Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zuhören ist gefragt
Zu „B 31: Umweltverbände werben für Alternative“, SZ vom 3. März. BUND, Nabu und VCD haben in einer Veranstaltung in Immenstaad über eine Machbarkeitsstudie zum dreispurigen Ausbau der bestehenden B 31Ortsumgehung referieren lassen. Die Umweltverbände leisten hierdurch einen Beitrag zum Dialog zwischen Bürgern und zur Meinungsbildung in Verkehrsfragen. Interessant war, dass – zumindest gefühlt – die Befürworter einer solchen Ausbauvariante durchaus nicht in der Mehrheit waren.
Außenstehende haben sich verwundert die Augen gerieben, wie tief die Gräben zwischen Gegnern und Anhängern des Straßen-Neubaus in Immenstaad sind. Es ist schade, dass vor allem die Befürworter einer vierspurigen „Autobahn“in etwas größerer Seeferne vor verbalen Tiefschlägen nicht zurückgeschreckt haben. Eine bessere Tugend wäre einfach mal das Zuhören gewesen, ging es doch um nicht mehr und auch nicht weniger als ein Planspiel für die Ausbauvariante im Bereich Immenstaad.
Es hilft auch nicht weiter, wenn die eine Seite die Verkehrszahlen künstlich hoch- und die andere Seite möglichst weit runterrechnet, indem hier wie dort Extremwerte auf das ganze Jahr projiziert werden. Von der professionellen Verkehrsanalyse und -prognose unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger und Mobilitätsachsen auch im seefernen Bereich wird viel abhängen. Dann wird sich im Planfeststellungsverfahren herauskristallisieren, welche Lösung die Erwartungen an unsere zukünftige Mobilität mit den Erfordernissen des Lärm-, Klima-, Arten- und Landschaftsschutzes am Besten unter einen Hut bringt.
Freie Flächen sind im Bodenseekreis ein knappes Gut. An der Bewahrung der Natur müssen gerade die Gemeinden, die auch vom Tourismus leben, ein vitales Interesse haben. Bleibt zu wünschen, dass sich alle „Verkehrsexperten“auf die gute demokratische Tugend der Kompromissbereitschaft besinnen, so kann am Ende eines Beteiligungsverfahrens, das alle Belange anhört und – hoffentlich auch nicht hinter verschlossenen Türen – bislang ohne Vorfestlegungen ausgekommen ist, eine Trassenführung gefunden werden, mit der fast alle gut leben können.
Matthias Klemm, Efrizweiler