Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Brochenzell wird zur Narrenhochburg
Tausende strömen zum großen Narrensprung – Prinzessin Elisabeth I und Prinz Berthold I geben sich die Ehre
MECKENBEUREN - Wenn sich die Einwohnerzahl Brochenzells auf einen Schlag scheinbar verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Es ist großer Narrensprung. So kamen am Sonntagmittag tausende Zuschauer nach Humpishausen, um sich dieses spektakuläre Ereignis nicht entgehen zu lassen.
Für einige Stunden verwandelte sich Humpishausen zur absoluten Narrenhochburg. Mehr als 4000 Hästräger und Mitglieder verschiedener Musik- und Lumpenkapellen sowie Fanfarenzüge juckten durch die Gassen und ließen sich von den Besuchern feiern. Dicht gedrängt standen die Zuschauer an den Straßenrändern und verfolgten das närrische Spektakel. Auch wenn die Sonne überall schien, nur nicht in Brochenzell, tat das der allgemein guten Stimmung keinen Abbruch. In schönster Feierlaune bejubelten die Besucher die 48 Gruppen.
Oberschwabens schönster Büttel
Angeführt wurde der närrische Lindwurm wie immer von den Reitern des Bucherhofs aus Brugg. Gleich danach schloss sich der Zunftwagen der gastgebenden Zunft, mit Oberschwabens schönstem Büttel Edwin Lanz an Bord, an. „Humpis-Ahoi!“, schallte es nun von allen Seiten. Hunderte Humpis- und Schlossnarren, Kräuterweible und vor allem Humpishexen, die mit Abstand größte Gruppe der Zunft, rasten durch die Gassen. Wegen des nassen Wetters konnten die Springerhexen dieses Mal nicht mit ihren akrobatischen Leistungen glänzen. Die Verletzungsgefahr war zu hoch. Zwei kleine Sprünge waren dennoch drin. Ob aus Ailingen, Tettnang, Bavendorf, Waldburg oder Obereisenbach- von überall her kamen die Narren nach Brochenzell.
„Kilchberg-Ahoi“, „Teuringer-Jole“, „D’Welle kommet-dugget euch“, „Narri- Narro“, „Phönix-Ab wie nix“– die unterschiedlichen Narrenrufe schallten gekonnt durch die Menge. Mit der traditionellen Narrenmesse waren die Brochenzeller am Morgen in den Tag gestartet. Beim anschließenden Zunftmeisterempfang meisterte Bürgermeisterin Elisabeth Kugel erfolgreich ihre Premiere als Prinzessin Elisabeth I. Zusammen mit Prinzgemahl Berthold I an ihrer Seite durfte sie sich ein ums andere Mal spitze Bemerkungen in Bezug auf die fehlende Zunftstube der Brochenzeller Narren anhören. „Liebe Prinzessin Elisabeth, hast du es vernommen mit dem Narrenheim?“, ließ Moderatorin Andrea Smigoc nicht locker.
Die Auszeichnungen verdienter Mitglieder übernahmen Fridolin Aierstock und August Reichle vom Alemannischen Narrenring. Den Hästrägerorden erhielten Katja Sturm, Corinna Funk, Gerhard Arndt, Markus Huchler und Barbara Straub. Für Markus Reiner gab es den Ehrenhäsorden Silberkranz. Zu Tränen gerührt war Ehrenzunfträtin Hannah Gresser, als sie von den Tänzerinnen der Großen Garde mit den Worten: „Ohne dich hätte es uns nicht gegeben!“, einen Blumenstrauß überreicht bekam.