Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
VfB sucht Pächter für Vereinsgaststätte
Pachtvertrag der Vereinsgaststätte des VfB läuft aus – Niemand möchte die Gastronomie weiterführen
Bisherige Betreiberin hat Vertrag gekündigt, weil sie kein Personal findet.
FRIEDRICHSHAFEN - Der Pachtvertrag für die Vereinsgaststätte des VfB Friedrichshafen läuft Ende August aus. Bisher ist noch kein Nachfolger in Sicht – kein Einzelfall laut Hotelund Gaststättenverband Dehoga. Das beunruhigt den Vereinspräsidenten Wunibald Wösle. „Wenn es keine Vereinsgaststätte mehr gibt, fehlt vielen die Begegnungsstätte. Das betrifft nicht nur unsere Vereinsmitglieder, sondern auch die, die von außerhalb kommen und sich hier zu ihren Stammtischen treffen. Außerdem würde für uns eine Einnahmequelle verloren gehen“, sagt er.
Seit 2013 hat Dragana Abadzic die Gaststätte in den Räumen des VfB gepachtet. Sie bietet dort schwäbische und jugoslawische Küche an und hat Platz für rund 200 Gäste. Die Gaststätte besteht aus einem großen Raum sowie zwei kleinen Nebenräumen, die auch abgetrennt werden können. Nicht nur die Vereinsmitglieder nutzen die Räume als Treffpunkt nach dem Training oder nach den Spielen, regelmäßig finden dort auch Hochzeiten, Geburtstage oder andere Feierlichkeiten statt.
In der Küche steht die Mutter der Pächterin und bereitet dort die Gerichte zu. Doch aus gesundheitlichen Gründen muss sie kürzertreten und kann die Arbeit in der Küche nicht mehr alleine stemmen. Deshalb hat Dragana Abadzic den Pachtvertrag im vergangenen Jahr gekündigt – Ende August läuft er aus. Eigentlich würde Abadzic die Gaststätte gerne behalten. Aber: „Ich habe ein großes Problem, Personal zu finden, und ohne Personal kann ich die Gaststätte nicht weiterführen“, sagt sie.
„Die Kündigung war für uns ein schwerer Schlag“, sagt Wösle. Da Abadzic bisher kein Personal gefunden hat, haben sich Wösle und VfBStephanie Wolf dazu entschieden, nun in die Offensive zu gehen. „Wir haben schon Anzeigen geschaltet, aber darauf hat sich niemand gemeldet“, sagt Wolf. Dabei sei die Gaststätte in einem guten Zustand. „Die Investitionskosten halten sich in Grenzen“, sagt Wösle. Er ist sich sicher, dass die geringe Nachfrage nicht daran liegt, dass es sich um eine Vereinsgaststätte handelt. „In der Gastronomie ist es schwierig, Nachfolger zu finden. Bei uns in der Gegend gibt es einige ähnliche Fälle“, sagt er.
„Arbeitsmarkt ist wie leergefegt“
Diesen Eindruck bestätigt Bernd Dahringer, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Ravensburg des Hotelund Gaststättenverbands Dehoga Baden-Württemberg, die auch für den Bodenseekreis zuständig ist. „Der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt. Es ist mittlerweile generell ein Problem, Nachfolger in der Gastronomie zu finden. Vor allem, wenn es sich um familiär geführte Betriebe handelt“, sagt er. Die Jobs in der Branche seien stressig. Außerdem werde es immer schwieriger, sich als Gastronom auf dem Markt zu behaupten. „Es bleibt dabei finanziell oft nicht so viel übrig“, sagt Dahringer.
Außerdem seien Jobs in anderen Branchen attraktiver und lukrativer – auch für Ungelernte. „Industrieunternehmen können besser zahlen als wir in der Gastronomie. Außerdem sind die Arbeitszeiten oftmals besser“, sagt Dahringer. Hinzu komme, dass die Bodenseeregion ein Saisongebiet ist und sich die Fachkräfte nahezu aussuchen können, wo sie arbeiten. „Natürlich ist es schöner, in einem Hotel mit Terrasse und Blick am See zu arbeiten, als in einer Vereinsgaststätte“, sagt er. Bei Vereinsgaststätten komme noch hinzu, dass die Vereine oft viel mitentscheiden wollen, was die Betriebszeiten oder Preise betrifft.
Wösle möchte dem neuen Pächter nicht reinreden. Alles, was er sich von einem Nachfolger wünscht, ist, dass er die Gaststätte langfristig betreibt. „Wir hätten gerne wieder ein gemischtes Speisenangebot wie jetzt mit Dragana“, sagt Wösle. „Es wäre uns am liebsten, wenn wir sie behalten könnten. Aber wir müssen dafür sorgen, dass wir in jedem Fall weiterhin eine Vereinsgaststätte beim VfB haben.“