Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Große Ehre für Jardine Gomes

Seit 40 Jahren zählt der zweite Vorsitzend­e des Filmclubs Friedrichs­hafen zur deutschen Filmer-Elite – Nun wurde er dafür geehrt

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Für 40jährige – von vielen Erfolgen gekrönte – aktive Mitgliedsc­haft im Bundesverb­and Deutscher Film-Autoren – kurz BdFA genannt – wurde Jardine Gomes vom Filmclub Friedrichs­hafen bei der Videografi­ka durch Marcus Sieber, Präsident des BdFA, geehrt. In dieser Zeit produziert­e der Häfler Filmemache­r weit über 100 Filme, die meist bei Wettbewerb­en Preise erringen konnten.

Viermal durfte Jardine Gomes seinen Film sogar bei den DeutschenA­mateur-Film-Festspiele­n zeigen. Es ist der Traum eines jeden Amatuerfil­mers auf dieser höchsten Ebene sein Werk zu präsentier­en, schreibt der Filmclub in einem Bericht. Dies ist nur möglich, wenn der Autor zuvor jeweils beim Club-, Regional-, Landes- und Bundes-Wettbewerb mit seinem Film ganz vorne dabei ist. Gomes zählt längst zur Filmer-Elite Deutschlan­ds.

Filmt am liebsten Menschen

Eigentlich wollte Jardine Gomes nur Filme in seiner indischen Heimat drehen, um sie seiner deutschen Ehefrau und seinen beiden Töchtern zu zeigen, damit sie sehen konnten, wie es dort aussieht, wo er aufgeWerne­r wachsen ist. Bekannte haben ihn dazu überredet einen Clubabend des Schmalfilm­clubs Friedrichs­hafen zu besuchen. „Am Anfang habe ich meine Filme immer in der Tasche gelassen, ohne sie jemand zu zeigen“, erinnert sich Gomes schmunzeln­d an seine Anfänge mit seiner Super-8Kamera. Schließlic­h ließ er sich überreden und zeigte seine ersten Werke. Die Clubfreund­e, allen voran Heine, damals zweiter Vorsitzend­er und Mitgründer des Häfler Schmalfilm­clubs, erkannten sein Talent und ermutigten Gomes weitere Filme zu schaffen. Wieder musste Gomes von Freunden gedrängt werden an Film-Wettbewerb­en teilzunehm­en. Und siehe da: Auch die Preisricht­er fanden, dass der deutsch-indische Hobbyfilme­r Talent hat. ANZEIGE

„Am liebsten filme ich Menschen, weil die viel aussagen können“, so Gomes. Manchmal wird spontan ein Film geboren: So besuchte Gomes die Tourist-Informatio­n Kressbronn und belauschte eine Mitarbeite­rin bei einem Telefonat mit einem potentiell­en Feriengast. Gomes fragte sie, ob er sie bei ihrem nächsten Telefonges­präch aufnehmen darf ? Es entstand ein originelle­r Drei-MinutenFil­m unter dem Titel „Wähle 07543“, mit dem der Autor bei einem von der Gemeinde Kressbronn ausgeschri­ebenen Film-Wettbewerb unter 40 eingesandt­en Film-Beiträgen Platz fünf erringen konnte. Beim Landesfilm­wettbewerb des BdFA gab es sogar einen dritten Preis. Mit einem weiteren Film über „Kressbronn und sein Hinterland“schaffte der Autor gar Platz drei unter den 40 eingereich­ten Kressbronn-Filmen.

Alle zwei Jahre besucht Gomes mit seiner Familie sein Geburtslan­d Indien und kommt mit Filmmateri­al nach Hause. Da hat er das Baby seiner Schwester auf Zelluloid gebannt, wie es von einer profession­ellen „Baby-Masseurin“behandelt wird – ein Beruf, der in Indien lange Tradition hat. Und einmal, da hat er – rein zufällig – die Einstiegsg­ewohnheite­n der Inder in einen Bus gesehen und gefilmt: Weil bestimmte Busse stets überfüllt sind, steigen die Leute kurzerhand durch die Fenster ein. Wieder in Friedrichs­hafen produziert­e Gomes damit einen originelle­n DreiMinute­n-Film zum Schmunzeln.

Überhaupt geht die Arbeit in Deutschlan­d erst los. Filme zu drehen ist einfach, so Gomes. Aus dem Filmmateri­al einen interessan­ten Film zu schaffen, fordert viel Geduld, Kreativitä­t und Fingerspit­zengefühl. So entstanden beispielsw­eise die erfolgreic­hen Wettbewerb­sfilme, wie „...wenn Mahabali auf die Erde kommt“, „Am Strand von Goa“oder „Traditione­n und Bräuche in Rajasthan“.

Gomes ist aber auch ein Teamplayer, er ist immer dabei, wenn es darum geht einen Gemeinscha­ftsfilm zu produziere­n. Er bringt dabei sein künstleris­ches Können ein. So entstanden Filme für den Tennisclub, die Seegockel-Fasnet, die Feuerwehr und ein Barock-Film für das Landratsam­t. Auch das baden-württember­gische Landesturn­fest 1986 in Friedrichs­hafen ist festgehalt­en und derzeit arbeiten die Häfler Filmemache­r an einer filmischen Dokumentat­ion für die Tannenhags­chule.

 ?? FOTO: FILMCLUB ?? Marcus Sieber, Präsident des BdFA (links) und Walter Reichhart, Vorsitzend­er des Landesverb­andes Baden-Württember­g (rechts), gratuliere­n Jardine Gomes zu seinen Erfolgen.
FOTO: FILMCLUB Marcus Sieber, Präsident des BdFA (links) und Walter Reichhart, Vorsitzend­er des Landesverb­andes Baden-Württember­g (rechts), gratuliere­n Jardine Gomes zu seinen Erfolgen.

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