poi oder Diabolo, Luftartistik am Trapez, Ring oder am Vertikaltuch, Akrobatik am Boden, Balancieren auf Kugeln oder Walzen oder Clownerie.
Das Bühnenbild war ganz dem Ozean gewidmet: Ein orange leuchtendes Fischernetz mit farbenfrohen Fischen schmückte den schwarzen Vorhang. Blaue Turnmatten, darauf Folie, die wellenartig bewegt wurde, in der Mitte wurde der Ocean-Drum, ein Percussions-Instrument sanft bewegt und so das Rauschen des Meeres ins Manegentheater gebracht: „...tief unter Wind und Wogen, wo Korallenburgen ragen, wird alles rings vom ruhigen Schlag des Meeresstroms getragen“. Spätestens nach diesem Eröffnungsbild waren alle Zuschauer in das Land aus Meeressand eingetaucht.
„Iiih , jetzt wird’s nass!“schrien die drei Clowns, setzten sich Duschhauben auf und führten von da an durch die Welt aus Meeresschnecken, Seegras, Fischen, Muscheln samt Perlen, Seesternen und fischten ihnen oft Unbekanntes aus einem kleinen Planschbecken. Die drei schafften theatralische Übergänge und brachten kleine und große Zuschauer zum Schmunzeln und Lachen. Selbst eine Seeschlange wurde herausgezogen.
Unzählige Gestaltungsmöglichkeiten für eine Inszenierung wurden sichtbar. In den Tiefen des Meeres lebt unvorstellbares Getier, welches selbst Licht erzeugen kann. So verwundert es nicht, wenn zum Finale die Manege von der Dunkelheit verschluckt wird, um dann von schwingenden, wilden Leuchtpois erneut erhellt zu werden.
Das Leben unter Wasser in all seiner Formen- und Farbenvielfalt spiegelte sich auch in den teilnehmenden Schülern wider. Altersgemischte Gruppierungen, die sonst in unterschiedlichen Freizeitgruppen trainieren, kamen in dieser besonderen Projektwoche zusammen. Angeleitet von Teamleitern mit ebenso größtmöglicher Vielfalt: Zirkuspädagogen, Lehrer und Erzieher, die vier FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr) und ältere Schüler. Besonders erwähnenswert ist auch eine ehemalige Schülerin, die das Abitur gemacht hat und inzwischen beim DRK im Schichtdienst arbeitet. Sie nutzte ihre Pausen nicht auf dem Sofa, sondern tauchte mit ein ins Zirkusmeer und betreute eigenständig eine große Luftartistengruppe an drei Trapezen. Die Jüngsten im Teamleiterkreis waren fünf Neuntklässler, die „Zirkus“als Thema ihrer Jahresarbeit gewählt haben. Mit großem Engagement und vor allem Einfühlungsvermögen betreuten sie jeweils eine Artistengruppe, erarbeiteten mit ihnen gemeinsam eine Nummer, machten sich Gedanken über Kostüme und Darstellungsmöglichkeiten, alles unter dem Motto „Leben im Ozean“. Sie räumten Matten und Zirkusmaterialien rein und raus und beruhigten hier und da ein besonders aufgeregtes Grundschulkind.