Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wer ist rätselhafter: Salvador Dalí oder Monster und Geister?
Stadt Überlingen eröffnet im März spannende Ausstellungen in der Städtischen Galerie und im Museum
ÜBERLINGEN - „Neue Besucherrekorde streben wir nicht an, schließen sie aber nicht aus“, sagt Überlingens OB Jan Zeitler schmunzelnd, denn nach der Peter-Lenk-Ausstellung von 2017 zeigt die Stadt Überlingen in diesem Jahr in der Städtischen Galerie einen Künstler, dessen Namen wohl jeder kennt, einen Paradiesvogel, der sich selbst zur Kunstfigur stilisiert hat: Salvador Dalí (1904 bis 1989).
Dazu Kulturamtsleiter Michael Brunner: „Er zählt zu den populärsten und zugleich rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.“Dennoch habe es in Baden-Württemberg seit 1989 keine große Dalí-Ausstellung mehr gegeben. Wie Brunner am Montagnachmittag beim Pressegespräch im Überlinger Rathaus sagte, wird die Städtische Galerie im Faulen Pelz vom 16. März bis 11. November vierhundert Exponate zu Leben und Werk des Meisters des Surrealismus ausstellen: Bilder, Skulpturen, Fotografien, Grafiken, Kunstgewerbe, Möbel, Schmuck, Kleidung, Dokumente und ein Film sollen sein vielfältiges künstlerisches Schaffen vor Augen führen, in einer Fülle, die den Besucher „exzessiv erschlagen“soll. Dazu zählt auch Lisa Büschers lebensgroße Sitzfigur von 2016 und ein knallrotes Lippen-Sofa, auf dem die Besucher durchaus für ein Selfie Platz nehmen dürfen.
Für Brunner selbst stehen weniger die Exponate im Mittelpunkt als die Biografie, die er mit dem Werk zu verbinden sucht. Er fragt: „Wer war Dalí wirklich?“Der Künstler, der in jede Richtung Tabus gebrochen hat, der sich als neuer Velazquez, als größter Maler aller Zeiten stilisiert hat. Und er fragt: Wo ist die Grenze zwischen Kunst, Kommerz und Kitsch? Veränderungen in der Galerie hätten 15 Meter neue Hängefläche geschaffen, auch ein neues Farbkonzept verändere ihr Gesicht. Große Tafeln werden die Ausstellung begleiten, dazu werden Führungen angeboten, einen neuen Katalog wird es nicht geben.
Poltergeister und Werwölfe
Und noch eine zweite Ausstellung wurde vorgestellt: Vom 30. März bis 15. Dezember spukt es im Städtischen Museum, denn da dreht sich alles um „Monster und Geister vom Mittelalter bis heute“. Beleuchtung und Inszenierung würden dazu beitragen, dass es schön gruselig wird, doch Museumsleiter Peter Graubach versichert: „Keine Angst, man ist sicher im Haus, man kann allein durchgehen, auch Kinder tragen keinen Schaden davon.“Stereotype Bilder von Monstern wie Nosferatu oder Frankenstein sitzen in den Köpfen, doch hier geht es weniger um literarische Figuren als um den bis heute existierenden Glauben an Monster und Geistwesen aller Art. Da ist das „Handbuch über außergewöhnliche Phänomene unserer Welt“von 1670 aus der Überlinger Leopold-Sophien-Bibliothek gar nicht so weit entfernt vom aktuellen Handbuch zur Erforschung von Phänomenen wissenschaftlicher Anomalistik unter dem Titel „An den Grenzen der Erkenntnis“. Poltergeister, Werwölfe und Mischwesen, Naturgeister oder Totengespenster – ein weites Feld. Bis ins 18. Jahrhundert hätten die Menschen aller Bildungsschichten an die reale Existenz von Monstern und Geistern geglaubt, mehr als 500 menschliche und animalische Monster seien identifiziert worden, und auch heute braucht man nicht bis zu den Naturvölkern zu gehen, um Menschen zu finden, die an Geister glauben. Gemälde, Skulpturen, Dokumente und „magische Objekte“werden dies vor Augen führen. Es werde eine seriöse wissenschaftliche Ausstellung, versprechen Peter Graubach, Michael Brunner und KoKuratorin Claudia Vogel, die in engem Kontakt stehen mit einem Expertenteam in Österreich und der Schweiz.
Städt. Galerie im Faulen Pelz, 16. März bis 11. November: Salvador Dalí – Leben und Werk. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Vernissage am 16. März. Städt. Museum Überlingen, 30. März bis 15. Dezember: Monster und Geister vom Mittelalter bis heute. Geöffnet Dienstag bis Samstag, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 15 Uhr. Vernissage ist am 28. März im Rahmen einer „Langen Nacht der Geisterseher“.