Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zitat des Tages

Andreas Thiele ist nicht nur Tierarzt: Er bereitet auch ein Kindermusi­cal in Fischbach vor und ist in seiner Freizeit Schauspiel­er

- Von Britta Baier

„Ich hatte über Heimtiere nur gelernt, dass Hamster beißen und Kaninchen Heu fressen. Das war mir zu wenig – ich wollte ja ein besserer Tierarzt werden.“ Andreas Thiele ist Tierarzt aus Leidenscha­ft. Überdies engagiert er sich auch noch ehrenamtli­ch.

- Wer schon mal mit einem Notfall bei Andreas Thiele in Bunkhofen war, weiß, dass er ein Tierarzt mit Leib und Seele ist. Dazu gehört nicht nur, dass er sich nachts den Wecker stellt, um einem kranken Schützling die Medizin zu geben, sondern auch, dass er den Besitzer regelmäßig über den Gesundheit­szustand des Tierchens informiert – dabei spielt der Wochentag keine Rolle. Dennoch findet er Zeit, sich auch ehrenamtli­ch zu engagieren – in wenigen Wochen beispielsw­eise starten wieder die Vorbereitu­ngen zum Kindermusi­cal in Fischbach.

Angefangen hat alles mit einem kranken Hamster und Kaninchen, die der damals zwölfjähri­ge Andreas Thiele zum Tierarzt brachte. Jedes Mal bekam er eine Vitaminspr­itze mit nach Hause, die er seinen beiden Haustieren verabreich­en sollte. Zwei Tage später waren sie tot. „Ich wollte es besser machen als der Arzt damals, denn das hat mir das Herz gebrochen“, blickt er auf seine Anfänge zurück. Er zog zu Hause in Geislingen an der Steige aus, um in Gießen sein Studium zu beginnen – Hamster und Kaninchen immer vor Augen. Umso größer war die Enttäuschu­ng nach dem Studium: „Ich hatte über Heimtiere nur gelernt, dass Hamster beißen und Kaninchen Heu fressen. Das war mir zu wenig – ich wollte ja ein besserer Tierarzt werden.“Deshalb ging er an die Kleintierk­linik der Tierärztli­chen Hochschule Hannover, die er gleichzeit­ig mitaufbaut­e. Drei Jahre später wechselte er von den kleinen Käfigtiere­n zu den Hunden und Katzen, war sowohl im chirurgisc­hen Hintergrun­ddienst wie auch im Notdienst tätig.

„Wenn heute ein angefahren­es Tier zu uns in die Praxis kommt, habe ich immer noch diese Routine von damals. Da läuft dann ein Film in meinem Kopf “, sagt Thiele. Was nicht bedeutet, dass ihn solche Situatione­n kalt lassen: „Mir tut jedes Tier leid, dem ich nicht helfen kann.“So kam es auch, dass einige „Findelkind­er“aus der Praxis inzwischen bei ihm und seiner Familie eingezogen sind – dazu gehören beispielsw­eise drei Kaninchen, Kater Findus und Hund Lenny.

Start mit Existenzän­gsten

Vor ziemlich genau 13 Jahren – am 1. Februar 2005 – hat er die Räume in Bunkhofen übernommen. „Anfangs mit Existenzän­gsten, denn ich hatte ja eine Familie zu versorgen“, räumt er ein. 24 Stunden lang habe er damals sieben Tage die Woche sein Telefon überwacht, weil „ich Angst hatte, ich bin nicht da, wenn es brennt. Ich bin kaum irgendwo hingegange­n.“Doch schnell war klar – dieses Pensum ist auf Dauer nicht machbar.

Er suchte sich Auszeiten für sich – wie beispielsw­eise als Vorsitzend­er des Figurenthe­aters in Ravensburg. Stücke auswählen, einstudier­en, Bühnenbild­er erstellen, sich um die Technik kümmern, Proben und Auftritte – Andreas Thiele ist überall dabei. Auch der Häfler Gospelchor „Almost Heaven“hat es ihm seit einigen Jahren angetan – auch hier kümmert er sich nebenbei um die Technik. „Ich kann nicht einfach nur so irgendwo mitmachen“, sagt er schmunzeln­d. Derzeit laufen die Vorbereitu­ngen für sein drittes Hobbyproje­kt - dem Kindermusi­cal in der Baptisteng­emeinde in der Rotkreuzst­raße - auf Hochtouren. Hier organisier­t er alles - vom Stück über Einladunge­n für die Kinder bis hin zu den Proben und Aufführung­en.

Zudem ist er betreuende­r Tierarzt für ein Gartencent­er, wo er alle paar Wochen nach den zu verkaufend­en Tieren schaut. Und nicht zu vergessen der Job an der Berufsschu­le in Aulendorf, an der einmal pro Woche sein Wissen weitergibt. Die tierischen Patienten bekommen von all’ seinem Engagement nichts mit. Im Notfall steht er ihnen Tag und Nacht zur Seite: „Mir ist das Einfühlung­svermögen sehr wichtig – sowohl fürs Tier als auch den Besitzer, denn der leidet meist ebenso und braucht jemanden.“Tatkräftig­e Unterstütz­ung bekommt er von seinen Kollegen: „Wir sind ein tolles Team.“

Und auch in der Familie ziehen alle an einem Strang: „Hin und wieder muss meine Frau auch mal einspringe­n und mir helfen – gerade nachts oder am Wochenende.“Überhaupt habe sie ihn all’ die Jahre hervorrage­nd unterstütz­t, damit er seinen Traum von einer eigenen Praxis erfüllen konnte. Und wann schaltet ein so rühriger Tierarzt mal ab? „Im Urlaub. Einmal im Jahr geht es für zweieinhal­b Wochen auf eine ostfriesis­che Insel - von da kommt man nicht so schnell wieder weg. Selbst bei einem Notfall nicht“, sagt Andreas Thiele und schmunzelt.

 ?? FOTO: BRITTA BAIER ?? Ein Tierarzt, der nicht nur in seiner Praxis anpackt: Andreas Thiele ist mit Herzblut für seine tierischen Patienten da und engagiert sich in zahlreiche­n ehrenamtli­chen Projekten. Fürs Foto stellt sich Familienhu­nd Lenny zur Verfügung.
FOTO: BRITTA BAIER Ein Tierarzt, der nicht nur in seiner Praxis anpackt: Andreas Thiele ist mit Herzblut für seine tierischen Patienten da und engagiert sich in zahlreiche­n ehrenamtli­chen Projekten. Fürs Foto stellt sich Familienhu­nd Lenny zur Verfügung.

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