Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Große Emotionen, große Unsicherheit
Teilnehmerfeld wird erst eine Stunde vor Beginn der Spiele feststehen – Frenzel trägt Fahne
PYEONGCHANG (dpa) - Um das Programm wird noch ein großes Geheimnis gemacht. Klar ist, dass von der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 2018 am heutigen Freitag (12 Uhr MEZ/ARD und Eurosport) ein Zeichen des Friedens ausgehen soll. Das Fest im Olympiastadion ist auch Ausdruck der jüngsten Annäherung zwischen den beiden koreanischen Staaten. 22 nordkoreanische Athleten sind bei den Spielen dabei und werden zusammen mit den Sportlern aus dem Gastgeberland Südkorea hinter einer gemeinsamen Flagge einziehen und damit auch ein Signal der Einheit aussenden.
Erklingen wird dann auch „Arirang“– ein bekanntes koreanisches Volkslied, das schon früher bei gemeinsamen Auftritten zum Start von Olympischen Spielen die Nationalhymnen beider Länder ersetzt hat. Es wird für die einheimischen Zuschauer der wohl emotionalste Augenblick der Feier sein.
35 000 Zuschauer im Stadion und ein Milliardenpublikum weltweit am Fernseher werden die Eröffnungsfeier verfolgen und erleben, wenn Staatspräsident Moon Jae In die Eröffnungsformel spricht. Etliche Staatsgäste haben sich angekündigt, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Sorge hatten die Organisatoren nach den aggressiven Kältewellen in diesem Winter zuletzt, dass die Besucher im eigens für die Eröffnungsund Schlussfeier gebauten Olympiastadion in den Bergen um Pyeongchang zu stark frieren müssen. Nach Prognosen des koreanischen Wetteramtes könnten die Temperaturen am Freitagabend in der Region bei minus zwei bis minus fünf Grad liegen. An alle Zuschauer soll am Eingang ein Paket mit Handwärmern, Wärmekissen, einem Windcape und einer Mütze verteilt werden.
Pechstein gratuliert Frenzel
Erst eine Stunde vor Beginn der Eröffnungsfeier will der Internationale Sportgerichtshof CAS seine Entscheidungen über Klagen von 45 im Zuge des russischen Staatsdopingskandals gesperrten russischen Athleten und zwei Betreuern bekanntgeben, die ein Startrecht verlangen. Sollten die russischen Athleten erfolgreich sein, könnten sie das 168köpfige Team der „Olympischen Athleten aus Russland“(OAR) ergänzen, die ohne Hymne, Flagge und Nationaltrikots antreten. Bei der Eröffnungsfeier wird ihnen ein freiwilliger Helfer vorangehen, der die Flagge des IOC trägt: die fünf olympischen Ringe auf weißem Grund. Stanislaw Podniakow, der Chef de Mission, sagte, es sei nicht wichtig, unter welchem Teamnamen seine Athleten antreten: „Die Leute wissen doch alle, dass wir Russen sind.“
Die 153 Athleten umfassende deutsche Mannschaft wird derweil der Nordische Kombinierer Eric Frenzel als Fahnenträger anführen. Der schaute nach seinem 26-Stunden-Trip nach Pyeongchang – Frenzel war wie viele Funktionäre, Athleten und Journalisten erst mit mehr als sechsstündiger Verspätung am Flughafen München weggekommen – gestern recht müde aus der Wäsche bei seiner offiziellen Präsentation. „Es ist eine große Ehre, die Fahne einer Nation bei den Olympischen Spielen zu tragen“, sagte er.
Olympia-Fans und die Mitglieder des deutschen Teams bei den Winterspielen hatten ihn zum Fahnenträger für die Eröffnungsfeier gekürt.
Neben Frenzel, auf den 31,4 Prozent der Stimmen entfallen waren, hatten auch die umstrittene Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (24,5 Prozent), Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff (18,7), Skifahrerin Viktoria Rebensburg (16,7) und Rodlerin Natalie Geisenberger (8,7) zur Wahl gestanden. „Herzlichen Glückwunsch an Eric, er ist ein würdiger Fahnenträger. Es wird für ihn bestimmt ein unvergessliches Erlebnis, unser Team ins Olympiastadion zu führen“, sagte Pechstein. Für Frenzel war das Ergebnis der Wahl „eine große Überraschung. Ich habe mich riesig gefreut“.