Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Beim Kärrelerennen geht es um den Fahrspaß
In Hepbach gehen heute selbstgebaute Fahrzeuge an den Start – Manfred Keller ist Originalität wichtig
HEPBACH - Beim Kärrelerennen treten heute, am Schmotzigen Dunnschtig, in Hepbach Fahrer in drei Altersklassen an. Zu ihnen gehört auch wieder Manfred Keller. Er ist seit dem ersten Kärrelerennen vor 24 Jahren mit dabei, als Kärrelebauer und natürlich auch als Kärrelefahrer. Vom kleinen Formel-1-Auto über rollende Hexen, Fische und Ufos bis zu einem Fred-Feuerstein-Mobil hat er schon jede Menge ungewöhnlicher Fahrzeuge auf die Rennstrecke in Hepbach gebracht. Anschieben ist beim Kärrelerennen nicht erlaubt, ein Antrieb auch nicht. Es darf nur gerollt werden.
„Oskar Brugger, der damalige Präsident der Hepbacher Narren, hat das Kärrelerennen ins Leben gerufen“, sagt Keller. Er habe damit die Dorffasnet in Hepbach stärker beleben und interessanter machen wollen. „Das hat funktioniert. In den Anfangsjahren war die Resonanz sehr groß“, sagt er. Damals wurden nicht nur die Geschwindigkeit der einzelnen Fahrer bewertet, sondern auch seine Maskierung und die Originalität des Gefährts. „Inzwischen zählt nur noch die Geschwindigkeit, aber die lässt sich eben messen“, sagt Keller.
Kettcar wird zum Dinosaurier
Angefangen hat er mit einem selbstgebastelten, grünen Dinosaurier, dem ein Kettcar als Fahrgestell diente. Später wurden Manfred Kellers Kärrele immer ausgefallener und aufwändiger. Er nutzte beispielsweise schon ein komplettes Auto als Unterbau. Doch eigentlich ist es seine Spezialität, jedes Jahr ein komplett neues Kärrele zu bauen. Dazu konstruiert er meist einen Rohrrahmen, den er aus Stahl zusammenschweißt. Manche seiner Fahrzeuge sehen beinahe aus wie echte Autos im Miniaturformat, etwa ein Ferrari, ein Silberpfeil oder ein Oldtimer. Für sie formte er jeweils den Grundkern aus Styropor und laminierte die Oberfläche. Dank des Laminats wirkt sie wie eine echte Karosserie. Eine Lenkung und eine Bremse gehören auch mit zur Standardausstattung. Über die Jahre hat Manfred Keller außerdem immer wieder an der Technik gefeilt, damit seine Kärrele etwas Geschwindigkeit bekommen und gut um die Kurve kommen.
Ihm macht es einfach Spaß, dabei zu sein und die Rennstrecke hinunterzufahren. „Es geht rein um den Fahrspaß“, sagt er. Er hat die Erfahrung gemacht, dass dreirädrige Konstruktionen am schnellsten unterwegs sind. Doch das ist ihm gar nicht wichtig. „Meine Kärrele sind nicht unbedingt die Schnellsten. Mit manchen Konstruktionen muss ich sehr dezent fahren“, sagt er. Dieses Jahr wird er übrigens einen alten Pflug über die Rennstrecke lenken. „Es ist ein Original-Pflug, der früher von Ochsen gezogen wurde“, sagt Keller. Vor den Pflug hat er ein Holzgestell montiert, auf dem ein weiß-grauer Ochse steht, der mit einem roten Halstuch und einer Schleife auf dem Kopf dekoriert ist. Die Figur besteht aus Hasendraht und ist mit Zeitungspapier und Tapete beklebt. Dem Ochsen hängt eine auffällige, rote Zunge aus dem Maul. „Er soll so aussehen, als würde er richtig hecheln“, sagt er.
Es kommt auch auf Details an
Die Ideen für seine Fahrzeuge hat Manfred Keller meistens schon Monate vor dem nächsten Kärrelerennen. Nach Weihnachten beginnt er mit dem Bau. „Das ist ziemlich zeitintensiv und alles andere leidet dann darunter“, sagt er. Wer seine Kärrele genauer betrachtet, kann ahnen, wieviel Arbeit dahinter steckt. Er kommt dann schon mal leicht auf 100 oder mehr Stunden. Für ihn spielt die Originalität nach wie vor eine wichtige Rolle. Seiner Meinung nach müssen auch die Details passen. So sitzt der rollenden Hexe, die er für seine Tochter Natalie baute, eine schwarze Katze auf dem Buckel. Und bei einem Piratenschiff sind die Öffnungen für Kanonenrohre zu sehen. „Ein Papagei durfte am Piratenschiff natürlich auch nicht fehlen“, sagt er.
Mit den Jahren sei die Zahl der Teilnehmer und Zuschauer allerdings etwas zurückgegangen. Doch Manfred Keller hofft, dass das Kärrelerennen zu seinem 25. Jubiläum im kommenden Jahr wieder mehr Zuspruch erhält. Er selbst plant, dann gleich mit fünf oder sechs Fahrzeugen an den Start zu gehen. „Den Dinosaurier vom ersten Rennen würde ich dann gerne reaktivieren“, sagt er. „Wenn die Originalität wieder bewertet werden würde, wäre es vielleicht für manche ein Anreiz, mitzumachen.“