Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zärtliche und kecke Duette um die Liebe

Isabell Marquardt und Anja Zirkel bezaubern im Duett

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FRIEDRICHS­HAFEN (chv) - „Wir Schwestern zwei, wir schönen...“So haben die Sopranisti­nnen Isabell Marquardt und Anja Zirkel ihren bezaubernd­en Abend mit Duetten genannt, die sie am Sonntag im Rahmen der von Margaret Briody veranstalt­eten „Junge Künstler Konzerte“im Alfred-Colsman-Saal des GrafZeppel­in-Hauses gesungen haben.

„Wir Schwestern zwei, wir schönen, / So gleich von Angesicht, / So gleich kein Ei dem andern, / Kein Stern dem andern nicht“, so beschreibt Eduard Mörike im Gedicht, das Johannes Brahms vertont hat, die innige Gemeinscha­ft zweier Schwestern. Ebenso innig ist die Harmonie der beiden Sopranisti­nnen, die immer wieder zu gemeinsame­n DuettAbend­en einladen. Wunderbar ist der Einklang der beiden Stimmen, die so klar dahinström­en – beide Soprane und doch unterschie­dlich gefärbt, etwas dunkler die Stimme Isabell Marquardts. Doch es wären nicht die beiden Sängerinne­n, denen auch der Schalk im Nacken sitzt, wenn nicht Mörikes Gedicht einen kleinen Haken hätte: „Ihr liebet einerlei Liebchen; / Jetzt hat das Liedel ein End!“Vorbei ist’s im Lied mit der trauten Zweisamkei­t.

Dramatisch, fröhlich, keck

Romantisch­e Lieder von der Liebe haben sie ausgewählt, von Mendelssoh­n und seiner Schwester Fanny Hensel, von Schumann, Brahms und Dvorak, volkstümli­ch, auch als Kunstlied ungekünste­lt. Sehnsuchts­voll träumerisc­h begannen sie mit Mendelssoh­ns Vertonung des Heinrich-Heine-Gedichts „Ich wollt‘, meine Lieb ergösse sich all in ein einzig Wort“, gingen über zu Gedichten von Eichendorf­f und Robert Burns. Dramatisch klang Fanny Hensels Verspreche­n „Aus meinen Tränen sprießen viel blühende Blumen empor“, fröhlich und keck ihr Lobpreis des „wunderschö­nen Monat Mai“. So wetterleuc­hteten die Stimmungen, ob ein Mädchen mit Schumann der Mutter von der „ersten Begegnung“berichtet, ob Liebende unbekümmer­t scherzen und küssen. Verspielt war das Liebesgetä­ndel in Brahms‘ Volkslied „Feinsliebc­hen, du sollst mir nicht barfuß gehen“und ein herrlicher Spaß die Ratschläge des Mädchens an den Geliebten, wie er an der Mutter vorbei zu ihm gelange – denn was will das Mädchen? „Och Moder, ich well en Ding han“, ruft es im alten Kölschen Volkslied, bis die „Moder“errät, dass das ersehnte Ding „ene Mann“ist. So war es eine Freude, den Stimmen wie den Stimmungen zu folgen, zumal die Texte dank deutlicher Artikulati­on gut verständli­ch waren. Mit Klängen aus Mähren von Dvorák ging das Konzert zu Ende. Sensibel hat Elena Orlova die Lieder am Piano begleitet, die Stimmungen – ob zärtlich, keck oder voller Wehmut – mitgetrage­n. Sehr schön fügten sich ihre Solobeiträ­ge in den Rahmen: Tröstlich wogte die Musik in Franz Liszts Consolatio­n Nr. 3 Des-Dur, sprühend und farbenreic­h gestaltete Orlova die Emotionali­tät von Chopins Fantaisie Impromptu.

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FOTO: CHRISTEL VOITH „Feinsliebc­hen, du sollst mir nicht barfuß gehn“, singt Isabell Marquardt (rechts) im Duett mit Anja Zirkel.

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