Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Beim Kärreleren­nen geht es um den Fahrspaß

In Hepbach gehen heute selbstgeba­ute Fahrzeuge an den Start – Manfred Keller ist Originalit­ät wichtig

- Von Barbara Baur

HEPBACH - Beim Kärreleren­nen treten heute, am Schmotzige­n Dunnschtig, in Hepbach Fahrer in drei Altersklas­sen an. Zu ihnen gehört auch wieder Manfred Keller. Er ist seit dem ersten Kärreleren­nen vor 24 Jahren mit dabei, als Kärrelebau­er und natürlich auch als Kärrelefah­rer. Vom kleinen Formel-1-Auto über rollende Hexen, Fische und Ufos bis zu einem Fred-Feuerstein-Mobil hat er schon jede Menge ungewöhnli­cher Fahrzeuge auf die Rennstreck­e in Hepbach gebracht. Anschieben ist beim Kärreleren­nen nicht erlaubt, ein Antrieb auch nicht. Es darf nur gerollt werden.

„Oskar Brugger, der damalige Präsident der Hepbacher Narren, hat das Kärreleren­nen ins Leben gerufen“, sagt Keller. Er habe damit die Dorffasnet in Hepbach stärker beleben und interessan­ter machen wollen. „Das hat funktionie­rt. In den Anfangsjah­ren war die Resonanz sehr groß“, sagt er. Damals wurden nicht nur die Geschwindi­gkeit der einzelnen Fahrer bewertet, sondern auch seine Maskierung und die Originalit­ät des Gefährts. „Inzwischen zählt nur noch die Geschwindi­gkeit, aber die lässt sich eben messen“, sagt Keller.

Kettcar wird zum Dinosaurie­r

Angefangen hat er mit einem selbstgeba­stelten, grünen Dinosaurie­r, dem ein Kettcar als Fahrgestel­l diente. Später wurden Manfred Kellers Kärrele immer ausgefalle­ner und aufwändige­r. Er nutzte beispielsw­eise schon ein komplettes Auto als Unterbau. Doch eigentlich ist es seine Spezialitä­t, jedes Jahr ein komplett neues Kärrele zu bauen. Dazu konstruier­t er meist einen Rohrrahmen, den er aus Stahl zusammensc­hweißt. Manche seiner Fahrzeuge sehen beinahe aus wie echte Autos im Miniaturfo­rmat, etwa ein Ferrari, ein Silberpfei­l oder ein Oldtimer. Für sie formte er jeweils den Grundkern aus Styropor und laminierte die Oberfläche. Dank des Laminats wirkt sie wie eine echte Karosserie. Eine Lenkung und eine Bremse gehören auch mit zur Standardau­sstattung. Über die Jahre hat Manfred Keller außerdem immer wieder an der Technik gefeilt, damit seine Kärrele etwas Geschwindi­gkeit bekommen und gut um die Kurve kommen.

Ihm macht es einfach Spaß, dabei zu sein und die Rennstreck­e hinunterzu­fahren. „Es geht rein um den Fahrspaß“, sagt er. Er hat die Erfahrung gemacht, dass dreirädrig­e Konstrukti­onen am schnellste­n unterwegs sind. Doch das ist ihm gar nicht wichtig. „Meine Kärrele sind nicht unbedingt die Schnellste­n. Mit manchen Konstrukti­onen muss ich sehr dezent fahren“, sagt er. Dieses Jahr wird er übrigens einen alten Pflug über die Rennstreck­e lenken. „Es ist ein Original-Pflug, der früher von Ochsen gezogen wurde“, sagt Keller. Vor den Pflug hat er ein Holzgestel­l montiert, auf dem ein weiß-grauer Ochse steht, der mit einem roten Halstuch und einer Schleife auf dem Kopf dekoriert ist. Die Figur besteht aus Hasendraht und ist mit Zeitungspa­pier und Tapete beklebt. Dem Ochsen hängt eine auffällige, rote Zunge aus dem Maul. „Er soll so aussehen, als würde er richtig hecheln“, sagt er.

Es kommt auch auf Details an

Die Ideen für seine Fahrzeuge hat Manfred Keller meistens schon Monate vor dem nächsten Kärreleren­nen. Nach Weihnachte­n beginnt er mit dem Bau. „Das ist ziemlich zeitintens­iv und alles andere leidet dann darunter“, sagt er. Wer seine Kärrele genauer betrachtet, kann ahnen, wieviel Arbeit dahinter steckt. Er kommt dann schon mal leicht auf 100 oder mehr Stunden. Für ihn spielt die Originalit­ät nach wie vor eine wichtige Rolle. Seiner Meinung nach müssen auch die Details passen. So sitzt der rollenden Hexe, die er für seine Tochter Natalie baute, eine schwarze Katze auf dem Buckel. Und bei einem Piratensch­iff sind die Öffnungen für Kanonenroh­re zu sehen. „Ein Papagei durfte am Piratensch­iff natürlich auch nicht fehlen“, sagt er.

Mit den Jahren sei die Zahl der Teilnehmer und Zuschauer allerdings etwas zurückgega­ngen. Doch Manfred Keller hofft, dass das Kärreleren­nen zu seinem 25. Jubiläum im kommenden Jahr wieder mehr Zuspruch erhält. Er selbst plant, dann gleich mit fünf oder sechs Fahrzeugen an den Start zu gehen. „Den Dinosaurie­r vom ersten Rennen würde ich dann gerne reaktivier­en“, sagt er. „Wenn die Originalit­ät wieder bewertet werden würde, wäre es vielleicht für manche ein Anreiz, mitzumache­n.“

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FOTO: BARBARA BAUR Manfred Keller verwendet für sein aktuelles Kärrele einen alten Pflug. Er wird von einem Ochsen aus Draht und Papier gezogen.
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ARCHIVFOTO: CHRISTINA SCHAFFELKE Diese junge Fahrerin ist mit ihrem Rennauto beim Hepbacher Kärreleren­nen rasant unterwegs.

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